Grgic-Effekt ist schnell verpufft
Handball: HG Saarlouis präsentiert sich gegen Rostock desolat und verliert 29:35
Der Klassenverbleib ist nach dem Lizenzentzug für den TV Großwallstadt wohl gesichert. Im Heimspiel gegen Empor Rostock zeigte die HG Saarlouis allerdings eine ganz schwache Leistung – trotz Danijel Grgic.
Saarlouis. Genau 18 Minuten und 42 Sekunden waren am Samstag gespielt, als der Protagonist des Abends die Bühne Stadtgartenhalle betrat: Danijel Grgic, reaktivierter Spielmacher des Handball-Zweitligisten HG Saarlouis, wurde gegen den HC Empor Rostock beim Stand von 12:11 eingewechselt und von den Fans frenetisch empfangen. Postwendend wurde auf der Platte gezaubert – zwar ohne Beteiligung des 38Jährigen, aber durch einen seiner Schüler. Lars Weissgerber erzielte nach starker Vorarbeit von Jonas Faulenbach quasi im Handumdrehen ein Tor der Marke „Weltklasse“. Mit dem Rücken zum Tor und quer in der Luft liegend verwandelte er per „Rückhand“zum 13:11. Der Jugend-Nationalspieler gehörte in der zurückliegenden Saison zum A-Jugend-Bundesligateam von Trainer Grgic.
Am Ende wurden die 1380 Zuschauer von ihrer Mannschaft allerdings enttäuscht, der Grgic-Effekt war bei der 29:35 (17:20)-Pleite schnell verpufft. „Natürlich habe ich mir meine Rückkehr anders vorgestellt. Hätte ich vorher gewusst, dass wir uns vor eigenem Publikum so mutlos präsentieren, dann hätte ich mir das wahrscheinlich nicht angetan“, fand Grgic, der ohne Tor blieb, nach dem Spiel gewohnt deutliche Worte: „Dass der Druck ab- fällt, wenn der Klassenverbleib sicher ist, ist legitim. Aber nicht so. Dafür entschuldige ich mich beim Publikum.“Einen Tag nach der Ankündigung, dass Grgic zurückkehrt, war dem TV Großwallstadt die Lizenz entzogen worden. Demnach bliebe die HG Saarlouis in der 2. Liga.
Grgic-Schützling Weissgerber war es auch, der der Anfangsphase seinen Stempel aufgedrückt hatte. Bereits nach sieben Minuten hatte er drei Treffer erzielt und wesentlichen Anteil an der 5:3-Führung, die Gästetrainer Aaron Ziercke zur ersten Auszeit zwang. Möglicherweise motivierte den 18-Jährigen die Wahl zum besten Nachwuchshandballer des Saarlandes, zu der ihm HG-Chef Richard Jungmann vor Anpfiff gratulierte.
In der Folge war von der HG Saarlouis nicht mehr zu sehen, aus einer 14:12-Führung (21. Minute) wurde ein Vier-ToreRückstand (15:19, 29.), den die HG bis zum Pausenpfiff auf 17:20 verkürzte. Nach dem Seitenwechsel schafften es die Hausherren aufgrund einer schwachen Abwehrleistung und einer ebenso schwachen Trefferquote nicht, die Norddeutschen aufzuhalten. Von dem Ehrgeiz der HG, den Klassenverbleib auch sportlich zu sichern, war in dieser Phase überhaupt nichts zu sehen. Bis zum Abpfiff und dem Endstand von 29:35 wurde lediglich Schadensbegrenzung betrieben.
„Ich kann nicht verstehen, wie wir wieder so viele klare Chancen nicht nutzen konnten“, ärgerte sich HG-Trainer Goran Suton. „Als die Abwehr in der zweiten Hälfte endlich stand, hat uns der Angriff reingerissen“, musste auch HGChef Jungmann feststellen. Den Charakter will er der Mannschaft allerdings nicht absprechen: „Wir haben zur Unzeit eine unglaubliche Formkrise. Gerade die Leistungsträger können ihr Potenzial nicht abrufen.“