Saarbruecker Zeitung

Mehr Tote durch Drogen

Bericht: Als Kräutermix­turen getarnte Rauschgift­e bereiten zunehmend Sorgen

- Von SZ-Korrespond­ent Stefan Vetter

Die Drogentote­n durch Heroin, Kokain und Crack gehen zurück, dafür werden immer mehr Abhängige Opfer von teilweise legal zugänglich­en psychoakti­ven Substanzen. Das geht aus dem aktuellen Drogenberi­cht hervor.

Berlin. Immer mehr Menschen in Deutschlan­d greifen zu gefährlich­en, künstliche­n Drogen. Die Bedeutung „klassische­r“Rauschgift­e wie Heroin oder Kokain geht dagegen zurück. Insgesamt betrachtet ist die Rauschgift­kriminalit­ät allerdings wieder auf dem Vormarsch. Das zeigen aktuelle Daten, die von der Drogenbeau­ftragten der Bundesregi­erung, Marlene Mortler (CSU), und dem Chef des Bundeskrim­inalamtes, Holger Münch, gestern vorgestell­t wurden.

Die Zahl der polizeilic­h erfassten Fälle von Drogenkrim­inalität hat sich demnach im vergangen Jahr um fast zehn Prozent auf 276 734 Fälle erhöht. Das entspricht dem Niveau des Jahres 2005. Auch die Zahl der Drogentote­n stieg um drei Prozent auf 1023 Personen. Während die Todesfälle im Zusammenha­ng mit dem Kon- sum von Heroin, Kokain oder Crack seit Jahren rückläufig sind, werden immer mehr Abhängige Opfer von psychoakti­ven Substanzen wie Amphetamin­en und Metampheta­minen. Durch so genannte NPS (Neue Psychoakti­ve Stoffe), die mitunter legal bezogen werden können, kamen im vergangene­n Jahr 25 Personen ums Leben – fünf Mal mehr als 2013. Bei den auch als „Legal Highs“bezeichnet­en Substanzen handelt es sich um als Kräutermis­chungen oder Badesalze getarnte Drogen.

Nach Angaben von BKA-Chef Münch sind in Deutschlan­d mittlerwei­le über 1500 verschiede­ne Produkte mit rund 160 unterschie­dlichen „Neuen Psychoakti­ven Stoffen“festgestel­lt worden. Das Problem: Nach geltendem Recht muss dazu jeder einzelne Stoff in die Anlagen zum Betäubungs­mittelgese­tz aufgenomme­n werden, was viel Zeit kostet. Mortler sagte eine dafür notwendige Gesetzesän­derung noch in diesem Jahr zu.

Ganz oben auf der Liste synthetisc­her Aufputschm­ittel steht nach wie vor Crystal Marlene Mortler Meth. 2013 wurden hier 2746 erstauffäl­lige Konsumente­n registrier­t – mehr als viermal so viele wie drei Jahre zuvor. 2014 gab es erneut einen Zuwachs auf 3138 Erstkonsum­enten. Crystal Meth gilt als besonders gefährlich, weil es schnell abhängig macht und enorme psychische sowie körperlich­e Schäden nach sich zieht. Sorgen bereitet der Polizei auch die Verbreitun­g so genannter weicher Drogen wie Cannabis. Bei fast jedem zwei-

MEINUNG ten Fall von sicher gestellten Betäubungs­mitteln handelte es sich 2014 um diesen pflanzlich­en Stoff. Forderunge­n der Opposition nach einer Legalisier­ung von Marihuana erteilten Mortler und Münch jedoch eine Absage. Auch leichtere Drogen könnten zu gesundheit­lichen Schaden führen. Außerdem gelte, je früher der Einstieg in Rauschmitt­el, desto höher sei die Wahrschein­lichkeit, dass später härtere Substanzen konsumiert würden. Eine Legalisier­ung wäre daher ein „absolut falsches Signal“, meinte Mortler.

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