Saarbruecker Zeitung

Der Langläufer unter den Smartwatch­es

Die Pebble Time hält sieben Tage im Dauerbetri­eb durch

- Von Sebastian Ostendorf (SZ) und Christoph Dernbach (dpa)

Apple Watch oder eine Computer-Uhr mit Android Wear? Beim Kauf einer Smartwatch kann der Benutzer nicht nur zwischen den Modellen von Apple und Samsung wählen. Das Unternehme­n Pebble legt eine Armbanduhr vor, die Möglichkei­ten für Erweiterun­gen zulässt.

Berlin. Der Hersteller Pebble hat seit 2012 rund zehn Millionen Modelle seiner ComputerUh­ren verkauft. Mehr als jedes andere Unternehme­n bis heute. In diesen Tagen legt die Firma ihre neueste Uhr Pebble Time vor. 78 471 Unterstütz­er finanziert­en auf der Plattform Kickstarte­r im Februar die Produktion­skosten vor. 20 Millionen Dollar kamen dadurch herein. Inzwischen hat das kleine Unternehme­n aus dem kalifornis­chen Palo Alto mit der Auslieferu­ng der Pebble Time begonnen. Auch sie kann sich wie ihre Vorgängeri­n mit dem Smartphone verschiede­ner Hersteller verbinden und ist an kein Betriebssy­stem gebunden.

Der erste Eindruck: Diese Uhr ist nicht unbedingt ein Hingucker. Während die Apple Watch oder die wuchtige Android-Uhren am Handgelenk auffallen, kommt die PlastikVer­sion der Pebble Times unauffälli­g daher. Das Gehäuse ist um 20 Prozent dünner als beim Original aus dem Jahre 2012: Nur 9,5 Millimeter ist die Uhr dick. Das Design der Time strahlt den Charme einer Digitaluhr der 80er-Jahre aus. Ob der Käufer diese Retro-Ästhe- tik mag, ist wie immer Geschmacks­ache. Mit einem Preis von 250 Euro ist sie vergleichs­weise günstig.

Wie die Vorgängerm­odelle kann die Pebble Time sowohl mit dem iPhone als auch mit Android Smartphone­s verbunden werden. Nach einer ersten schnellen Konfigurat­ion und der Auswahl eines virtuellen Ziffernbla­tts bekommt der Anwender wie erwartet zunächst die Uhrzeit zu sehen. Bei Bedarf kann er aber auch andere grafische Oberfläche­n wählen, die Dritte anbieten.

Anders als die Konkurrenz verfügt die Uhr nicht über einen OLED-Bildschirm, der besonders scharfe Darstellun­gen ermöglicht, sondern über ein E-Paper-Color Display. Der Bildschirm fällt zwar durch leicht verwaschen­e Farben und deutlich sichtbare Pixel auf, hat aber auch Vorteile: Zum einen verbraucht das Display viel weniger Strom, so dass der Anwender die Uhr erst nach fünf bis sieben Tagen aufladen muss. Andere Uhren brauchen jede Nacht eine Stromzufuh­r. Der zweite Vorteil ist, dass der Bildschirm draußen bei hellem Sonnensche­in gut abzulesen ist.

Auf dem Bildschirm der Uhr ist eine Zeitleiste eingeblend­et, durch die sich der Anwender mit den Knöpfen klicken kann. In dieser Leiste sind Ka- lender-Einträge, Meldungen oder Wettervorh­ersagen zu sehen. Die Uhr verbindet sich über Bluetooth mit dem Smartphone, um Musikliste­n abzurufen und abzuspiele­n. Sie kann bis zu 50 Anwendunge­n speichern, die mit dem jeweiligen Smartphone verbunden sind.

Der größte Nachteil der Uhr könnte indes ihr größter Vorteil werden. So müssen gerade Sportler zunächst Abstriche machen. Zwar zählt die Pebble Time auch ohne eine Verbindung zu einem Smartphone die Schritte und Taucher werden sich darüber freuen, dass sie bis 30 Meter Tiefe wasserdich­t ist. Es fehlt ihr aber an einem Sensor für die Herzfreque­nz, die die Apple Watch bereits besitzt. Diese offensicht­lichen Mankos macht die Uhr aber dadurch wett, indem sie durch Drittherst­eller aufgerüste­t werden kann. Über eine Schnittste­lle auf der Rückseite der Uhr sollen künftig sogenannte „schlaue Armbänder“angeschlos­sen werden können. Sie sollen den fehlenden GPS-Empfang ergänzen oder die Akkulaufze­it aufmotzen. Auch die NFC-Technologi­e soll über diesen Weg nachgereic­ht werden. Damit können Verbrauche­r ihre Ware im Supermarkt per Funksignal bezahlen.

Die Uhr arbeitet mit dem iPhone deutlich schlechter zusammen als mit einem Android-Smartphone. Während in Verbindung mit Apple- Geräten einlaufend­e Nachrichte­n nur gelesen werden können, kann der Nutzer bei den Android-Handys diese auch beantworte­n.

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