Nichts an Attraktivität eingebüßt
Interview mit Wolfgang Degott, Cheforganisator der Trofeo, vor der 28. Auflage des Junioren-Radrennens
Gersheim. Die Trofeo Karlsberg, das bedeutendste Nachwuchsrennen in Deutschland, hat Tradition. Von heute bis Sonntag rollt der Tross der weltweit besten Junioren zum 28. Mal durch die Region. Trotz der Verringerung des finanziellen Beitrags aus Kommunen und des Dopingverdachts gegen den letztjährigen Sieger Kristjan Kumar lässt sich die kleine Gemeinde Gersheim die aufwendige Organisation des Rennens nicht nehmen. Welches Engagement nötig ist und was die Trofeo ausmacht, erklärt Chef-Organisator Wolfgang Degott im Gespräch mit SZ-Mitarbeiterin Svenja Kissel.
Herr Degott, zum 28. Mal wird die Trofeo Karlsberg Anfang Juni Nachwuchsradfahrer aus der ganzen Welt in die Region locken. Seit Beginn sind Sie in der Organisation dabei. Wie schwer ist es geworden, das JuniorenRennen mit ausreichend Helfern und Unterstützern auf die Beine zu stellen? Wolfgang Degott: Es bedarf vieler Gespräche, um die komplette Mannschaft zusammenzubringen. Aber letztendlich wird es auch diesmal wieder so sein, dass sich ausreichend „Personal“in Organisation und Streckensicherung findet. Mit Völklingen und Großrosseln haben sich zwei Kommunen aus dem Kreis der Unterstützer zurückgezogen. Befürchten Sie, dass die Trofeo auf Dauer gefährdet ist? Degott: Wir hatten in den vergangenen Jahren sehr damit zu kämpfen, dass Gemeinden sich nicht mehr in der Lage sahen, Partner zu sein. Ob jedoch die Trofeo dadurch gefährdet wird, lässt sich nicht sagen, da es immer wieder gelungen ist, entsprechende Kooperationen zu finden. Ich sehe optimistisch in die Zukunft, da die Trofeo als internationale Radsportveranstaltung eine starke Ausstrahlung besitzt.
Schnelle Talente auf zwei Rädern: Die Radjunioren der führenden Nationen sind vom heutigen Freitag bis Sonntag wieder bei der Trofeo unterwegs.
werden konnte. Viele Rädchen greifen ineinander, die es zu koordinieren und zu lenken gilt. Das ist eine meiner wichtigsten Aufgaben. Im vergangenen Jahr wurde die Rundfahrt von vier auf drei Etappen gekürzt. Wie zufrieden waren Sie mit der Durchführung? Hat die Attraktivität Ihrer Meinung nach gelitten? Degott: Die Renntage sind nicht entscheidend. Wichtiger ist der Status Nations-Cup. Hier ist die Trofeo das einzige Rennen auf deutschem Boden und hat somit eine besondere Stellung, die sich insbesondere in der Attraktivität der Teams dokumentiert. Daran hat sich nichts geändert. Außerdem bin ich guter Dinge, dass wir mittelfristig auch wieder den vierten Renntag bekommen werden. Profirennen auch? Degott: Ja, seit vielen Jahren werden bei der Trofeo Karlsberg streng überwachte Kontrollen durchgeführt. Wie sehr hat sich die Trofeo in ihrer Geschichte verändert, wie anspruchsvoll waren die Strecken in der Anfangszeit? Degott: Anspruchsvolle Strecken – dafür steht die Topografie des Bliesgaus und der Sickinger Höhe. Es ist immer ein Auf und Ab, das ist seit Beginn 1988 so. Einzig die Anzahl der Rennen hat sich verändert und die Qualität der Teams hat sich erhöht. Es starten nur noch Nationalmannschaften.
Die Profilierung der Strecken war immer ein Markenzeichen der Trofeo. Wie sieht der Verlauf in diesem Jahr aus? Degott: Schon die erste Etappe, ein knapp 90 Kilometer langer Rundkurs, wird zeigen, wo sich die Spitzenfahrer befinden. Steigungen wie der Fuhrweg zwischen Oberwürzbach und Ommersheim, der lange Anstieg von Fechingen in Richtung Bliesransbach oder die Fahrt von Obergailbach in Richtung Gaswerk sind dabei die besonderen Anforderungen. Das Zeitfahren hat einen Anstieg in Altheim. Die Stadtetappe in Homburg bietet neben der Steigung von Kirrberg nach Mörsbach auch die nicht zu unterschätzende, technisch anspruchsvolle Abfahrt von Käshofen nach Sanddorf auf. Zuletzt, auf der Finaletappe in Gersheim, ist der unrhythmische Kurs eine besondere Anforderung. Wie viele Nationen haben sich für die 28. Auflage angemeldet? Degott: Derzeit haben sich 19 Mannschaften aus 19 Nationen angemeldet. Wer ist in diesem Jahr für Sie der Favorit auf den Trofeo-Sieg? Degott: Nach dem bisherigen Verlauf des Nationen-Cups – es sind vier Rennen gefahren – führt Dänemark knapp vor den USA. Weitere Teams, die schon auf sich aufmerksam gemacht haben und auch bei uns starten, sind Belgien, Russland, die Niederlande, Frankreich, aber auch die deutsche Nationalmannschaft. Einzelne Fahrer kann ich nicht nennen, da sich die Starterliste noch kurzfristig ändern kann. Wie schaffen Sie es jedes Jahr, diese organisatorische Großleistung zu bewältigen? Und glauben Sie, dass das im Zuge weiterer Sparmaßnahmen der federführenden Gemeinde Gersheim auch in Zukunft noch zu stemmen sein wird? Degott: Gezielt und beharrlich zu arbeiten, dabei immer das Machbare im Auge zu behalten und auch auf Vorschläge einzugehen – das denke ich, macht eine effektive Vorbereitung aus. Natürlich muss auch die finanzielle Decke so groß sein, dass die Ausgaben bewältigt werden können. Ich hoffe, dass sich noch Sponsoren finden werden, die beispielsweise eine Verringerung des kommunalen Beitrages auffangen. Da bin ich zuversichtlich, ist die Trofeo doch ein Produkt, das attraktiv ist, das Möglichkeiten für Sponsoren bietet, sich sympathisch und mit wirtschaftlicher Perspektive darzustellen.
Die genaue Streckenführung und viele weitere Infos gibt es auf der Internetseite der Trofeo unter www.trofeo.gersheim.de.