Radprofi Greipel hat neun Etappen gewonnen
Radsport: Greipel hat neun Etappen der Tour de France gewonnen – Mannschaft, Form und Rennhärte stimmen
Drei Etappensiege bei der Tour de France in diesem Jahr, neun insgesamt – bei Radprofi André Greipel passt alles: Mannschaft, Form und Rennhärte.
Drei Tour-de-France-Etappensiege in diesem Jahr, neun insgesamt: André Greipel feiert mit erstaunlicher Zuverlässigkeit Siege. Der Aufschwung kommt nicht von ungefähr. Viele Faktoren sprechen für den Rostocker.
Gap. André Greipel hat am Sonntag in Valence seinen dritten Etappensieg bei der 102. Tour de France gefeiert. Für seinen Teamchef Marc Sergeant ist er bereits „der beste Sprinter der Tour“. Das war 2014 noch anders, als Greipel im Schatten seines diesmal fehlenden Landsmannes Marcel Kittel stand. Die Zeitung „L’Équipe“feierte ihn gestern auf ihrer Titelseite („Optimal gelaufen“) – was einem Ritterschlag gleichkommt. Die Leitung seines belgischen Radstalls war sich schon vor Ende der Etappe sicher, dass ihr „Gorilla“wieder zuschlägt. Sie wies die Hotelleitung des Mannschaftsquartiers an, Champagner kalt zu stellen. Greipels Dominanz hat Gründe:
Team: Die Mannschaft von Lotto-Soudal ist auf Greipel ausgerichtet. Hatte das Team in früheren Jahren noch Ambitionen im Gesamtklassement (Jurgen van den Broeck) oder sogar einen zweiten Siegfahrer am Start (Philippe Gilbert), geht es in diesem Jahr einzig um Etappensiege. Marcel Sieberg und weitere Fahrer stellen sich komplett in den Dienst ihres Kapitäns Greipel.
Form: Greipel hat es geschafft, sich rechtzeitig für den SaisonHöhepunkt in Form zu bringen. In früheren Jahren haftete ihm der Makel an, „nur beschissene kleine Rennen zu gewinnen“, wie Rivale Mark Cavendish mal abfällig äußerte. Doch seit fünf Jahren hat Greipel bei der Tour immer mindestens eine Etappe gewonnen. Neun sind es insgesamt, womit er in der deutschen Bestenliste nur noch den wegen seiner Doping-Vergangenheit umstrittenen Erik Zabel (zwölf Erfolge) vor sich hat. In diesem Jahr ist Greipel in der Vorbereitung erstmals den Giro d’Italia gefahren, was sich offenbar positiv auswirkt.
Cleverness: Hatte Greipel früher in den hektischen SprintFinals mitunter den Überblick verloren und leichtfertig eine gute Position verspielt, zeigt er sich im Alter von 33 Jahren gereift. Sein Meisterstück war sicher die Etappe nach Zeeland, als er Mark Cavendish im Wind stehen ließ und davonsprintete. Bei der Tour hat Greipel zudem bewiesen, dass er auch ohne organisierten Sprint-Zug problemlos Etappen gewinnen kann. In Valence hatte er sich das Hinterrad von Alexander Kristoff gesucht und von dort aus gewonnen. Nicht einmal von Schaltproblemen ließ er sich aus dem Konzept bringen, was früher undenkbar schien.
Rennhärte: Eine Bergetappe wird Greipel wohl nie gewinnen, am ersten Hügel lässt sich der Rostocker aber nicht mehr abhängen. Der zweimalige deutsche Meister weiß sich zu quälen. Auf dem Weg nach Valence konnte er sich trotz einiger Anstiege im Feld halten, während etwa Cavendish abreißen lassen musste. Schon in den Klassikern im Frühjahr hatte Greipel Rennhärte gezeigt. Eine Entwicklung, die bei vielen Sprintern (Zabel, Laurent Jalabert) im höheren Sportler-Alter zu verzeichnen war.