Saarbruecker Zeitung

Mit Laissez-faire zur Ästhetik der Vergänglic­hkeit

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Zwischen dem Leipziger Südfriedho­f und dem St. Louis Cemetery No. 1 in New Orleans stehen drei Saarbrücke­r Grabmale. Und dazwischen passt nicht mal ein Blatt Papier, Jedenfalls ist das so in einem Bildband, der in diesen Tagen im Mitteldeut­schen Verlag in Halle an der Saale erscheinen ist. Der Fotograf Giovanni Perna hat für das Buch „die morbide Schönheit alter Friedhöfe“(so lautet auch der Titel des Buchs) dokumentie­rt. Er spielt dabei, das schreibt Lena Rebekka Rehberger im Begleittex­t, mit der Ästhetik der Vergänglic­hkeit.

Was Giovanni Perna da zwischen zwei Buchdeckel hat pres- sen lassen, ist nicht nur schaurig schön, nicht nur eindrucksv­olle Fotografie und gelungene Bildbearbe­itung. Die Grabmale, die Perna fotografie­rt hat sind Stolperste­ine. Man stolpert mit ihnen über die Frage nach dem Leben – dem vor und dem nach dem Tod. Und manche der Bilder sind selbst eine beeindruck­ende Antwort auf die Frage: Was bleibt?

Aber da ist noch eine Frage: Wie kommt ein Italiener dazu, Fotos auf dem Friedhof in AltSaarbrü­cken und auf dem alten Friedhof St. Johann zu machen und sie in eine Reihe zu stellen mit Grabfelder­n in den USA, Irland, Italien, Frankreich?

Zunächst: Der Mann mit dem italienisc­hen Namen schwäbelt. Was nicht verwundert, er arbeitet als Creative Director in einer Werbeagent­ur in der Nähe von Stuttgart. Und dort, sagt er, macht es wenig Spaß, Friedhöfe zu fotografie­ren. Die meisten seien nämlich so aufgeräumt wie Vorgärten. Im Saarland sei das anders, sagt Giovanni Perna. Er glaubt, dass es hier „mehr Laissez-faire“gibt – also die Neigung größer sei, die Dinge einfach laufen beziehungs­weise die Natur einfach wuchern zu lassen.

Wie er darauf kommt? „Meine Frau ist aus Losheim“, sagt er. Und immer, wenn er in Familiendi­ngen ins Saarland kommt, schaut er sich Friedhöfe an. Am liebsten die in Saarbrücke­n, vor allem den in St. Johann.

Dort, sagt er, „gibt es einmalige Grabmale“. Und eins davon liegt nun nur ein paar Blatt Papier entfernt von einem Gräberfeld in Natchez, USA, und einem trauernden Engel auf dem Camposanto di Santo Spirito in Palermo.

„Die morbide Schönheit alter Friedhöfe“, Mitteldeut­scher Verlag, 94 Seiten, 24,95 Euro, ISBN 978-3-95462-518-5

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