Schiedsrichter Kircher setzt ein Zeichen – und 1860 dreht das Spiel
München. Torsten Fröhling sehnte sich nur noch nach Erholung. „Ich bin froh, wenn ich in Urlaub darf“, sagte der Trainer von Fußball-Zweitligist 1860 München nach dem Relegations-Rückspiel gegen Drittligist Holstein Kiel – nach dem 2:1-Heimsieg in letzter Minute. Die Allianz Arena mit 57 000 Zuschauern glich einem Tollhaus nach dem Siegtor von Kai Bülow in der Nachspielzeit. „Das waren einige Tode, die ich gestorben bin“, sagte 1860-Präsident Gerhard Mayrhofer, nachdem der Absturz in die 3. Liga am Dienstagabend in letzter Minute abgewendet werden konnte.
Daniel Adlung hatte in der 78. Minute die Führung der Kieler durch Rafael Kazior aus der 16. Minute ausgeglichen. „Jeder, der gesagt hat, wir sind keine Mannschaft, hat die Quittung bekommen“, sagte Adlung: „Wenn der Arsch an der Wand war, haben wir immer die richtige Antwort gegeben.“Wachrüttler für 1860 war aber wohl eine Szene vor dem 1:1. In der 77. Minute versuchte Korbinian Vollmann zum wiederholten Male, einen Elfmeter zu schinden. Knut Kircher fiel auf die Schauspiel-Einlage erneut nicht herein. 1860-Kapitän Christopher Schindler ging auf ihn los, brüllte ihn an. Kirchner ging zum Gegenangriff über. Der 1,96 Meter große Schiedsrichter stieß Schindler von sich. Als dieser nicht ablassen wollte, setzte er ihm die Faust auf die Brust. Er fixierte den 1860-Kapitän mit einem Blick, mit dem er in jedem Horror-Film die Hauptrolle spielen könnte. Und Kirchers Blick zeigte Wirkung. Fortan konzentrierten sich die Münchner auf ihr Spiel statt auf den Schiedsrichter – und schossen zwei Tore.
„Was Schlimmeres habe ich im Sport noch nicht erlebt“, sagte Holstein-Trainer Karsten Neitzel mit Blick auf das 1:2 in der Nachspielzeit, bei dem der Ex-Elversberger Kenneth Kronholm im Tor machtlos war. Kiel hätte das 1:1 nach dem 0:0 im Hinspiel zum Aufstieg genügt. red/dpa