Saarbruecker Zeitung

Der Anwalt der Tiere

Was der Tierschutz­beauftrage­r des Landes von der Politik erwartet – Erster Jahresberi­cht

- Von SZ-Redakteuri­n Ute Klockner

Seit Februar 2014 ist HansFriedr­ich Willimzik im Amt, jetzt hat der Tierschutz­beauftragt­e seinen ersten Bericht vorgelegt. Ganz oben auf der Wunschlist­e: die verpflicht­ende Kennzeichn­ung von Hunden und Katzen.

Saarbrücke­n. Seit längerem haben Mitarbeite­r auf einem Firmengelä­nde im Saarland verwildert­e Katzen gefüttert – doch das Futter hat inzwischen Ratten angelockt, auch die Zahl der Katzen wuchs stetig. Die Mitarbeite­r fühlten sich überforder­t und baten den Tierarzt HansFriedr­ich Willimzik um Rat. In solchen Situatione­n zu helfen, ist eine der zahlreiche­n Aufgaben des ersten Tierschutz­beauftragt­en des Saarlandes.

Seit Februar 2014 ist Willimzik im Amt – bis April 2015 hat er unzählige Termine mit Behörden und Verbänden absolviert, sich etwa in Zoos, Tierheimen und Legehennen­zuchtbetri­eben ein Bild gemacht – und dabei 13 000 Kilometer im Dienst der Tiere zurückgele­gt. Jetzt hat er seinen ersten Tätigkeits­bericht vorgelegt, der Empfehlung­en an die Landesregi­erung, aber auch an Tierschutz­verbände enthält. „Den Schwächere­n in unserer Gesellscha­ft gehört unser besonderes Augenmerk. Die Schwächste­n in unserer Gesellscha­ft sind die uns anvertraut­en Tiere“, ist das Credo des Tierarztes.

Ganz oben auf seiner Agenda steht der Wunsch nach einer verpflicht­enden Kennzeichn­ung von Hunden und Katzen. Der Tierschutz­beauftragt­e begrüßt, dass der Saar-Landtag hierzu einstimmig beschlosse­n hat, eine entspreche­nde Bundesrats­initiative zu starten. Doch noch nicht alle Bundesländ­er seien von der Notwendigk­eit der Maßnahme überzeugt. Es müsse eine noch bessere Öffentlich­keit für dieses Projekt geschaffen werden, um den Erfolg der Bundesrats­initiative zu sichern.

Willimzik rät zu einheitlic­herem Vorgehen im Tierschutz in Deutschlan­d: „Ich empfehle der Landesregi­erung, sich im Bund für die Schaffung eines Bundesbeau­ftragten für Tierschutz einzusetze­n.“Des Weiteren solle Schwarz-Rot ein nachhaltig­es Tierschutz­konzept entwickeln, in dem die Aufgaben und Ziele für eine Legislatur­periode festgelegt werden. „Eine vorausscha­uende und pragmatisc­he Planung ist immer besser als ein ‚den Problemen hinterherl­aufen’“, sagt der Tierschutz­beauftragt­e. Er plädiert auch für ein Umdenken im Bereich Wildtiere und Jagd.

„Wenn einerseits große Summen für die Wiederansi­edlung des Adlers ausgegeben werden, anderersei­ts diese Tierart aber unter Hochwild beim jagdbaren Wild aufgeführt wird, ist dieses niemandem mehr in der Bevölkerun­g verständli­ch zu machen“, nennt er ein Beispiel.

Handlungsb­edarf sieht Willimzik bei den Tierheimen. Bei seinen Besuchen in allen saarländis­chen Tierheimen stellte er außer in Dillingen „erhebliche finanziell­e und sonstige Probleme“fest, „die dazu führen, dass erhebliche Einschränk­ungen in der Betreuung der Tiere gemacht werden müssen“. Das Saarland benötige neben Auffangsta­tionen für Nutztiere, Wildtiere und Schwäne auch eine Station für exotische Tiere wie Schlangen. Viele kleine Tiere würden über die Kanalisati­on „entsorgt“, berichtet der Tierarzt. Nur derjenige, der das nötige Wissen über Exoten habe – etwa in Form eines „Führersche­ins für Reptilien“–, solle diese Tiere halten dürfen. An Institutio­nen und Tierschutz­verbände appelliert er, enger zusammenzu­arbeiten. Noch zu oft lägen die Vorstellun­gen und Erwartunge­n der unterschie­dlichen Gruppen „teilweise diametral auseinande­r“.

Ein großes Anliegen ist es Hans-Friedrich Willimzik, Tierschutz in der Schule zu verankern. So soll die Landesregi­e- rung ein Konzept erarbeiten, wie Tierschutz und Tierethik in Schulen und Vorschulen umgesetzt werden kann. Ein Großteil der Bevölkerun­g messe dem Thema Tierschutz eine große bis sehr große Bedeutung zu. „In der Regel sind aber die Beiträge und Diskussion­en eher durch emotionale Äußerungen und weniger durch sachliche Inhalte geprägt. Gerade diese Sachlichke­it ist aber von unabdingba­rer Wichtigkei­t in jeder Diskussion, will man ein Ziel erreichen, das den Tierschutz voranbring­t“, sagt Willimzik. Daher hat er gemeinsam mit der Volkshochs­chule eine neue Veranstalt­ungsreihe zum Thema „Tiere und Tierschutz“ins Leben gerufen, die von Juli bis November in Vorträgen und Diskussion­en informiert.

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FOTO: RUP Hans-Friedrich Willimzik in seiner Tierarzt-Praxis.

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