„Bauen wird immer komplizierter“
Saarländische Baubranche beklagt zunehmende Belastungen
Neue Normen und Vorschriften verteuern das Bauen, und der hohe Brandschutz wird zunehmend zu einem Investitionshemmnis. Dies bemängelt Hans-Ludwig Bernardi, Präsident des AGV Bau Saar.
Saarbrücken. Obwohl dringend in die Ortskerne der saarländischen Kommunen investiert werden müsste, wird den Unternehmen das Bauen immer schwerer gemacht. Das beklagte gestern der Präsident des Arbeitgeberverbands der saarländischen Bauwirtschaft ( AGV Bau Saar), Hans-Ludwig Bernardi. Anlass war der jährliche Branchentreff, der „Tag der saarländischen Bauwirtschaft“in Saarbrücken, der unter dem Motto „Stark werden – stark bleiben“stand. Inzwischen würden die Städte und Gemeinden als öffentliche Auftraggeber den Abbau der eigenen Baukompetenz allein durch den Zukauf von externen Ingenieurleistungen ausgleichen. „Hierin liegen die Gründe für Planungswirrwarr, Fehlentscheidungen und Kostensteigerungen“, sagte Bernardi.
Außerdem werde das Bauen immer komplizierter, „weil eine Fülle von Vorgaben und Normen belasten“. Als Beispiele nannte Bernardi die Energieeinsparverordnung (EnEV), die in den vergangenen 15 Jahren für 24 Prozent Kostensteigerung gesorgt habe. Ferner „wird der Brandschutz kaum noch erfüllbar und zunehmend zum Investitionshemmnis“.
Auf der anderen Seite seien die Kommunen auf eine leistungsfähige Bauwirtschaft drin- gend angewiesen, um die Infrastruktur wieder auf Vordermann zu bringen und die Ortskerne zu sanieren. Denn es werde für Firmen immer schwieriger, „wegen des vielerorts desolaten Zustands der Innenstädte Führungskräfte ins Land zu bekommen“. Doch dieStädte und Gemeinden sollten nicht auf die Hilfe „von oben“warten. In diesem Zusammenhang erneuerte Bernardi seine Forderung, dass die Kommunen wiederkehrende Straßenbaubeiträge erheben sollen, um eigenverantwortlich Straßen zu sanieren.
Gastredner Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank, der zum Thema „Krise ohne Ende … oder nachhaltiger Konjunkturaufschwung“referierte, warnte vor „einer Entglobalisierung der Weltwirtschaft“. Diese würde dazu führen, dass nationale Egoismen die Krisen verschärfen und politische Systeme destabilisieren.
Die Risiken der aktuellen wirtschaftlichen Lage hält er für überschaubar. Zum Drehund Angelpunkt der künftigen „Konjunkturbonanza“werde Eurasien. Zwischen Moskau, Südchina und Indien werde jetzt die Infrastruktur der Zukunft aufgebaut. Europa habe sich durch die von den USA aufgezwungene Sanktionspolitik gegen Russland „aus diesem Geschäft dauerhaft rausgekickt“.