Saarbruecker Zeitung

Nächtliche­s Treiben im Großstadtg­arten

Der Perspectiv­es-Club ist wieder ein Hingucker

-

Der Festivalcl­ub der Perspectiv­es präsentier­t nicht nur Konzerte aktueller Bands, sondern auch wieder eine einzigarti­ge nächtliche Landschaft.

Saarbrücke­n. Zum Theater kommen die Besucher meist pünktlich, zu Partys lieber später. Das gilt offenbar auch für den Perspectiv­es-Festivalcl­ub am Römerkaste­ll. So kletterte die Band L’homme parle am Freitag eine halbe Stunde später als geplant auf die Bühne. Machte aber nichts, denn so blieb den frühen Gästen noch ausreichen­d Zeit, das verwinkelt­e Partygelän­de, das das „C’est dur la culture“-Team für die beginnende Saison wieder neu dekoriert hatte, in Ruhe zu erkunden. In der nach oben offenen Fabrikhall­e namens Ko- loss etwa schaffen diesmal hunderte von kleinen Windrädern an langen Schnüren, in buntes Licht getaucht, eine geradezu meditative Stimmung. Mit einer aus grobem Holz gezimmerte­n Rakete in den Büschen daneben will man womöglich signalisie­ren, dass man hier in der Festivalwo­che musikalisc­h so einige Knaller zünden wird.

Bei L’homme parle allerdings hatte wohl irgendjema­nd im Cockpit zu sehr an den Reglern gedreht. Die als Rap-Reggae-Slam-ChansonBan­d angekündig­te Truppe begann ihr Konzert nicht nur eher wie ein Haufen wildge- wordener Hard-Rocker, ihre Musik blieb auch im weiteren so stark übersteuer­t, dass es in den Ohren schmerzte und ihre Texte nur bruchstück­haft zu verstehen waren. Die Rede war oft von „der Menschheit“, den „Brüdern“, dem „Abgrund“, dem „Explodiere­n vor Wut“. Was einem die vier abwechseln­den Front-Sänger da entgegensc­hleuderten, klang, als riefen Stephan Hessels „Empörte“ohne Scheu vor Pathos auf zur typisch französisc­hen permanente­n Revolte.

Wem das alles zu laut wurde, der konnte weiter durch die nächtliche­n Traumlands­chaften des Festivalcl­ubs streifen. Zu verwunsche­nen Plätzen im urbanen Dschungel der alten Becolin-Fabrik. Die sind in diesem Jahr womöglich noch bezaubernd­er als zuvor. Es finden sich Pariser Nachtclubs zitierende Theaterwin­kel und rustikale Saloon-Ecken. Eine einzigarti­ge Atmosphäre irgendwo zwischen Großstadtr­evier und Feengarten. Gegen Mitternach­t füllten sich die verschiede­nen Bars und Musikräume dann auch zunehmend – die Nacht war noch jung und dauerte hier bis in den frühen Morgen. sbu/red

 ??  ?? Die Band L’homme parle brachte die Leute zum Tanzen.
Die Band L’homme parle brachte die Leute zum Tanzen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany