Im Bus mit Super Mario und Donkey Kong
Noch bis Freitag steht vor der Saarbrücker Stadtbibliothek ein Bus, in dem man einiges über die Geschichte der Videospiele erfahren kann. Der Bezug zu den Perspectives ist zwar gering, der Unterhaltungswert aber groß.
Saarbrücken. „Sie können über eine Berglandschaft fliegen, durch ein Dorf, oder eine Hotelsuite erkunden – was möchten Sie lieber?“fragt Florian Grosdidier, bevor er dem Besucher die Virtual-Reality-Brille in die Hand drückt. „Oculus Rift“heißt sie, soll erst Ende des Jahres auf den Markt kommen. Doch in Saarbrücken kann man sie jetzt schon mal testen: in der „Navette Voyager“, einem umgebauten Stadtbus des Metzer Kunst- und Kreativwirtschafts-Zentrums TCRM-Blida, der noch bis zum 29. Mai auf dem Platz vor der Saarbrücker Stadtbibliothek Station macht.
In seinem Innern kann man auf Zeitreise gehen durch die Geschichte der Videospiele von den Anfängen bis heute. Ein ungewöhnliches Angebot des Festivals, das, wie sich beim Auftakt am Pfingstwochenende zeigte, besonders Kinder und Jugendliche magisch anzieht. Während die Eltern noch zögern, sind sie schon drin und stürzen sich auf die restaurierten Spielhallenautomaten, um Oldtimer aus den 80ern wie Donkey Kong, Super Mario oder Pac-Man auszuprobieren. Spielerisch können sie erfahren, dass auch Videospiele eine historische Entwicklung hinter sich haben. Die Virtual-Reality-Brille und ein sprechender Roboter, dem man Anweisungen geben kann, zeigen, wohin die Reise in Zukunft, nach dem TouchScreen, führt. Die Navette Voyageur, die durch die ganze Großregion touren wird, ist ein durchaus interessantes Projekt. Nur eins lässt es vermissen: den Brückenschlag zum Einsatz der digitalen Technologien bei der Bühnenkunst und damit einen echten Bezug zu den Perspectives. sbu
Informationen unter: www.festival-perspectives.de a liegt sie, die geladene Knarre. Ober-Rüpel Musa ist sie während des Unterrichts (falls man den alltäglichen Wahnsinn in diesem Problemschul-Klassenzimmer so nennen möchte) aus der Tasche gefallen. Nach einer Sekunde des Schreckens ergreift Lehrerin Sonia Kelich ihre Chance. Sie reißt die Waffe an
Dsich – und hält damit den Schlüssel zur lange ersehnten Autorität in der Hand. Wer könnte in dem Moment nicht mit ihr mitfühlen? Mit der zierlichen Frau (Sesede Terziyan), die, von Bildungsidealismus angetrieben, einer Horde Halbstarker nahe zu bringen versucht, warum Schillers Idee der Selbstbestimmung für sie wichtig sein könnte.
Was die Pädagogin erdulden muss, wird uns am Sonntag gleich zu Beginn des Perspectives- Gast- spiels von Nurkan Erpulats und Jens Hilljes Stück „Verrücktes Blut“in der Feuerwache vorgeführt: Da bauen sich die Jugendlichen mit den Namen Mariam, Latifa, Musa, Hakim, Ferit, Hasan und Bastian wie vor dem Publikum auf und bieten – in schöner Überspitzung – ein kleines Medley ihres Verhaltensrepertoires: Rotzen, Herumpöbeln, ins Handy schreien, im Schritt kratzen. Die Stimmung ändert sich erst, als Kelich beginnt, mit vorgehaltener Waffe („Ihr haltet jetzt die Fresse!“) den Unterricht fortzusetzen: mit Schillers „Die Räuber“und „Kabale und Liebe“.
2010 trat das Stück vom Berliner Ballhaus Naunynstraße einen Siegeszug an, sackte etliche Preise ein. Mit Recht, denn das Spiel mit Klischees in dieser von einem achtköpfigen Ensemble temporeich gespielten Amok-Komödie ist phasenweise schreiend komisch und doch voller Tiefgang.
Kelich beginnt mit Logopädie: „Wer soll glauben, dass Ihr keine Affen seid, wenn Ihr nicht mal das schöne deutsche Wort Vernunft aussprechen könnt?“. Doch die Schüler sollen nicht nur „Vernunft“und „Ich“statt „Isch“sagen können, sondern nicht weniger als sich selbst erkennen. Erst zitternd, die Reclamheftchen in die Hände gekrallt, dann immer selbstbewusster, beginnen sie, in