Jetzt kommt die Tigermücke
Bericht der Bundesregierung: Klimawandel hat Deutschland längst erreicht
Manch einer wünscht sich in diesen Tagen wohl etwas mehr von der allseits festgestellten Erderwärmung abzubekommen. Wenn auch eine Hitzewelle zu Pfingsten ausblieb: Der Klimawandel ist längst da, erste Folgen für den Alltag vielfach spürbar.
Berlin. Ausgedehnte Wüstenflächen und Südseeinseln unter Wasser – viele Deutsche sehen in den erwarteten Auswirkungen des Klimawandels nur eine ferne Bedrohung. Doch die Folgen sind nach einem Bericht der Bundesregierung schon heute spürbar. So sei etwa die Zahl der Tage mit Temperaturen über 30 Grad seit 1951 von drei auf acht pro Jahr gestiegen. Von diesen Hitzewellen seien unter anderem die Energieversorgung, die Landwirtschaft und die Gesundheitsvorsorge betroffen, heißt es in dem am Wochenende erstmals vorgelegten „Monitoringbericht der Bundesregierung zur Anpassung an den Klimawandel“.
Für das 258-Seiten-Papier haben Experten aus Ministerien, wissenschaftlichen Einrichtungen und privaten Institutionen genau hingeguckt. Welche Herausforderungen stellen die klimatischen Veränderungen für die Gesundheit der Menschen, für die Versorgung mit Wasser und Energie, für den Verkehr, für die Städteplanung und die Wirtschaft in Deutschland?
Der Klimawandel zwingt zum Zwei-Fronten-Kampf: Die Bundesregierung setzt sich auf internationaler Ebene für anspruchsvolle Klimaschutzziele ein, um eine weitere Erderwärmung zu begrenzen. Zuhause bereitet sie zugleich die Grundlagen, um den Alltag an die veränderten Klimabedingungen anzupassen.
„Die Folgen des Klimawandels sind so vielfältig, dass kaum ein Bereich des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Lebens in den nächsten Jahren und Jahrzehnten unberührt bleiben wird“, stellen die Autoren des Berichts fest. Neben der direkten Belastung etwa für ältere Menschen und chronisch Kranke schafft die Erwärmung auch neue Lebensräume für bislang in Mitteleuropa nicht heimische Tiere und Pflanzen. So breiten sich hoch allergene Pflanzen wie die Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) aus, in bestimmten Regionen Süddeutschlands siedeln sich wärmeliebende Insekten wie die Tigermücke an. Sie können Krankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber übertragen.
In der Landwirtschaft führten Extremereignisse wie Stürme, Starkregen, Hagel oder Trockenheit zu großen Qualitätsschwankungen und Ertragseinbußen. „Klimawandel findet auch in Deutschland statt“, kommentierte Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Ihr Ministerium verweist auf Maßnahmen, die sich schon bewähren: Durch den Aufbau eines Hitzewarnsystems können sich Pflegeeinrichtungen besser auf längere Perioden mit heißen Tagen einstellen.