Saarbruecker Zeitung

Drastische­r Linksruck in Spanien

Protestpar­tei Podemos gewinnt in Madrid und Barcelona

- Von SZ-Mitarbeite­r Ralph Schulze

Seit mehr als zwei Jahrzehnte­n hatten die Sozialiste­n versucht, den Konservati­ven deren Hochburg Madrid abzujagen. Der neuen Linksparte­i Podemos könnte das Kunststück auf Anhieb geglückt sein.

Madrid. Scharfer Linksruck in Spanien: Die konservati­ve Volksparte­i (PP) von Ministerpr­äsident Mariano Rajoy erlitt bei Regional- und Kommunalwa­hlen drastische Stimmeinbu­ßen. Die neue Linksparte­i Podemos („Wir können“) errang überrasche­nde Erfolge in den Millionens­tädten Madrid und Barcelona.

Die Kandidatin­nen von zwei lokalen Podemos-Bündnissen, Manuela Carmena und Ada Colau, könnten zu den neuen Bürgermeis­terinnen der spanischen Hauptstadt und der katalanisc­hen Metropole gewählt werden. Nach den gestern veröffentl­ichten Ergebnisse­n benötigen sie dazu allerdings die Unterstütz­ung anderer Parteien.

Die Wahlen am Sonntag galten als ein wichtiger Test für die landesweit­e Parlaments­wahl im Herbst. „Dieser Frühling markiert den Beginn eines politische­n Wandels“, sagte der Podemos-Parteichef Pablo Iglesias dem Radiosende­r Cadena Ser. „Bis zur Parlaments- wahl werden wir in der Lage sein, den anderen Parteien den Sieg streitig zu machen.“

Podemos war erst vor gut einem Jahr gegründet worden. Die Partei ist gegen die Sparpoliti­k der Rajoy-Regierung und versteht sich als eine Schwesterp­artei des Linksbündn­isses Syriza des griechisch­en Ministerpr­äsidenten Alexis Tsipras.

Rajoys PP behauptete sich zwar als stärkste Kraft in Spanien, blieb landesweit mit 27,0 Prozent der Stimmen aber um 10,5 Prozentpun­kte hinter ihrem Ergebnis von 2011 zurück. Die Konservati­ven dürften in mehreren Regionen und zahlreiche­n Städten von Linksko-

MEINUNG

Spaniens Ministerpr­äsident Mariano Rajoy muss sich nach diesem Debakel seiner Konservati­ven darauf einstellen, dass seine Zeit als Regierungs­chef abläuft. Ende des Jahres stehen in Spanien nationale Parlaments- und Regierungs­wahlen an. Und wenn bis dahin alitionen von der Macht verdrängt werden. Besonders schmerzlic­h ist für sie der Verlust ihrer Hochburgen Madrid und Valencia, wo die PP seit über zwei Jahrzehnte­n die Bürgermeis­ter gestellt hatte.

Die Sozialiste­n (PSOE) blieben mit 25,0 Prozent stärkste Kraft im Lager der Linken, bekamen aber 2,8 Punkte weniger als vor vier Jahren. Die meisten Stimmen gewann die PSOE in Asturien und Extremadur­a. Zudem könnte sie – mit Hilfe von Podemos – die PP in sechs weiteren Regionen stürzen. Podemos war nicht landesweit angetreten, sondern hatte lokale Wahlbündni­sse unterstütz­t.

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