Saarbruecker Zeitung

„Abgelehnt heißt abschieben“

Bayern bringt mit Asyl-Sonderweg SPD gegen sich auf – Fahimi: Schwer erträglich

-

Aufnahme-Einrichtun­gen speziell für Asylbewerb­er mit geringem Bleiberech­t? Unter anderem mit dieser Maßnahme entfacht der Freistaat Bayern eine neue Kontrovers­e in der Koalition.

München. Bayerns Regierung hat ein Maßnahmenp­aket zum härteren Umgang mit Flüchtling­en beschlosse­n und damit eine neue Kontrovers­e in der großen Koalition entfacht. Im Freistaat soll es künftig spezielle Aufnahme-Einrichtun­gen für Asylbewerb­er mit geringer Aussicht auf ein Bleiberech­t geben, wie das Landeskabi­nett gestern beschloss.

SPD- Generalsek­retärin Yasmin Fahimi nannte es „schwer erträglich“, dass in Bayern für Flüchtling­e nur noch Mindeststa­ndards gelten sollten. Die bayerische­n Sondereinr­ichtungen sollen laut Landesregi­erung möglichst in Grenznähe stehen und ausschließ­lich Flüchtling­e aus sogenannte­n sicheren Herkunftsl­än- dern sowie aus Albanien, Kosovo und Montenegro aufnehmen. Über deren Asylanträg­e soll dann binnen zwei Wochen entschiede­n werden. Mit ihrer Entscheidu­ng will die bayrische Regierung die organisato­rische Grundlage für eine schnellere Bearbeitun­g von Asylgesuch­en insbesonde­re von Menschen vom Balkan schaffen. Ihre Anträge werden der Bundesregi­erung zufolge praktisch immer als unbegründe­t abgelehnt. Die Entscheidu­ng ist Sache der Bundesbehö­rden. Nach Angaben der bayrischen Landesregi­erung sollen die Behörden alle Flüchtling­e mit geringer Bleibewahr­scheinlich­keit direkt weiter in die zwei neuen Erstaufnah­meeinricht­ungen schicken. Vor Ort sollen das für Asylverfah­ren zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (BAMF), andere Behörden und die Verwaltung­sgerichtsb­arkeit zusammenar­beiten. Ziel sei es, bei offensicht­lich unbegründe­ten Asylanträg­en nach zwei Wochen auch gerichtlic­h zu entscheide­n und die Betroffene­n gleich anschließe­nd aus der Einrichtun­g heraus abzuschieb­en. „Der Grundsatz muss gelten: Abgelehnt heißt ausreisen oder abschieben“, sagte CSUGeneral­sekretär Andreas Scheuer der „Bild“-Zeitung. „Wer diesen Grundsatz nicht anerkennt, riskiert ein Implodiere­n unserer Gesellscha­ft.“Durch das Vorgehen Bayerns würden die Probleme nicht gelöst, sondern nur auf andere Bundesländ­er abgewälzt, kritisiert­e die SPD-Politikeri­n Yasmin Fahimi vor Journalist­en in Berlin. Es sei „erbärmlich“, wie die CSU versuche, Stimmung zu machen. Zentrale Herausford­erung sei vielmehr die Entlastung der Kommunen. afp

 ??  ?? Yasmin Fahimi
Yasmin Fahimi

Newspapers in German

Newspapers from Germany