Saarbruecker Zeitung

Klitschko bleibt die Nebenrolle

Auftritt des Ukrainers am Sonntag in New York steht im Schatten eines Megakampfe­s

- Von sid-Mitarbeite­r Nikolaj Stobbe

Der WM-Kampf von Wladimir Klitschko an diesem Sonntag steht in den USA klar im Schatten des „Jahrhunder­t-Fights“zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao. Doch auch im Schwergewi­cht tut sich in den Staaten etwas.

New York. Wladimir Klitschko kann derzeit nur sporadisch die geballte Aufmerksam­keit der Boxfans in den USA genießen. Sein Kampf am Sonntag in New York gegen den weithin noch unbekannte­n Lokalmatad­or Bryant Jennings (4.20 Uhr/ RTL) steht klar im Schatten des „Jahrhunder­t-Fights“zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao eine Woche später in Las Vegas.

Der Dreifach-Champion aus der Ukraine reagiert kühl auf den Hype um die geschäftst­üchtigen Weltergewi­chtler. „Ich freue mich, dass so ein Event mit so viel Aufmerksam­keit und so viel Geld im Boxsport passiert. Ich glaube, das macht den Boxsport attraktive­r, interessan­ter, angesagter“, sagte der Box-Champion.

Es spricht für den LangzeitWe­ltmeister, dass er nicht mit markigen Sprüchen versucht, das Interesse der Massen krampfhaft auf sich zu ziehen. Wahrschein­lich wäre es auch vergebens. Der Kampf in Vegas schlägt nämlich alle Rekorde. Die Sport-Portale von USA Today oder ESPN berichten selbst in Klitschkos Kampfwoche täglich in voller Breite etwa über die Uhren- und Autosammlu­ngen von Mayweather, während Klitschko maximal eine Nebenrolle bleibt.

Wie gekonnt Protz-Boxer Mayweather die Klaviatur der Medien beherrscht, zeigte er am späten Montagaben­d. Der in 47 Kämpfen ungeschlag­ene „Money“behauptete mal kurz, er sei ein besserer Boxer als Muhammad Ali. Die Box-Foren waren vor lauter Majestäts-Beleidigun­g entsetzt. Im direkten Vergleich sorgte Klitschko mit

Wladimir Klitschko präsentier­t seine Gürtel, die am Sonntag auf dem Spiel stehen.

seiner Aussage zu Ali für deutlich weniger Radau: „Ali ist der größte Boxer aller Zeiten.“

Auch wenn die Sprüche der Schwergewi­chtler nicht immer so sitzen, brauchen die schweren Jungs nicht zu verzweifel­n. Es gibt in den USA auch Anzeichen auf ein Ende der Krise. Neben Klitschkos Kampf im legendären Madison Square Garden weckt ein neuer Aufsteiger die Neugierde der Fans: Deontay Wilder. Der „Bronze Boxer“hatte im Januar dem Stammland des Profiboxen­s erst- mals seit acht Jahren wieder einen WM-Titel beschert. Jetzt hofft man in Übersee, dass die Vorherrsch­aft osteuropäi­scher Boxer ein Ende nimmt.

Das US-Portal Box-Saga sprach bereits von der „Wiedergebu­rt des Schwergewi­chtsboxens“. Und auch Klitschkos Manager Bernd Bönte machte bei seinen Kampfvorbe­reitungen in den Staaten einen Aufschwung fest. „Es ist enorm, was in den USA im Schwergewi­cht wieder los ist. Wir hatten für Wladimirs Kampf bis zu 1000 Akkreditie­rungsanfra­gen“, sagte der Manager: „Es

ist gut, dass das Flaggschif­f des Boxens in Bewegung kommt.“

Der aus Tuscaloosa/Alabama stammende Wilder gilt als wirkungsvo­llste US-Waffe, DauerChamp­ion Klitschko die WMGürtel der IBF, WBA und WBO abzujagen. Sein großes Plus: Der Olympiadri­tte von 2008 hat anders als die meisten Herausford­erer keine Größennach­teile gegenüber dem Ukrainer. Mit 2,02 Metern ist der Linksausle­ger sogar vier Zentimeter größer und verfügt mit 2,11 Metern auch über eine größere Reichweite als der Olympiasie­ger von 1996.

Sollte jedoch schon der als nicht so stark wie Wilder eingestuft­e Jennings am Samstag Klitschko entthronen, wäre die Dominanz der US-Boxer plötzlich in allen vier Verbänden wiederherg­estellt. Doch kaum jemand traut Jennings den Sieg zu. Der 29-Jährige aus Philadelph­ia hat zu wenig Kämpfe auf höchstem Niveau und wird nicht als ebenbürtig angesehen. Ein Makel, der das Schwergewi­cht zu Recht in Verruf bringt und zeigt, wieso viele Fans das Weltergewi­cht vorziehen.

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FOTO: ALCORN/DPA Floyd Mayweather jr. (links) und Manny Pacquiao ziehen derzeit die Aufmerksam­keit der gesamten Box-Welt auf sich. Ihr Duell in Las Vegas bricht alle Rekorde.
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