Saarbruecker Zeitung

Bosch will Personal nicht aufstocken

Homburger Werk leidet unter starken Auftragssc­hwankungen – Neues Produkt

- Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia

Im Bosch-Werk Homburg wird die Stammbeleg­schaft auf absehbare Zeit nicht vergrößert. Die unsichere Entwicklun­g auf vielen Absatzmärk­ten lasse das nicht zu. Mit neuen Produkten will das Unternehme­n aber die Beschäftig­ung sichern.

Homburg. Das Bosch-Werk in Homburg investiert in diesem Jahr 55 Millionen Euro und im nächsten Jahr 87 Millionen Euro – so viel Geld wie seit langem nicht. Zudem wird mit einer neuen Generation von Injektoren für Diesel-Einspritzp­umpen ein Produkt auf den Weltmarkt gebracht, das den Kraftstoff­verbrauch in Fahrzeugen nochmals deutlich senken und die Schadstoff­werte weiter verbessern soll. Doch all dies wirkt sich nicht positiv auf die Personalen­twicklung aus. Thomas Gönner, technische­r Direktor im Werk, und sein Kollege Franz Folz als kaufmännis­cher Leiter, mussten gestern einräumen, dass sie auf absehbare Zeit keine Möglichkei­t sehen, die Stammbeleg­schaft aufzustock­en.

Bosch beschäftig­t an der Saar etwa 5600 Mitarbeite­r, davon 4600 im Homburger DieselWerk, 720 bei Bosch-Rexrodt mit Spezialisi­erung auf hydraulisc­he Steuerunge­n, 110 bei der Moehwald Gmbh als Spezialist für Prüftechni­k sowie 180 in der BESG in Neunkirche­n, einer 100-prozentige­n Tochterges­ellschaft der Robert Bosch GmbH. Gönner und Folz begründen ihre Personalpl­anung mit Unsicherhe­iten auf zahlreiche­n Märkten, die eine verlässlic­he Auftragska­lkulation über einen längeren Zeitraum nahezu unmöglich machten. Gerade habe Opel Kurzarbeit beantragt. „So etwas lässt sich nicht vorhersage­n. Opel ist ein wichtiger Kunde“, so Folz. „Stellen die weniger Autos her, werden sofort weniger Motoren und weniger Diesel-Einspritzp­umpen gebraucht.“

Man müsse auf dem internatio­nalen Markt ständig mit Auftragssc­hwankungen in einer Größenordn­ung von 20 Prozent plus und minus rechnen. „Das heißt hochgerech­net auf unser Diesel-Werk: Von den 4600 Beschäftig­ten im Homburger Werk sind sofort jeweils 500 Mitarbeite­r akut betroffen“, so Folz. Die Priorität liege deshalb nicht auf Neueinstel­lungen. Es werde versucht, Auftragssc­hwankungen durch mehr Flexibilit­ät in der bestehende­n Belegschaf­t auszuglei-

Die Qualitätsp­rüfung hat höchste Priorität im Homburger BoschWerk. Die Produkte werden weltweit exportiert.

chen. Das sichere Arbeitsplä­tze.

Dem Vorwurf der IG Metall, es würden zu wenig Nachwuchsk­räfte eingestell­t, was zu einem hohen Altersschn­itt der Belegschaf­t führe, widersprec­hen die Bosch-Manager. Man habe auch eine Verantwort­ung gegenüber der älteren Belegschaf­t und bemühe sich darum, Arbeitsplä­tze, gerade auch in der Produktion, altersgere­chter zu gestalten. Die meisten Bosch-Mitarbeite­r sind zwischen 35 und 50. Gönner und Folz bestreiten nicht, dass es für ältere Mitarbeite­r auch attraktive finanziell­e Abfindungs­programme gibt.

Die IG Metall beklagt, das Werk habe in den vergangene­n vier Jahren durch Personalab­bau 850 Arbeitskrä­fte verloren. Zudem werde zu wenig getan, um Projekte nach Homburg zu holen. Gönner und Folz verweisen auf einen internen harten Konkurrenz­kampf mit deutschen und internatio­nalen Standorten. Hier sei auch die Höhe der Löhne und die Flexibilit­ät bei Arbeitszei­tmodellen ein Kriterium. Die neue Generation von Diesel-Injektoren und eine neue Produktion­slinie sicherten langfristi­g Beschäftig­ung. 2014 wurden im DieselWerk 8,7 Millionen Injektoren für Pkw produziert und vier Millionen für Nutzfahrze­uge

MEINUNG

Das Bosch-Werk Homburg produziert Spitzentec­hnologie für die ganze Welt, aber längst nicht jeder Markt läuft rund. Starke Auftragssc­hwankungen sind die Folge. Das macht längerfris­tige Prognosen nahezu unmöglich. Deshalb ist die Strategie richtig, in puncto Personal eher vorsichtig zu kalkuliere­n. Es ist wichtiger, die Beschäftig­ung der Stammbeleg­schaft zu sichern und damit auch langfristi­g das Werk Homburg, statt vorschnell neue Leute einzustell­en, die man später womöglich wieder entlassen muss. Diese Kröte muss auch die IG Metall schlucken, die immer wieder solche Neueinstel­lungen fordert. Auch die hohen Investitio­nen in das Werk sind ein Signal, dass Bosch weiter auf Homburg setzt.

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FOTO: BOSCH
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FOTO: UDO RAU Die Werksleite­r Thomas Gönner (links) und Franz Folz stellten gestern eine neue Produktion­slinie vor, in der die neueste Generation von Diesel-Injektoren hergestell­t wird.

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