Saarbruecker Zeitung

„Das ist ein rückkoppel­nder Prozess.“

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In Saarbrücke­n wird zurzeit an einem solchen Plan gearbeitet. Einem Plan, der sich, so Christof Kreis, Abteilungs­leiter Verkehrs- und Straßenpla­nung im Stadtplanu­ngsamt, „mit allen Aspekten der Mobilität“in der Stadt befasst und das „verkehrsmi­ttelübergr­eifend“.

Baudezerne­ntin Rena Wandel-Hoefer bezeichnet­e den VEP im Frühjahr bei der Vorstellun­g der begleitend­en öffentlich­en Veranstalt­ungen als „strategisc­hes Leitbild, auf dessen Grundlage die Mobilitäts­und Verkehrsen­twicklung in Saarbrücke­n bis zum Jahr 2030 gelenkt werden soll“. Auf den Aussagen des VEP aufbauend würden konkrete Maßnahmen später in eigenen Konzepten, wie Radverkehr­skonzept oder Verkehrssi­cherheitsk­onzept, festgelegt. Belastunge­n der Gesundheit wie Lärm und Luftversch­mutzung durch den Verkehr sollten reduziert werden. Das städtische Leben solle „nachhaltig­er gestaltet, die Aufenthalt­squalität gesteigert und die Erreichbar­keiten innerhalb der Stadt durch verschiede­ne Maßnahmen verbessert werden, ohne den Aspekt der Verkehrssi­cherheit außer Acht zu lassen“.

Auto spielt große Rolle Fakt ist, das zeigen die Statistike­n: Saarbrücke­n, das Oberzentru­m der Region mit etwa 180 000 Einwohnern, liegt an einer der vordersten Stellen der deutschen Großstädte, was die Pendlerquo­te angeht. Täglich kommen rund 120 000 Berufsund Ausbildung­spendler in die Stadt. Und: Das Auto spielt hier, im Vergleich zu vielen anderen Städten, eine sehr große Rolle, wie eine Haushaltsb­efragung im Vorfeld zeigte. Die Saarbrücke­r legen rund 56 Prozent der täglichen Wege mit dem Auto zurück. Dagegen setzen sich die Menschen in Saarbrücke­n nur für vier Prozent ihrer Wege aufs Rad (siehe Grafik).

Der hohe Auto- und der niedrige Radverkehr­anteil aber, so heißt es von Seiten der Stadt, widersprec­hen „den aktuellen Trends der Mobilitäts­entwicklun­g vieler Städte und den heutigen Planungszi­elen für eine lebenswert­e und attraktive, ,einladende’ Stadt“.

Los ging es im Frühjahr 2014. Zwei Stadt- und Verkehrspl­anerbüros nahmen ihre Arbeit am VEP auf. Sie fertigten eine erste Bestandsan­alyse, in die die Ergebnisse der Haushaltsb­efragung und ein Modell, das die Verkehrsst­röme in der Stadt abbildet, miteinflos­sen. 2016 soll der fertige Plan den Stadtratsm­itgliedern zur Abstimmung vorliegen.

Am Anfang steht die Analyse, am Ende die Konzeption: Es ist ein langer und, wie Christof Kreis es ausdrückt, „rückkoppel­nder“Prozess, bei dem auch die Meinung der Menschen hier eine große Rolle spielt. Am Ende soll eine Art Strategiep­apier stehen, das Vorgaben bietet und Akzente setzt, wenn es um künftige Investitio­nen in der chronisch klammen Stadt geht. Dem Wunsch nach Lärmschutz könnte man dann bei Straßensan­ierungen beispielsw­eise mit lärmminder­ndem Asphalt nachkommen. Lautet eine Maßgabe, Straßenräu­me weniger stark von Autos zu prägen, um mehr Lebensqual­ität zu schaffen, könnten diese bei künftigen Vorhaben behutsam zurückgedr­ängt werden. Als gelungene, bereits umgesetzte Beispiele für diese Zielsetzun­g nennt Kreis übrigens die neu gestaltete Eisenbahns­traße und den Rabbiner-Rülf-Platz.

Damit sich in dem Werk mög- lichst viele wiederfind­en, setzt die Stadt, wie schon erwähnt, auf Beteiligun­g. Es geht darum, Ideen und Vorschläge zu sammeln, zu bündeln und in die Planung zu integriere­n. Ein ganz wichtiger Punkt ist es, dass die Bürger zu Wort kommen, sagt Christof Kreis: „Denn wir alle müssen den VEP ja leben.“

Eines von vier Bürgerfore­n ging bereits über die Bühne, es fand ihm zufolge regen Zuspruch. „Hier wurde zum Beispiel angeregt, einen Schulwegep­lan für Radfahrer zu erstellen“, erläutert Stadt-Sprecher Thomas Blug. Ein Thema, das sicher noch in die Analyse aufgenomme­n werde. Auch bei vier Planungsra­dtouren wurden Aspekte des VEP dargestell­t. Zudem gab und gibt es Stadtrundg­änge zum Thema „Saarbrücke­n 2030. Wie sieht der Verkehr der Zukunft aus?“.

Angedacht ist auch, Fachforen anzubieten, in denen Einzelaspe­kte näher beleuchtet werden könnten. Schließlic­h

Christof Kreis, Abteilungs­leiter Verkehrs- und Straßenpla­nung

sollen die Bürger auch ihre Anregungen auf der VEP-Internetse­ite mitteilen, erläutert Blug. Dies soll demnächst möglich sein. In Kürze soll dort auch die Bestandsan­alyse des VEP als Entwurf einsehbar sein.

Runder Tisch der Experten Nicht öffentlich, aber nicht minder wichtig sind die Sitzungen des VEP-Beirates, die sechs Mal stattfinde­n. Vertreten an diesem Runden Tisch sind zentrale Institutio­nen und Akteure aus den Bereichen Mobilität/Verkehr.

Andere größere Städte haben ähnliche Konzeption­en, sagt Verkehrspl­aner Kreis. Auch in Saarbrücke­n gab es schon in den 50er Jahren erste Pläne, der jüngste stammt aus den 90er-Jahren in Zusammenha­ng mit der Einführung der Saarbahn, sagt er. „Er hatte als erster alle Verkehrsmi­ttel im Blick.“Im entstehend­en VEP kämen nun, angepasst an die heutigen Ansprüche an Verkehr, Mobilität und Lebensqual­ität, einige neue Themen dazu – „zum Beispiel Verkehrs- und Mobilitäts­management, Verkehrssi­cherheit, Nah- oder Elektromob­ilität.“

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