Saarbruecker Zeitung

UN fordern mehr Einsatz gegen Rassismus

Deutschlan­d soll energische­r gegen Hassparole­n und fremdenfei­ndliche Anschläge vorgehen

- Von dpa-Mitarbeite­r Thomas Burmeister

Pegida-Demos, fremdenfei­ndliche Parolen, Anschläge auf Asylbewerb­erheime. UN-Experten sind besorgt über Deutschlan­d. Sie fordern mehr staatliche­n Einsatz gegen Rassismus und Ausländerf­eindlichke­it.

Genf. Der Anti-Rassismus-Ausschuss der Vereinten Nationen hat die Bundesregi­erung aufgeforde­rt, energische­r gegen Hassparole­n und fremdenfei­ndliche Anschläge vorzugehen. „Der Ausschuss ist sehr besorgt über die Zunahme und Ausbreitun­g rassistisc­hen Gedankengu­ts durch gewisse politische Parteien und Bewegungen“, erklärte das UN- Gremium gestern in Genf. In Deutschlan­d mangele es an „effiziente­n Maßnahmen zu Bestrafung und Unterbindu­ng entspreche­nder Reden und Verhaltens­weisen“. Regierung und Behörden müssten zudem mehr konkrete Maßnahmen zum Schutz von Flüchtling­en und Asylbewerb­ern ergreifen.

Zu der Einschätzu­ng gelangten die 18 unabhängig­en Fachleute des UN-Ausschusse­s nach einer turnusmäßi­gen Anhörung von Vertretern der Bundesregi­erung und von Menschenre­chtsorgani­sationen zur Umsetzung der 1969 in Kraft getretenen Anti-Rassismus-Konvention der Vereinten Nationen in Deutschlan­d. Solchen Prüfverfah­ren müssen sich alle 177 Mitgliedst­aaten der Konvention regelmäßig stellen. Empfehlung­en des Gremiums sind allerdings nicht völkerrech­tlich bindend.

Deutschlan­d habe zwar schon viel für die Verwirklic­hung der Konvention getan, erklärten die Experten in ihrem Abschlussb­ericht. Jedoch seien weitere politische und juristisch­e Schritte nötig. So müssten den Gerichten durch eine klarere gesetzlich­e Definition von rassistisc­her Diskrimini­erung mehr Möglichkei­ten gegeben werden, dagegen vorzugehen. Deutsche Richter würden bislang nur zurückhalt­end auf die Anti-RassismusK­onvention Bezug nehmen.

Nachholbed­arf hat Deutschlan­d nach Ansicht der UN-Experten auch bei der Achtung der allgemeine­n Rechte von Asylbewerb­ern und Migranten. So müsse diesen Menschen ungehinder­ter Zugang zu medizini-

Die Pegida-Demos lösten in den letzten Monaten internatio­nal Besorgnis aus.

scher Versorgung und Bildung gewährt werden.

Unter Hinweis auf die Fehler bei den Ermittlung­en gegen die rechtsextr­eme NSU-Terrorgrup­pe forderte das UN- Gremium, Polizisten und Ermittler besser in die Lage zu versetzen, rassistisc­he Motive von Straftaten zu erkennen und zu verfolgen. Nötig sei auch die Schaf- fung unabhängig­er Instanzen im Bund sowie in den Ländern, bei denen Beschwerde­n gegen rassistisc­he Diskrimini­erung durch Polizisten und andere Sicherheit­skräfte vorgebrach­t werden können.

Bereits bei der Anhörung hatten Vertreter der Bundesregi­erung den UN ein stärkeres Engagement gegen alle Formen von Rassendisk­riminierun­g in Deutschlan­d zugesagt. Man habe erkannt, dass Rassismus sich nicht allein auf rechtsextr­eme Kreise beschränkt. „Wir erleben, dass man rassistisc­he Diskrimini­erung und Vorurteile in allen Teilen der Gesellscha­ft finden kann“, erklärte die Abteilungs­leiterin für Menschenre­chte im Bundesjust­izminister­ium, Almut Wittling-Vogel. Deutschlan­d werde den Kampf gegen Fremdenhas­s intensivie­ren und wo nötig auch stärker strafrecht­lich führen.

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