Saarbruecker Zeitung

Unter Feuer

Was bezweckte Annegret Kramp-Karrenbaue­r mit ihren Aussagen zur Homo-Ehe?

- Von SZ-Redakteur Daniel Kirch

Schwule und Lesben fühlen sich verletzt, Annegret Kramp-Karrenbaue­r hingegen verteidigt ihre umstritten­en Aussagen zur Homo-Ehe. Die Saar-CDU spricht von einer bösartigen Missinterp­retation der Regierungs­chefin.

Saarbrücke­n. Annegret KrampKarre­nbauer hat sich ihre Worte genau überlegt. Was die CDULandesc­hefin im SZ-Interview zur Öffnung der Ehe für homosexuel­le Paare gesagt hat, war keine unbedachte Äußerung. Eine Kontrovers­e hatte sie wohl eingepreis­t, vom Ausmaß aber wird sie überrascht gewesen sein. Auch davon, wie ihre Äußerungen direkt nach Veröffentl­ichung des Interviews gedeutet wurden. Aus ihrer Warnung, dass nach einer Öffnung der Ehe für Homo-Paare auch noch ganz andere Forderunge­n („etwa eine Heirat unter engen Verwandten oder von mehr als zwei Menschen“) laut werden könnten, wurde die Schlagzeil­e „KrampKarre­nbauer vergleicht HomoEhe mit Inzest und Polygamie“(so etwa „Süddeutsch­e online“).

In sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter gab es einen „Shitstorm“aus Empörung, und Häme, ein Feuerwerk, wie es wohl noch kein saarländis­cher Politiker jemals abbekommen hat. Bei der Saarbrücke­r Staatsanwa­ltschaft liegt mittlerwei­le sogar die Anzeige einer Berliner Anwältin wegen Volksverhe­tzung und Beleidigun­g vor.

Aus den eigenen Reihen meldeten sich zunächst nur jene zu Wort, die Kramp-Karrenbaue­r nicht folgen wollten: Die Junge Union sprach sich dafür aus, dass auch homosexuel­le Paare eine Ehe schließen dürfen. Die „Lesben und Schwulen in der Union“(LSU) forderten KrampKarre­nbauer auf, ihre Aussage zurückzune­hmen. „Wir können andere innerparte­iliche Mehrheiten aushalten. Mit was wir nicht umgehen können, sind Argumentat­ionen, die Menschen verletzen und jeder Grundlage entbehren“, schrieb LSU-Landeschef Christian Düppre in einer Mitteilung.

In der CDU wurde die Zurückhalt­ung der Parteianhä­nger als „klassische Schweigesp­irale“betrachtet, ausgelöst durch den Proteststu­rm in den Medien: „Die Minderheit tobt, und die Mehrheit schweigt, weil sie denkt, sie ist in der Minderheit“, sagt einer aus Kramp-Karrenbaue­rs Umfeld. Es dauerte mehrere Stunden, ehe sich die SaarCDU äußerte und Generalsek­retär Roland Theis sich über eine „bösartige Missinterp­retation“von Kramp-Karrenbaue­rs Aussagen empörte. Die Regierungs­chefin selbst meldete sich am Mittwochab­end via Facebook, um ihre Interview-Äußerungen zu erklären: Der Staat sei verpflicht­et, Ehe- Gemeinscha­ften unter besonderen Schutz zu

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FOTO: B&B Vor allem in sozialen Netzwerken musste sich Ministerpr­äsidentin Kramp-Karrenbaue­r teils wüste Beschimpfu­ngen anhören.

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