Wespen werden für Saarländer zur Plage
Mildes Frühjahr lässt Wespen-Völker wachsen
Viele Saarländer klagen derzeit über aggressive Wespen. Tatsächlich sind die Wespenarten, die hierzulande herumschwirren, besonders aufdringlich. Schädlingsbekämpfer haben alle Hände voll zu tun.
Saarbrücken. Ob Schokoladeneis, Erdbeerkuchen oder Rostwurst mit Pommes – an warmen Tagen fehlt es in Freibädern oder beim Grillen für Wespen an keiner Versuchung. Dieser Sommer scheint den sechsbeinigen Tieren besonders gut zu gefallen, wie Wega Kling feststellt. Es liege am milden Jahresanfang und Winter, so die Wespen- und HornissenExpertin des Naturschutzbundes (Nabu) Saar: „Im Frühjahr zwischen April und Mai war es sehr trocken, daher haben viele Wespenköniginnen überlebt.“Von einer Plage will Kling jedoch nicht sprechen: „Das ist wie eine Wellenbewegung mit den Wespen – mal gibt es ein gutes, mal ein schlechtes Wespenjahr.“Nicht nur den schwarz-gelben Insekten komme das warme Wetter zugute, auch Bienen und Hummeln hätten ohne große Verluste überwintert.
Im Saarland haben sich vor allem die Arten der Deutschen und Gemeinen Wespen etabliert, diese bauen in größeren dunklen Hohlräumen wie Rollladenkästen. Sie sind aufdringlicher als die Sächsische Wespe, deren Nester freihängend an geschützteren Orten vorkommen.
Immer mehr Hilferufe habe der Nabu registriert, von Bürgern, die ein Wespennest bei sich zu Hause entdeckt haben, so Kling. Panik solle man vermeiden, egal um welche Situation oder Wespenart es sich handelt, erklärt die Nabu-Expertin. Von hektischem Umsich-schlagen rate sie daher dringend ab. Man solle zudem vermeiden, draußen Parfüm zu tragen, das locke die schwarzgelben Insekten schnell an. Und auch Getränke und Essen sollten abgedeckt werden, das wirke auf Wespen sonst wie ein einladendes Büfett.
Andere Bürger wenden sich auch fälschlicherweise an den Landesverband der saarländischen Imker. Der Verband sei jedoch nur für die Umsiedlung von Bienen zuständig, was nur vereinzelt vorkomme, sagte der stellvertretende Vorsitzende Oliver Keil. Ansonsten gehen auch Anrufe bei der Feuerwehr. „Wir müssen das Wespennest erstmal lokalisieren. Falls wirklich eine konkrete Gefahr besteht, fährt ein Spezialist von uns hin“, erklärt der Leiter der Berufsfeuerwehr, Josef Schun. Vor Ort müsse dann nochmals kontrolliert werden, ob das Wespennest eine Bedrohung darstelle. Eine konkrete Gefahr sei ein Nest nur „in gefühlt einem Prozent der Fälle“, so Schun: „Wenn der Bürger es trotzdem unangenehm findet, muss er einen Kammerjäger rufen, das kostet jedoch Geld.“Nur in Extremfällen beseitige die Feuerwehr Wespennester, so Schun. Insgesamt seien im laufenden Jahr 44 Anrufe bei der Berufsfeuerwehr eingegangen. „Wir sind nur einmal tätig gewor- den“, erklärt Schun. Dabei habe es sich um ein Wespennest oberhalb des Fensters eines Kinderzimmers gehandelt. „Die Wespen sind bereits in das Kinderzimmer hineingeflogen und haben daher eine Gefahr für das Kind dargestellt.“
Alternativ kann auch selbst gehandelt werden. „Um ein Wespennest zu entfernen, ist keine Erlaubnis nötig“, erläutert Alexander Wirtz vom Landesamt für Umweltschutz. Kling empfiehlt dennoch einen Experten hinzuzuziehen. Kammerjäger und Schädlingsbekämpfer haben derzeit alle Hände voll zu tun. „Die Situation ist wirklich extrem. Wir haben neun bis zehn Einsätze am Tag“, bestätigt Ursula Schneider von der Gebäude- und Reinigungsfirma Schneider in Saarbrücken. Doch Wespen seien nicht als Schädlinge zu betrachten, betont Wespen-Expertin Kling: „Sie leisten auch Bestäubungsarbeit und ernähren ihre Brut mit Eiweißen von Stechmücken und Spinnen.“So trügen Wespen zu einem ausgeglichenen Naturhaushalt bei.