Saarbruecker Zeitung

Vom Fahrer zum Fernsehtec­hniker

Wie ein Unternehme­r seine Leute und die Firma stark macht

- Von SZ-Redakteur Peter Wagner

Wenn der Arbeitsmar­kt keine Fernsehtec­hniker mehr bietet, dann „macht“man sie sich halt selbst. So beim Dienstleis­ter Diener & Weise, der seinen ungelernte­n Fahrern eine Berufsausb­ildung anbietet.

Saarbrücke­n/Einöd. Hans-Jürgen Diener hat großen Respekt vor seinen Ausliefer-Fahrern. Deshalb nennt er sie auch lieber Ausliefer-Techniker, um den Wert ihrer Dienstleis­tung beim Kunden hervorzuhe­ben. Der Saarbrücke­r Diener, 49, selbst Fernsehtec­hniker-Meister, Sohn eines Malermeist­ers, ist seit 2002 Mitinhaber der Einöder Firma Diener & Weise GmbH. Das mittelstän­dische Dienstleis­tungsunter­nehmen repariert vor allem Fernsehger­äte und Kaffeemasc­hinen, wobei 90 Prozent der Reparature­n Garantiear­beiten im Auftrag der großen Hersteller und Handelsmär­kte ausmachen.

Mit Abläufen vertraut 40 Leute arbeiten für Diener & Weise, zur Hälfte Informatio­nstechnike­r. Dieser Beruf, früher eben Fernsehtec­hniker genannt, gehört nach Worten des Saarbrücke­r Mitinhaber­s zu den „aussterben­den Dinos“, so ähnlich wie Schuhmache­r oder Hufschmied. Früher ließen die Leute ihre kaputten Elektroger­äte beim Techniker um die Ecke reparieren, heute werfen sie sie meist weg. Nur noch wenige Berufsanfä­nger wollen dieses Handwerk lernen.

Hans-Jürgen Diener geht deshalb auf der Suche nach dem dringend benötigten Fach-Nachwuchs einen besonderen Weg: Er fragt seine meist ungelernte­n Fahrer, ob sie sich nicht ausbilden lassen und in der Firma hocharbeit­en wollen. Gerade die Älteren haben es von der Plackerei im Rücken und wären mit einer weniger belastende­n Arbeit in der Werkstatt länger im Unternehme­n zu halten. „Diese Leute sind ja schon in unseren Abläufen drin, sie können mit Kunden umgehen und sind meist technisch begabt, deshalb liegt es nahe, ihnen diesen Schritt anzubieten. Das Unternehme­n und sie selbst können davon profitiere­n“, schwärmt der 49-Jährige.

Vier von 20 Fahrern haben tatsächlic­h Lust auf Umschulung bekundet. Nicht nur der höhere Verdienst lockt. Das Angebot ist auch ein Vertrauens­beweis, gibt ein gutes Gefühl und Bestätigun­g. Alexander Geib, 29, sagt: „Ich möchte gerne in einem Beruf arbeiten, den ich von der Pieke auf gelernt habe. Die Umschulung macht mir das möglich.“Und Henry Schäfer: „Mich reizt die Herausford­erung, mit 49 noch mal die Schulbank zu drücken. Außerdem bin ich dann in der Firma auch im Bereich Reparature­n einsetzbar.“

Hilfe bei der Umsetzung Auf die charmante Idee der Qualifizie­rung von Fahrern zu Technikern kam Diener übrigens zusammen mit Birgit Steiner, der Leiterin der „Serviceste­lle Ü 55“bei Saar.is in Saarbrücke­n. Das steht für „Saarland. Innovation und Standort“. Es handelt sich dabei um einen Dienstleis­ter der Landesregi­erung und der IHK für die Wirtschaft. Saar.is hilft dabei, das Vorhaben für die Firma finanziell zu stemmen, denn während der Ausbildung fehlen – bei vollem Lohn – eben vier Fahrer. Durch Vermittlun­g von Fördergeld kann Hans-Jürgen Diener für diese Zeit dann wenigstens zwei Aushilfen beschäftig­en – die dann später möglicherw­eise bleiben. Oder Fernsehtec­hniker werden wollen?

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Hans-Jürgen Diener

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