Vom Fahrer zum Fernsehtechniker
Wie ein Unternehmer seine Leute und die Firma stark macht
Wenn der Arbeitsmarkt keine Fernsehtechniker mehr bietet, dann „macht“man sie sich halt selbst. So beim Dienstleister Diener & Weise, der seinen ungelernten Fahrern eine Berufsausbildung anbietet.
Saarbrücken/Einöd. Hans-Jürgen Diener hat großen Respekt vor seinen Ausliefer-Fahrern. Deshalb nennt er sie auch lieber Ausliefer-Techniker, um den Wert ihrer Dienstleistung beim Kunden hervorzuheben. Der Saarbrücker Diener, 49, selbst Fernsehtechniker-Meister, Sohn eines Malermeisters, ist seit 2002 Mitinhaber der Einöder Firma Diener & Weise GmbH. Das mittelständische Dienstleistungsunternehmen repariert vor allem Fernsehgeräte und Kaffeemaschinen, wobei 90 Prozent der Reparaturen Garantiearbeiten im Auftrag der großen Hersteller und Handelsmärkte ausmachen.
Mit Abläufen vertraut 40 Leute arbeiten für Diener & Weise, zur Hälfte Informationstechniker. Dieser Beruf, früher eben Fernsehtechniker genannt, gehört nach Worten des Saarbrücker Mitinhabers zu den „aussterbenden Dinos“, so ähnlich wie Schuhmacher oder Hufschmied. Früher ließen die Leute ihre kaputten Elektrogeräte beim Techniker um die Ecke reparieren, heute werfen sie sie meist weg. Nur noch wenige Berufsanfänger wollen dieses Handwerk lernen.
Hans-Jürgen Diener geht deshalb auf der Suche nach dem dringend benötigten Fach-Nachwuchs einen besonderen Weg: Er fragt seine meist ungelernten Fahrer, ob sie sich nicht ausbilden lassen und in der Firma hocharbeiten wollen. Gerade die Älteren haben es von der Plackerei im Rücken und wären mit einer weniger belastenden Arbeit in der Werkstatt länger im Unternehmen zu halten. „Diese Leute sind ja schon in unseren Abläufen drin, sie können mit Kunden umgehen und sind meist technisch begabt, deshalb liegt es nahe, ihnen diesen Schritt anzubieten. Das Unternehmen und sie selbst können davon profitieren“, schwärmt der 49-Jährige.
Vier von 20 Fahrern haben tatsächlich Lust auf Umschulung bekundet. Nicht nur der höhere Verdienst lockt. Das Angebot ist auch ein Vertrauensbeweis, gibt ein gutes Gefühl und Bestätigung. Alexander Geib, 29, sagt: „Ich möchte gerne in einem Beruf arbeiten, den ich von der Pieke auf gelernt habe. Die Umschulung macht mir das möglich.“Und Henry Schäfer: „Mich reizt die Herausforderung, mit 49 noch mal die Schulbank zu drücken. Außerdem bin ich dann in der Firma auch im Bereich Reparaturen einsetzbar.“
Hilfe bei der Umsetzung Auf die charmante Idee der Qualifizierung von Fahrern zu Technikern kam Diener übrigens zusammen mit Birgit Steiner, der Leiterin der „Servicestelle Ü 55“bei Saar.is in Saarbrücken. Das steht für „Saarland. Innovation und Standort“. Es handelt sich dabei um einen Dienstleister der Landesregierung und der IHK für die Wirtschaft. Saar.is hilft dabei, das Vorhaben für die Firma finanziell zu stemmen, denn während der Ausbildung fehlen – bei vollem Lohn – eben vier Fahrer. Durch Vermittlung von Fördergeld kann Hans-Jürgen Diener für diese Zeit dann wenigstens zwei Aushilfen beschäftigen – die dann später möglicherweise bleiben. Oder Fernsehtechniker werden wollen?