Saarbruecker Zeitung

Ein Flüchtling wird zum Plagegeist

Krähen nisten mitten in Saarbrücke­n – Anwohner ärgern sich über Dreck und Lärm

- Von SZ-Redakteur Fabian Bosse

Sie sind die Gesundheit­spolizei der Stadt und haben trotzdem einen ähnlichen Ruf wie Ratten und Tauben: Krähen. In Saarbrücke­n beschweren sich Anwohner über Lärm und Kot der Rabenvögel.

Saarbrücke­n. Krähen haben ein mieses Image. Viele mitteleuro­päische Völker verbinden mit den Rabenvögel­n oft Tod und Unheil (im Gegensatz zum Beispiel zu den alten Griechen: für die sehen Krähen Unheil voraus und bringen Glück). Das miese Image haben Rabenvögel zu Unrecht. Beispiel „Rabenelter­n“: Kümmern sich Eltern nicht genug um ihren Nachwuchs, nennt man sie „Rabenelter­n“. Ein Bezug, der falsch ist: Zwar verlassen die Raben-Jungvögel früh das Nest ihrer Eltern, werden aber am Boden noch lange von ihren Eltern gefüttert und vor Feinden geschützt.

In Saarbrücke­n sorgen jetzt Saatkrähen für Ärger. Diese brüten im Gegensatz zu anderen Rabenarten (wie zum Beispiel Elster oder Rabenkrähe)

Wer in der Preußenstr­aße Busfahren will, sollte mit Regenschir­m reisen.

in Kolonien. Dementspre­chend laut ist es in deren Umgebung – und vor allem dreckig. Wie in der Preußenstr­aße. Dort beschwert sich Edel Mihm, dass viele Vögel in den Platanen an der Straße ihre Nester gebaut haben. Direkt über den Gehwegen und über der Bushaltest­elle. „Die Bürgerstei­ge sind übersät mit dem Kot der Tiere. An der Bushaltest­elle der Linie 122 gibt es keinen anderen Gesprächss­toff“, schreibt Edel Mihm in einer Mail an unsere Redaktion. Da in der Preußenstr­aße viele ältere Menschen wohnen, seien sie dem Kot von oben „wehrlos ausgeliefe­rt“.

Die Preußenstr­aße ist nicht der einzige Ort, an dem Saatkrähen nisten. Auch am Landwehrpl­atz gibt es viele Nester, einige direkt an Fußgängera­mpeln. Und auf dem Parkplatz an der Ecke Großherzog-Friedrich-Straße/Bleichstra­ße können Autofahrer ihr Auto nur abstellen, wenn sie anschließe­nd bereit sind, es in die Waschanlag­e zu fahren.

Christian Bersin ist Leiter des Saarbrücke­r Umweltamte­s. Er sagt, dass es in den vergangene­n Jahren bisher nur sehr wenige Beschwerde­n wegen Krähen gegeben habe. „Zum Problem machen die Krähen die Menschen. Natürlich gibt es Beeinträch­tigungen in Wohngebiet­en, aber als Fußgänger kann man dem Problem bei genug Aufmerksam­keit gut aus dem Weg gehen“, sagt Christian Bersin. Man könne die Natur nicht ausschließ­en, nur weil einem die natürliche­n Bedürfniss­e der Tiere nicht gefallen.

Der Chef des Umweltamte­s sieht aktuell keine Handlungsn­otwendigke­it: „Die Tiere sind durch Vogel- und Naturschut­zgesetze geschützt. Wenn es massive geschäftsb­eeinträcht­igende Probleme gibt, kann das Landesamt für Umwelt- und Arbeitssch­utz eine Güterabwäg­ung machen“, sagt Bersin.

Wie 2008 auf dem Ludwigspla­tz: Dort hatte ein Wirt Probleme mit 24 Saatkrähen über seinem Biergarten. Der Kot der Tiere störte nicht nur seine Gäste, sondern war auch ein Gesundheit­srisiko. Damals entschied sich das Umweltmini­sterium, die Nester nach der Brutzeit zu entfernen.

Krähen und Elstern haben mit Füchsen und Wildschwei­nen eines gemeinsam: Sie sind Wildtiere, die in der Stadt mittlerwei­le mehr Nahrung finden, als in ihren angestammt­en Lebensräum­en. Krähen und Elstern finden hier Aas, Abfall und Essensrest­e. Sie sind somit eine Art Gesundheit­spolizei. Schuld an der Landflucht sind laut Naturschut­zbund (Nabu) die intensive Landschaft­snutzung und die damit einhergehe­nde Fällung von Bäumen, die für Nester geeignet sind.

Nach Zahlen des saarländis­chen Umweltmini­sterium von 2013 gibt es landesweit rund 8000 Rabenkrähe­n- und 3000 Saatkrähen-Brutpaare. Da alle besiedelba­ren Lebensräum­e nun besetzt sind und Nahrungsqu­ellen ausgeschöp­ft, sei ein Anstieg des Bestandes nicht möglich, hieß es damals.

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