Schalldämpfer für Düsentriebwerke
Neues Druckluftverfahren arbeitet mit Gegenschall und kann den Triebwerkslärm halbieren
Köln. Der Hauptrotor im Lufteinlass ist das dominierende Bauteil eines Düsentriebwerks. Bei einem Mittelstreckenflugzeug hat er bis zu zwei Metern Durchmesser. Der Rotor ist aber nicht nur von beachtlicher Größe, er macht auch mächtig Lärm. Ingenieure des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) arbeiten nun an seiner Schalldämpfung mit Druckluft.
„Am Triebwerkseinlass entsteht der störendste Ton dort, wo sich der Hauptrotor mit hoher Geschwindigkeit vor einer fest installierten, weiteren Schaufelreihe, dem sogenannten Stator, dreht“, so Professor Lars Enghardt vom DLR-Institut für Antriebstechnik. Mit dem Druckluftverfahren sei es auf dem Prüfstand gelungen, diese Lautstärke in seitlicher Richtung um bis zu zehn Dezibel zu senken. Das empfinde das menschliche Ohr etwa als eine Halbierung.
Das Verfahren des DLR nutzt eine Gegenschall genannte Technik. Dabei werden unter anderem mit speziellen Lautsprechern Schallwellen erzeugt, die eine Lärmquelle neutralisieren. Das Verfahren wird zum Beispiel in Kopfhörern genutzt, um Umgebungsgeräusche auszublenden. Für ein Flugzeugtriebwerk kommen Lautsprecher nicht in Frage, die DLR-Akustiker setzen auf Druckluft zur Erzeugung des Gegenschalls.
Da moderne Flugzeugturbinen bereits Druckluftsysteme besitzen, die zum Beispiel für die Klimaanlage genutzt werden, genüge es, bei der Konstruktion neuer Triebwerke diese Technik entsprechend anzupassen. Lars Enghardt rechnet damit, dass der neue Schalldämpfer in der nächsten Triebwerksgeneration Mitte der 2020er Jahre Verwendung finden könnte. np