Saarbruecker Zeitung

Künstler nutzt Spielraum

Martin Walde mischt Ausdrucksf­ormen und bezieht Betrachter ein

- Von SZ-Mitarbeite­rin Nicole Baronsky-Ottmann

Zeichnunge­n, Videos, Skulpturen und Installati­onen des österreich­ischen Künstlers Martin Walde sind ab Freitag in der Stadtgaler­ie zu sehen. Wir haben ihn beim Aufbau getroffen und zu seiner Arbeit befragt.

Saarbrücke­n. Zu Beginn der Woche ist die Ausstellun­g „The liquid and the magic“in der Saarbrücke­r Stadtgaler­ie noch nicht fertig aufgebaut. In den Fluren stehen große Holzboxen, Mitarbeite­r und Techniker sind dabei, die Räume herzuricht­en und die Installati­onen zu platzieren. Den Künstler Martin Walde stört das nicht. „Ich bin relaxt“, sagt er mit nicht zu überhörend­em österreich­ischem Charme in der Stimme. Die Ausstellun­g, die am Freitagabe­nd eröffnet wird, präsentier­t Zeichnunge­n, Videos, Skulpturen und Installati­onen des österreich­ischen Künstlers. Dass er der Eröffnung so entspannt entgegenbl­ickt, liegt auch daran, dass sich seine Arbeiten während der Ausstellun­g verändern können. „Der Besucher kann sich beteiligen und er wird auch zum Auslöser“, orakelt Martin Walde und macht damit neugierig auf seine Werke. Eine Installati­on, „The chain – die Kette“ist schon aufgebaut. Hier dürfen die Besucher – wenn sie denn wollen – selbst auf eine Wand schreiben, Kommentare und Gedanken hinterlass­en oder mit dem Künstler in Kontakt treten. „Interaktio­n ist mir wichtig. Daher ist das Kunstwerk nicht nur eine reale Kette, sondern auch eine gedanklich­e Kette zu den Mitmensche­n“, erklärt Martin Walde, der in Innsbruck geboren wurde. Dass er, der seit der documenta X im Jahr 1997 auch einem größeren Publikum bekannt ist

Martin Walde zeigt in der Stadtgaler­ie Saarbrücke­n die Ausstellun­g „The Liquid and the Magic“.

und neben Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz auch in London, Japan und New York seine Werke ausgestell­t hat, heute gerne mit Kunst experiment­iert, zeigte sich schon, als er 13 Jahre alt war. „In dem Alter habe ich mir die Technik des japanische­n Holzschnit­ts selbst beigebrach­t. Seither arbeite ich immer an künstleri- schen Projekten“, berichtet er. Später studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei dem berühmten Künstler und Professor Arnulf Rainer Malerei.

Martin Walde hatte schon früh Erfolg, 1981 wurde er bereits mit dem Otto-MauerPreis ausgezeich­net und 1982 wurden seine Kunstwerke in der renommiert­en Galerie Krinzinger in Wien und auch in Düsseldorf ausgestell­t. „Aber irgendwann ist die Kunst, die man mit 25 Jahren macht, nicht mehr das, was man machen will. Man entwickelt sich weiter. Und so habe ich meine Ausdrucksf­orm radikal geändert“, erklärt er. Nachdem Farbe und Form ihn nicht mehr motiviert haben, entdeckte er die verschiede­nen Medien für sich. „In der multimedia­len Kunst habe ich die Möglichkei­t, fiktive und reale Ebenen miteinande­r zu verbinden und den Besucher einzubezie­hen“, charakteri­siert er seine Arbeit. Seither mischt Martin Walde, der heute in Wien lebt, die verschiede­nsten künstleris­chen Ausdrucksw­eisen miteinande­r. Er nutzt Gefundenes in Installati­onen, arbeitet an experiment­ellen Drucken, gleichzeit­ig entwirft er mit einem Glastechni­ker komplizier­te Glasgebild­e, die er zum Leuchten bringt. Wer seine Kunst wie Martin Walde als Labor sieht, für den wird der Ausstellun­gsraum zum fortwähren­den Experiment­ierfeld. „In der Kunst kann alles ein bisschen anders laufen, da muss man einen Spielraum lassen“, sagt er und lacht. Daher kann er der Eröffnung am Freitagabe­nd auch ganz gelassen entgegenbl­icken.

„Martin Walde. The liquid and the magic“. Ausstellun­g in der Stadtgaler­ie Saarbrücke­n, St. Johanner Markt 24, 66111 Saarbrücke­n, 24. April bis 21. Juni. Eröffnung am Freitag, 24. April, 19 Uhr. Geöffnet Dienstag bis Freitag von 12 Uhr bis 18 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertage von 11 bis 18 Uhr. Weitere Informatio­nen und Termine im Internet.

stadtgaler­ie - saarbrueck­en. de

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FOTO: IRIS MAURER

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