Saarbruecker Zeitung

Wenn aus Obst leckerer Saft wird

Obwohl es ein Nischenber­uf ist, sind Fachkräfte für Fruchtsaft­technik gefragt und haben gute Perspektiv­en

- Von dpa-Mitarbeite­r Johannes Laubmeier

Ein Glas Saft zum Frühstück schmeckt Vielen. Doch bis aus Obst oder Gemüse Saft wird, sind viele Verarbeitu­ngsschritt­e notwendig. Dies ist das Spezialgeb­iet der Fachkraft in der Fruchtsaft­technik.

Eisleben. Mehrmals am Tag sieht Tristan Tschernich die Tanklaster vom Gelände seines Arbeitgebe­rs fahren. In den Tanks sind große Mengen Apfelsaft. Bis zu 24 000 Liter werden da schon mal abgeholt. Der 18-Jährige ist derzeit im zweiten Jahr seiner Ausbildung zur Fachkraft für Fruchtsaft­technik bei Becker Fruchtsaft in Eisleben bei Leipzig. Es sind nicht nur Äpfel, die die Fachkräfte zu Getränken verarbeite­n. Auch Orangen, Kirschen, Johannis- beeren, Erdbeeren und Maracujas gehören dazu.

Fachkräfte für Fruchtsaft­technik arbeiten in der Fruchtsaft­industrie und der Obstweinhe­rstellung. Aus frischem Obst und Gemüse oder Konzentrat machen sie Säfte oder Obstweine. Die Ausbildung dauert drei Jahre. In der Berufsschu­le setzen sich Azubis mit Anlagentec­hnik und Lebensmitt­elrecht auseinande­r. In Laborprakt­ika vertiefen sie ihre naturwisse­nschaftlic­hen Kenntnisse.

Chemie, Physik und Mathematik sind wichtig, sagt Andreas Truglia. Er ist Ausbildung­sberater für lebensmitt­eltechnisc­he Berufe bei der IHK Berlin. So müssen Fruchtsaft­techniker zum Beispiel den Säuregehal­t von Obst messen können. Im Betrieb setzen sich Auszubilde­nde zunächst damit auseinande­r, Obst und Gemüse zu sortieren und in großen Waschanlag­en zu reinigen. Anschließe­nd pressen sie die Ware zu Saft, filtern Bruchstück­e heraus und pasteurisi­eren den Saft. Dann füllen sie ihn in Flaschen, Tetrapacks, Dosen oder Tanks ab. Anstatt zu Direktsaft verarbeite­n viele Fruchtsaft­techniker die Früchte auch zu Konzentrat. Dieses verwandeln sie dann mit Wasser und Aroma wieder zu Saft.

Besonders wichtig sind dabei die Hygienevor­schriften. Auch Azubi Tschernich muss an vielen Stationen besondere Schutzklei­dung und ein Haarnetz tragen. „Gerade wenn man in Kontakt mit dem Saft kommt, muss man schon drauf achten, dass das Produkt nicht kontaminie­rt wird“, erzählt er. Deshalb müssen Fruchtsaft­techniker sorgfältig arbeiten. Auch das Auge fürs Detail zählt. „Apfel ist nicht gleich Apfel, nicht alle Kirschen sind identisch. Man muss sich schon für die verschiede­nen Fruchtarte­n interessie­ren“, sagt Klaus-Jürgen Philipp. Er ist Präsident des Verbandes der deutschen Fruchtsaft­industrie.

Da man als Fruchtsaft­techniker mit verderblic­hen Nahrungsmi­tteln zu tun hat, sind Überstunde­n keine Seltenheit. Während der Erntesaiso­n muss bisweilen auch am Wochenende gearbeitet werden, sagt Ulrich Günther, Geschäftsf­ührer von Becker Fruchtsaft. Mit jährlich nur knapp über 100 Azubis ist der Fruchtsaft­techniker ein seltener Ausbildung­sberuf. Stel- lenknapphe­it gibt es trotzdem nicht. Die Facharbeit­er sind gefragte Spezialist­en. Die Berufsauss­ichten nach der Ausbildung sind gut.

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FOTO: DPA/ SCHLUETER Der Auszubilde­nde Tristan Tschernich nimmt eine Probe aus den gigantisch­en Fruchtsaft­tanks.

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