Kommt die Nachtspeicherheizung wieder?
Experten sehen sie als wichtigen Stromspeicher, wenn die Sonne lange scheint oder der Wind kräftig weht
Sie galten quasi schon als Relikt der Vergangenheit: Vor ein paar Jahren noch wollte der Staat Nachtspeicherheizungen abschaffen. Jetzt sollen sie in der Energiewende sogar Zukunftstechnik werden. Was heißt das für ihre Besitzer? Die wichtigsten Fragen dazu beantwortet dpa-Mitarbeiterin Simone Andrea Mayer.
Was sind Nachtspeicherheizungen? Diese Öfen laden sich nachts mit Strom auf, Schamottsteine speichern die Wärme und geben sie tagsüber ab. Viele Jahrzehnte lang wurde dafür Strom genutzt, der nachts günstiger war. In den 1970er und 1980er Jahren galt diese Technik als zukunftsweisend, da Kraftwerke, die nachts nicht mal eben herunterfahren können, gleichmäßiger ausgelastet sein sollten. Die Technik wurde daher vom Staat gefördert. Aber 2007 wurden die Vergünstigungen für Anlagen gestrichen, die vor dem 1. April 1999 eingebaut wurden. Dadurch stiegen die Kosten des Heizstroms. Welche Vorteile bieten Nachtspeicherheizungen? Diese Öfen lassen sich dezentral steuern, nennen Experten einen Vorteil. Die Bewohner sind nicht auf eine einheitlich eingestellte Vorlauftemperatur angewiesen. Da die Wärme nicht über viele Räume hinweg in Leitungen transportiert wird, sind die Verteilverluste gering. Und weil der Ofen weder Kamin, Rohre, Brenner, Kessel, Tank oder Heizungsraum benötigt, macht die Installation wenig Aufwand. Muss ich meinen Ofen nun austauschen? Nein. Ein ab 2020 geplantes Verbot von Nachtspeicherheizungen hat der Bundestag 2013 wieder gekippt. Die Regelung war erst vier Jahre vorher aus Energiespar- und Klimaschutzgründen verfügt worden. Alle vor 1990 installierten Nachtspeicher sollten nur noch bis 2019 laufen dürfen und nach 1990 angeschlossene Geräte maximal 30 Jahre. Aber dann kam das Umdenken. Große Energiekonzerne machten sich stark für eine Umrüstung der Nachspeicheröfen zu intelligenten, flexiblen Speichern. In Zeiten der Energiewende gibt es oft ein Überangebot, etwa bei Sonnenschein von den Solaranlagen oder bei starkem Wind aus den Windparks. Aufgerüstet mit moderner Regeltechnik könnten die Stromheizungen überschüssigen, billigen Strom aufnehmen, hieß es. Experten wie Matthias Wagnitz vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima sehen die Chance: „Möglicherweise können die Öfen so wieder an Bedeutung gewinnen“, erklärt er. „Der Gedanke, die Öfen als Speicher für Überkapazitäten zu nutzen, war letztlich ja immer schon da.“ Ginge das mit meinem alten Nachtspeicherofen zu Hause? Die alten Geräte sind meist nicht regelbar, sagt Birgit Holfert vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Sie könnten in der Zukunft nicht so aus der Ferne gesteuert werden, wie es für die Speicherung von Solarund Windstrom benötigt wird. Und daher könnten sie auch nicht auf starke Schwankungen im Stromnetz reagieren. Was ist mit den neueren Nachtspeicherheizungen? Wer einen wirklich alten Ofen hat, kann mit der Umrüstung auf ein neues Modell noch Stromersparnisse erzielen. Denn sie sind laut Wagnitz besser regelbar, verbrauchen also weniger. Der Besitzer selbst kann diese zum Beispiel so programmieren, dass sie auf den Wetterbericht reagieren. Und sie können bereits für bis zu 72 Stunden Strom einlagern. Wie kann ich mit meinem alten Ofen noch Kosten sparen? Wer den Aufwand einer neuen Nachtspeicherheizung scheut, sollte sich zumindest nach dem günstigsten Anbieter umschauen. In vielen Regionen können Verbraucher aus einer zweistelligen Anzahl von Heizstromanbietern auswählen. Ein Musterhaushalt mit Nachtspeicherheizung und einem Verbrauch von 12 000 Kilowattstunden bezahlt beim örtlichen Grundversorger aktuell durchschnittlich 2395 Euro pro Jahr. Der Wechsel zu einem günstigeren Anbieter kann die Haushaltskasse im Schnitt um 307 Euro entlasten.