Athen kann wieder zahlen – Gläubiger bekommen Milliarden
Athen überweist mehr als sechs Milliarden Euro an Gläubiger – Höhere Mehrwertsteuer lässt Preise steigen
Frankfurt. Das von der Pleite bedrohte Griechenland hat gestern Milliardenschulden bei der Europäischen Zentralbank (EZB) getilgt. Die Notenbank bestätigte, dass Athen insgesamt 4,2 Milliarden überwiesen hat. Zuvor hatte der Internationale Währungs- fonds (IWF) mitgeteilt, dass Griechenland auch die dort ausstehenden Raten von insgesamt rund zwei Milliarden Euro bezahlt habe. Nach drei Wochen hatten gestern auch die griechischen Banken wieder geöffnet.
Milliarden flossen gestern aus dem EU-Rettungstopf EFSM nach Athen. Umgehend überwies Griechenland den größten Teil des Geldes an die Europäische Zentralbank und den Internationalen Währungsfonds.
Athen/Brüssel. Das hoch verschuldete Griechenland hat nach dem Empfang von gut sieben Milliarden Euro aus dem EU-Rettungstopf umgehend fällige Schulden bei den internationalen Gläubigern beglichen. Athen zahlte der Europäischen Zentralbank (EZB) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) gestern mehr als sechs Milliarden Euro zurück.
Nach drei Wochen öffneten auch die Banken wieder. Vor den meisten Geldinstituten bildeten sich lange Schlangen. Oft waren es Kunden ohne Bankkarten. Andere beglichen ihre Strom- und Wasserrechnungen. Unternehmer konnten endlich wieder Geld an ihre Lieferanten überweisen oder Schecks auf ihre Konten einzahlen. Seit gestern können die Griechen auch wieder ohne Kontrollen an ihre Bank-Safes. Die Griechen dürfen allerdings wei-
Vor der Nationalbank in Athen wie vor den meisten anderen griechische Banken bildeten sich gestern lange Schlangen.
terhin nur 60 Euro pro Tag abheben – oder gebündelt am Freitag 300 beziehungsweise von kommender Woche an für eine Woche bis zu 420 Euro. Die EZB hatte in der vergangenen Woche die Nothilfen für die griechischen Geldhäuser um 900 Millionen Euro erhöht. Damit wurde die Öffnung der Banken erst möglich.
Zugleich wurde das Leben in Griechenland mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer spürbar teurer. Statt 13 Prozent Mehrwertsteuer schlagen künftig 23 Prozent zu Buche: für frisches oder tiefgekühltes Fleisch, Fisch, Kaffee, Tee oder Säfte, Eier, Zucker, Kakao, Reis, Mehl, Milchprodukte wie Eis und Joghurt ebenso wie für Kondome oder Toilettenpapier. Auch in Tavernen und Bars steigen die Preise für Essen und Getränke. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen die Tickets für U-Bahnen und Fähren ebenfalls teurer werden. Die Geldgeber hatten die Steuererhöhungen als Vorbedingung für ein drittes Griechenland-Hilfsprogramm gefordert.
Völlig überraschend änderte die Regierung die Tagesordnung für die morgige Parlamentsdebatte. Sie strich angesichts von Protesten der Landwirte das ursprünglich vorgesehene Votum über die Abschaffung fast aller Steuervergünstigungen für griechische Bauern – eine auch in der Regierungskoalition höchst umstrittene Maßnahme. Weitere Details der Rentenreform sollen entgegen früheren Planungen ebenfalls nicht bei dieser Sitzung behandelt werden.
Griechenland ist mit 313 Milliarden Euro verschuldet. Das neue Hilfspaket soll nach bisherigen Planungen bis zu 86 Milliarden Euro für drei Jahre umfassen. Im Gegenzug muss Athen harte Spar- und Reformauflagen erfüllen. dpa