Wie sich Ranger auf den neuen Saar-Nationalpark vorbereiten
Drei saarländische Ranger sind im neuen Nationalpark Hunsrück-Hochwald im Einsatz – Eröffnung in einer Woche
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Nächsten Samstag wird der Nationalpark HunsrückHochwald offiziell eröffnet. Die Park-Ranger haben die Arbeit schon aufgenommen und erkunden ihr neues Revier.
Nonnweiler. Leichte Nebelschwaden wabern, auf dem weichen Waldboden sinken die Schritte von Christoph Bettinger, Gabriel Wern und Patric Heintz stets einige Zentimeter ein. Hölzer knacken, der Wind biegt hohe Gräser, das Licht fällt milchig durch hohe Baumkronen. Abseits der Pfade entstehen Moore. „Es ist mythisch, vielleicht haben sich die Kelten, die hier lebten, so die Anderswelt vorgestellt“, meint Bettin- ger. Seit Ende März ist das Gebiet rund um den keltischen Ringwall in Otzenhausen ihr Revier. Die drei sind die saarländischen Ranger im Nationalpark Hunsrück-Hochwald, der am 23. Mai offiziell öffnet.
Zwar ist der Nationalpark mit seinen 10 000 Hektar – ein Zehntel davon liegt im Saarland – kleiner als die großen Nationalparks der USA, doch in ihrer Kluft – Hüte mit breiter Krempe, grünen Jacken und blauen Hosen – stehen die Ranger ihren amerikanischen Kollegen in nichts nach. 17 geprüfte Naturund Landschaftspfleger – so die offizielle Berufsbezeichnung – wurden von Mai bis Dezember für den grenzüberschreitenden Nationalpark, dem 16. in Deutschland, ausgebildet. Neun weitere haben vor wenigen Wochen die Ausbildung begonnen. Zuvor arbeiteten die drei Ranger, die vom Saarforst an die Nationalparkverwaltung entsendet wurden, als Forstwirte. Ihr Blick auf Wald und Natur hat sich seitdem verändert. „Früher haben wir den Wald unter dem Wirtschaftsfaktor Holz betrachtet, wie viel Geld steckt da drin“, sagt der 26-jährige Heintz. Jetzt rückten der Naturschutz und die Vielfalt des Waldes in den Vordergrund. Der Blick geht nicht mehr nur nach oben zu den Baumkronen, sondern vor allem auf den Boden und seine Lebewesen. „Der wichtigste Leitsatz ist: Natur Natur sein lassen“, erklärt Heintz.
Ihr Arbeitstag beginnt mit dem Sonnenaufgang – bei jedem Wetter. Begleitet von Herdenschutzhündin Maya, einem Torniyak, helfen sie der Natur wieder auf die Sprünge. 14 Prozent des Nationalparks sind Moorlandschaften. 25 von 32 geschützten Torfmassen gebe es hier, manche Moore seien bis zu 6000 Jahre alt. „Doch nach dem Krieg wurden vor allem Fichten gepflanzt, um Brennholz zu bekommen. Diese entzogen dem Moor Wasser und Nährstoffe“, erklärt der 32-jährige Bettinger. Damit sich wieder Moore bilden, mussten Fichten gefällt und Bewässerungsgräben angelegt werden. „Dann bekommt die Natur die Chance, sich zurückzuholen, was ihr gehört.“Auch die Bäume wurden damals noch „preußisch“in Reih’ und Glied gepflanzt. Dies soll sich mit der Zeit ändern. Die Ranger ziehen neue Buchen heran, die nach und nach gesetzt werden.
Durch den Nationalpark zu streifen, sei wie eine Safari, finden die Ranger. Ob Pfeifengräser oder „Elefantenohren“– praktisch zu jeder Pflanze am Wegesrand, aber auch zu den Relikten aus der Kelten- und Römerzeit, können die Naturkenner etwas Wissenswertes erzählen. Neben einer vielfältigen Pflanzenwelt sind auch besondere Tiere im Nationalpark heimisch: darunter der Schwarzstorch und viele Specht- und Fledermausarten. Die Wildkatze, die das Logo des Nationalparks ziert, haben die Saar-Ranger allerdings noch nicht zu Gesicht bekommen.
Mit Smartphones ausgestattet sind sie derzeit dabei, ihr Revier zu inventarisieren. Wo stehen Hochsitze und in welchem Zustand sind sie? Welche sollten im Zuge des Wildtiermanagements abgerissen werden? Auch haben sie die Entwicklung des Borkenkäfers im Blick, damit dieser nicht Überhand nimmt. Per GPS tragen sie auf Karten ein, wo Schadhölzer liegen. Im Rucksack mit dabei haben die Ranger neben einem Erste-Hilfe-Set und einem Messer auch Bücher zur Artenbestimmung. Denn auch das Monitoring und Erforschen von Flora und Fauna gehört zu ihren Aufgaben. „Was war vor dem Nationalpark da und was kann sich entwickeln?“, sagt Heintz. Der Nationalpark ist in erster Linie ein Naturschutzprojekt, betonen die Ranger. Nach 30 Jahren dürfen 75 Prozent der 10 000 Hektar nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt werden.
Zurzeit laufen die Vorbereitungen für die Eröffnung des Nationalparks in einer Woche auf Hochtouren. Besucher können dann an sieben verschiedenen Ranger-Touren teilnehmen, darunter eine Juniortour. „Besucher sollen Natur sinnlich erleben“, sagt Christoph Bettinger. Umweltbildung steht ganz oben im Konzept des Nationalparks. Die drei Ranger, die in ihrer Freizeit als Wildnispädagogen arbeiten, wollen besonders Kindern den Wald näher bringen. Sie möchten das Projekt „Junior-Ranger“starten, bei dem Kinder unter anderem Fährtenlesen lernen. „Wir sehen uns nicht als die Parkwächter, sondern als Brückenbauer und Vermittler zwischen Natur und Mensch“, sagt Heintz. „Es wäre schön, wenn sich das gesamte Saarland mit dem Nationalpark identifiziert.“