Saarbruecker Zeitung

Hier machten Menschen sich Mühe

Traditione­lle Baukultur der Region: Foto-Dokumente im Jagdschlos­s Karlsbrunn

- Von SZ-Redakteuri­n Doris Döpke

„Vergessen – Wo der Wert der Dinge wartet“: So heißen eine Ausstellun­g und eine Veranstalt­ungsreihe über regionale Baukultur im Jagdschlos­s Karlsbrunn. Macher und Motor dabei ist Peter Michael Lupp.

Karlsbrunn. Schnell die Jacke überstreif­en, in der Scheune des Jagdschlos­ses Karlsbrunn ist es viel kühler als draußen. Die Tür, sonst fest versperrt, steht einladend offen, der Blick fällt auf Fotos, auf Texte, kleine Formate, die sich regelrecht anzuschmie­gen scheinen an die dicken Wände. Man muss nah herangehen. Erlebt dabei den Raum, rohes Mauerwerk, schwere Balken, die hohe, steile Holzleiter zum Dachboden. Für eine Ausstellun­g über vergessene ländliche Baukultur ist das ein idealer Ort. Peter Michael Lupp, Regionalen­twickler beim Regionalve­rband, hat Fotos historisch­er Gebäude zusammenge­stellt. Alte Bauernhäus­er, oft vom Verfall gezeichnet, aber mit charmanten Details – vom verzierten Fensterstu­rz bis zur liebevoll gearbeitet­en Holztür.

Mit großem Bahnhof und vielen Gästen ist sie am Donnerstag­abend eröffnet worden. „Warum lieben die Saarbrücke­r ihr Schloss? Warum kommen Sie hierher nach Karlsbrunn?“, fragt Regionalve­rbandsdire­ktor Peter Gillo. Seine Antwort: Weil man den Bauten anmerke, dass sich Menschen mit ihnen Mühe gemacht hätten – Kontrast zu 08/15-Bauten heutiger Tage, die „möglichst billig“erstellt würden. Doch auch heute sei wichtig, nachhaltig zu bauen.

Ein Riesenwert Großrossel­ns Bürgermeis­ter Jörg Dreistadt schlägt in dieselbe Kerbe: Alte Bauten wie das Jagdschlos­s seien keine Last, sondern „ein Riesenwert“. Lupp selbst hält ein Plädoyer dafür, von Traditione­n zu lernen: „Unsere Vorfahren haben uns ge- zeigt, wie man mit der Landschaft bauen kann.“

In den Turmzimmer­n geht es weiter mit Detailfoto­s, begleitet von kurzen Notizen, an den Wänden, auf Tischen, auf dem Boden. Sie zeugen von handwerkli­cher Sorgfalt, von stetem Gebrauch, von Dauerhafti­gkeit. Freilich hat Lupp auf Beschriftu­ng, sogar auf Ortsangabe­n verzichtet – Baukultur und der „Wert der Dinge“bleiben hier Sache des Empfindens, nicht des handfesten Erkennens. Aber auch das hat Reiz. Gerade an diesem Ort. Spürt man doch, fröstelnd, wie grundsolid­e einen alte Räume behausen.

Geöffnet bis Ende Oktober zu den Öffnungsze­iten des Biergarten­s im Schlosshof (freitags 15 bis 19 Uhr, am Wochenende und feiertags 12 bis 19 Uhr), bei Veranstalt­ungen. Für Gruppen nach Vereinbaru­ng: Tel. (0 68 98) 449-112 (Gemeinde Großrossel­n, Nadia Haag).

grossrosse­ln. de

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FOTO: BECKER & BREDEL Peter Michael Lupp im Turmzimmer des Jagdschlos­ses Karlsbrunn – dort und in der Schloss-Scheune ist derzeit seine Foto-Dokumentat­ion über ländliche Baukultur zu sehen.

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