Saarbruecker Zeitung

Wenn die Angst herankriec­ht

Die FDP macht sich Sorgen um unser Nachtleben. SZ-Redakteur Martin Rolshausen macht sich Sorgen um die FDP.

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Die Nacht muss tief und dunkel gewesen sein, als die Angst aus ihr herauskroc­h und über die beiden Stadtveror­dneten der Saarbrücke­r FDP herfiel. Und als der Morgen graute blieb die Sorge zurück – die Sorge ums Saarbrücke­r Nachtleben.

So muss es gewesen sein. Denn warum sonst sollten zwei Mitglieder einer Partei, die bisher immer darauf gesetzt hat, dass der Markt alles regelt und alles gut wird, wenn die Politik sich nur nicht zu sehr einmischt in die Belange der Wirtschaft, die frei sein und sich entfalten soll, den Kurs ändern?

Das Nachtleben sei in Gefahr, warnen die FDP-Stadtveror­dneten. Und sie weisen aufs Nauwieser Viertel und den Osthafen. Im Viertel werde die Entwicklun­g durch einen Bebauungsp­lan gestoppt, der auch die Interessen der Menschen berücksich­tigt, die dort wohnen – und nachts schlafen wollen. Und im Osthafen werde das Engagement von Menschen, die dort Leben hinbringen, „mit zu wenig Unterstütz­ung gefördert“.

Die FDP hat nicht nur nicht bemerkt, dass es im Osthafen gerade deshalb so gut läuft für kreative Menschen, weil die Politik sich raushält – und dass das Nauwieser Viertel so ein klasse Viertel ist, weil dort gelebt und nicht nur gefeiert wird. Diese FDP will heute im Stadtrat beantragen, dass eine „Arbeitsgru­ppe eingesetzt wird, die sich damit beschäftig­en wird, wie das Saarbrücke­r Nachtleben attraktive­r gestaltet werden kann“. Eine Arbeitsgru­ppe! Wahnsinn!

Es ist zwar gerade hellichter Tag, aber die Angst kriecht gerade auf mich zu – die Angst um die Saarbrücke­r FDP.

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