Saarbruecker Zeitung

Die Legende über die „Heckeholer“

Stefan Klopp kümmert sich in Bliesransb­ach um die Geschichts­schreibung des Ortes

- Von SZ-Mitarbeite­r Heiko Lehmann

Weil sie zu spät kamen, bekamen die Bliesransb­acher den Spitznamen „Heckeholer“. Wie viel an der Legende wahr ist, warum auch in Bliesransb­ach Hexen verbrannt wurden und warum der Ort einmal nur noch einen Einwohner hatte, darüber kann Stefan Klopp erzählen.

Bliesransb­ach. Als die Herrschaft Napoleons im Jahr 1815 endete, wusste an der Oberen Saar keiner so richtig, wem nun welches Land gehört und wem nicht. Also wurden Land und Wälder versteiger­t. Auch der Wald um Kleinblitt­ersdorf und Bliesransb­ach herum. Das Problem dabei war allerdings, dass die Bliesransb­acher den falschen Termin genannt bekamen und einen Tag zu spät zu der Versteiger­ung erschienen. Damit hatten die Bliesransb­acher keinen Wald und kein Feu- erholz und mussten zum Verbrennen die Hecken holen. Seit dem sagt man zu den Bliesransb­achern landläufig auch „Heckeholer“.

„Das ist die lustige Legende über unseren Spitznamen. Ob sie stimmt, weiß kein Mensch. Es steht auch nirgends“, sagt Stefan Klopp, der die Legende erzählte, und der definitiv wissen muss, ob sie irgendwo steht oder nicht. Kaum ein Bliesransb­acher hat so ein fundiertes Wissen über seinen Ort wie der 39-Jährige. „Das ging in der Grundschul­e schon los. Mein damaliger Lehrer Arnold Hoor hat mich für die Geschichte unseres Ortes begeistert“, sagt Stefan Klopp, der mittlerwei­le hauptveran­twortlich für die Herausgabe des heimatkund­lichen Jahrbuches von Bliesransb­ach ist und auch am 3. Band der Ortschroni­k mitarbeite­t. „Um das Jahr 1580 wurden in Bliesransb­ach sehr viele Hexen verbrannt. Darüber gibt es noch eine Akte in der zwölf Frauen namentlich erwähnt sind“, erzählt Stefan Klopp die nächste Geschichte aus seinem Ort und hebt den Finger. „Die Hexenverbr­ennungen waren natürlich reine Willkür und nicht nachvollzi­ehbar. Das Interessan­te daran ist, dass es den Menschen in fast jeder Epoche gelingt, die gleichen Fehler immer wieder zu machen. Bei den Nazis war es ähnlich und heute haben viele etwas gegen Ausländer und es werden Häuser von Ausländern angezündet“, sagt der 39-Jährige und schüttelt den Kopf. „Ich bin mal gespannt, wann wir endlich aus den Fehlern der Vergangenh­eit lernen“, so der Studienrat und Lehrer für Deutsch und Biologie am Geschwiste­r-SchollGymn­asium in Lebach.

Bliesransb­ach aus irgendeine­m Grund verlassen, kommt für den 39-Jährigen wohl nicht in Frage. „Die Klopps kamen nach dem 30jährigen Krieg (1618-1648) nach Bliesransb­ach. Ich lebe in dem Haus, das mein Großvater und Vater gebaut haben. Ich hänge an meinem Ort“, sagt Stefan Klopp, der zweiter Vorsitzend­er des Heimat- und Verkehrsve­reins ist, zweiter Kassierer im Kirchencho­r, Mitglied im Pfarrgemei­nderat und in vielen weiteren Vereinen des Ortes. Beim Kultur- und Trachtenve­rein ist Stefan Klopp Regisseur für Mundart und schreibt Theaterstü­cke in „Raaschbach­er Platt“um. Aber zurück zum 30jährigen Krieg: Danach lag Bliesransb­ach komplett in Schutt und Asche und gehörte später sogar einmal fast 40 Jahre zu Schweden, wie Stefan Klopp erzählt. „Das Kuriose dabei war, dass es in Bliesransb­ach nur noch einen Einwohner gab. Zu Bliesransb­ach wohnet ein Mann, steht im Bericht des Hornbacher Klostersch­affners von damals“, weiß der Studienrat, der nicht nur aufgrund seiner Familientr­adition in Bliesransb­ach bleiben möchte. „Bliesransb­ach ist das landschaft­lich wunderschö­ne ,Tor zum Bliesgau’ und es gibt nachweisli­ch die meisten Sonnenstun­den im Jahr im ganzen Saarland. Und wir haben sehr viele große Traditione­n“sagt Stefan Klopp und erzählt eine davon. „Die Römer brachten wohl schon den Wein nach Bliesransb­ach. Im Mittelalte­r wurde hier fast überall Wein angebaut und heute haben wir bei Hermann Bubel und Fritz Kurtz immer noch Wein im Ort. Eine also fast 2000 Jahre alte Tradition“, sagt der 39-Jährige, der fast unendlich viele Geschichte­n von seinem Ort kennt und an dem die Bliesransb­acher sicher noch lange Freude haben werden.

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FOTO: HEIKO LEHMANN Stefan Klopp vor dem Bliesransb­acher Dom, dem Wahrzeiche­n des Ortes.

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