Routinier des Deutschen Films
Michael Gwisdek ist seit über 40 Jahren im Geschäft und denkt noch lange nicht ans Aufhören
Mit über 70 Jahren gehört Michael Gwisdek längst zu den Großen des Deutschen Films. Eine Kostprobe seines Könnens gibt der Charaktermime heute in der bissigen Tragikomödie „Eins ist nicht von dir“im Ersten. Saarbrücken Seinen größten Erfolg feierte Michael Gwisdek wohl mit seinem Regiedebüt „Treffen in Travers“. Der Film brachte ihm 1990 eine Einladung nach Cannes ein. Bis der 1942 in Berlin-Weißensee als Sohn eines Kneipenwirts geborene Künstler seinen Weg vor und auch hinter die Kamera fand, musste Gwisdek einesviel ausprobieren. Seine ersten Jobs waren so unterschiedlich und zahlreich wie später seine Kinound Fernsehauftritte. So arbeitete er als Dekorateur, in der Kneipe des Vaters oder als Handelsvertreter.
Ende der 50er kam er als Trabrennfahrer mit den Stars der Filmbranche im Umfeld der Berlinale zusammen: „Mit meinem Trabrennfahrer-Ausweis bin ich in das Reservat reingekommen, wo die Berlinale- Stars saßen, von Gert Fröbe bis Rolf Eden. Da war mir klar: Das wär' doch ein Beruf für mich.“In den 60ern machte sich Gwisdek zunächst als Theaterschauspieler einen Namen.
Der Durchbruch gelang ihm mit zwei Hauptrollen in Filmen In der Komödie „Eins ist nicht von Dir“spielt Michael Gwisdek einen gealterten Frauenhelden, der sich mit der Möglichkeit befassen muss, dass seine Frau ihm untreu war. des Regisseurs Ulrich Weiß: „Dein unbekannter Bruder“und „Olle Henry“. In den 80ern und 90ern glänzte Gwisdek in kritisch gefeierten Filmen wie Hark Bohms „Der Fall Bachmeier“, für den er mit dem „Silbernen Hugo“ausgezeichnet wurde. Es sollte nicht der letzte Preis sein, mit dem Gwisdek sich schmücken durfte: Neben dem Grimme-Preis heimste der Mime auchu.a. den Silbernen Bären – für seine Leistungen in „Nachtgestalten“– und den Deutschen Filmpreis ein.
Im Fernsehen ist Gwisdek Dauergast. Neben Gastrollen in Krimireihen wie „Tatort“, „Schuld“oder „Bella Block“gibt sich der Schauspieler auch in Märchen wie „Die Prinzessin auf der Erbse“die Ehre oder beweist in Formaten wie „Altergsglühen“seinen Humor. Ein Kritiker attestierte Gwisdek, die Vielzahl seiner Rollen führte dazu, dass er zu einer „Figur des kollektiven filmischen Unterbewussten“geworden sei.
Im letzten Jahrzehnt machte er im Kino durch schrullige Ne- benrollen wie in „Goodbye„Good -bye Lenin!“oder als Gott in „Jesus liebt mich“auf sich aufmerksam. Für seinen Part in „Oh, Boy“erhielt er 2013 den Deutschen Filmpreis für die Beste Nebenrolle – und schnappte damit seinem ebenfalls nominierten Sohn Robert, aus erster Ehe mit Corinna Harfouch, den Preis vor der Nase weg. Gwisdek lebt mit seiner zweiten Frau, Gabriela, in der Schorfheide nahe Berlin in einer Datscha.