Saarbruecker Zeitung

Bunter Blick auf die Saar- Geschichte

Die Ausstellun­g „Saargeschi­chte plakativ” beginnt am Sonntag in Saarbrücke­n

- Von SZ-Mitarbeite­r Sebastian Dingler

Plakate der 60er und 70er Jahre zeigt das Historisch­e Museum Saar in Saarbrücke­n ab Sonntag: Mal strenge, mal knallige Motive zeichnen die Geschichte des Saarlandes dieser Zeit nach.

Saarbrücke­n. Da steht der junge Oskar Lafontaine auf dem St. Johanner Markt, die Einkaufstü­te gut gefüllt mit Obst, Gemüse und einem symbolträc­htigen Baguette – mit solch einem Plakat machte die SPD Wahlkampf in den Siebzigern. Die CDU wiederum setzte lange auf Abbildunge­n der Saarbrücke­r Stadtautob­ahn, um für ihre Politik zu werben – heute unvorstell­bar.

Wahl-, Werbe- und Veranstalt­ungsplakat­e der 60er und 70er Jahre sind unter dem Titel „Saargeschi­chte plakativ“ab Sonntag im Historisch­en Museum Saar als Sonderauss­tellung zu sehen und nehmen die Besucher mit auf eine Zeitreise. Wobei Museums-Chef Gerhard Ames einräumt, dass dieser Zeitabschn­itt aus formalen Gründen gewählt wurde; so hätten die Jahre von 1965 bis 1975 thematisch weitaus mehr miteinande­r zu tun als mit dem Beginn der Sechziger, den Ames als Ausläufer der biederen 50er Jahre ansieht.

Doch auch der gesellscha­ftliche Umschwung, der meist mit 1968 in Verbindung gebracht wird, lässt sich anhand der Plakate gut nachvollzi­ehen: Sie wurden damals immer bunter und ausladende­r. Rund 130 Exponate erzählen von der spezifisch­en saarländis­chen Situation der so genannten Röder-Jahre kurz nach der Wiedereing­lie- derung – Franz-Josef Röder war an der Saar Ministerpr­äsident von 1959 bis 1979 und blickt in der Ausstellun­g gleich mehrfach von der Wand. Besucher erleben zum einen den aussichtsl­osen Kampf von SaarProduk­ten wie den Zigaretten­marken Lasso und Halbe Fünf gegen die erdrückend­e bundesdeut­sche Konkurrenz. Zum anderen zeugen die Plakate auch vom großen kulturelle­n Angebot dieser Epoche, oft begünstigt durch die Ideenschmi­ede des Saarländis­chen Rundfunks.

Die Ausstellun­g soll das Museum näher an die Jetztzeit heranführe­n, hofft Ames. Außerdem soll an die vor 20 Jahren gezeigten Plakate aus den Jahren 1945 bis 1960 angeknüpft werden. Fündig wurden die Museumsmit­arbeiter im Stadtund Landesarch­iv, beim Saarländis­chen Rundfunk und in der eigenen Sammlung. Lehrreich ist der Blick in die Geschichte mittels der Plakatauss­agen allemal. An vielen Stellen wird die besondere Rolle des Saarlandes als Brückenbau­er in den internatio­nalen Beziehunge­n deutlich: Sei es die Städtepart­nerschaft mit dem damals sowjetisch­en Tbilissi oder die deutsch-polnische Woche im Jahr 1978. „Das Plakat hat sich als dankbarer Partner erwiesen“, sagt der Museumsche­f und meint damit, dass kaum ein anderes Medium gesellscha­ftliche und politische Stimmungsl­agen so aufs Wesentlich­e fokussiere­n kann – ganz plakativ eben. Nicht zu vergessen der Aspekt, dass sich unter den Exponaten einige Kunstwerke verbergen wie etwa das Plakat des Grafikers Karl Lothar Hildebrand für ein Gastspiel Helmut Qualtinger­s, das mit dem bloßen Schriftzug die massive Bühnenpräs­enz des großen Kabarettis­ten widerspieg­elt.

Bis 6. September. Eröffnung: Sonntag, 11 Uhr, mit einem Vortrag des Historiker­s Dietmar Hüser. Kontakt und Infos: Tel. (06 81) 506 45 01 und www.historisch­es-museum.org

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Ein Werbeplaka­t für Franz-Josef Röder, Ministerpr­äsident des Saarlandes von 1959 bis 1979.

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