Saarbruecker Zeitung

Islam-Unterricht startet in Klasse 1

Modellvers­uch der Landesregi­erung in vier Saarbrücke­r und Völklinger Grundschul­en

- Von SZ-Redakteur Dietmar Klosterman­n

Kultusmini­ster Ulrich Commerçon ist „froh“, dass es gelungen sei, ab dem Schuljahr 2015/16 an vier Grundschul­en Islamunter­richt anzubieten. Wie viele Eltern das Angebot annehmen werden, ist aber noch offen.

Saarbrücke­n. Mit „Allahu akbar“werden die Erstklässl­er der Saarbrücke­r Grundschul­en Kirchberg und Füllengart­en sowie der Völklinger Grundschul­en Bergstraße und Haydnstraß­e, die ab nächstem Schuljahr am Islamunter­richt teilnehmen, nicht auf Arabisch von ihren muslimisch­en Lehrern begrüßt. Denn dass „Gott am größten“ist, wird ihnen ihr Lehrer auf Deutsch vermitteln.

„Der Unterricht in dem vierjährig­en Modellvers­uch ist bekenntnis­orientiert und findet in deutscher Sprache statt“, sagte Kultusmini­ster Ulrich Commerçon (SPD) gestern vor Journalist­en in der Staatskanz­lei. Das Angebot sei für die Suche junger Menschen nach einer eigenen Identität genauso wichtig wie für die Werteerzie­hung. Er sei froh, dass es gelungen sei, zusammen mit der Arbeitsgem­einschaft muslimisch­er Vereine den Modellvers­uch zu konzipiere­n. Seit Herbst 2013 hätten Vertreter der Landesregi­erung und islamische­r Verbände, angeführt von dem Verein Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), an dem Konzept gearbeitet. Die Integratio­nsbeauftra­gte und Sozialmini­sterin Monika Bachmann (CDU) nannte den Modellvers­uch „eine Bereicheru­ng für unser Bundesland“.

Wie viele Schüler an den vier Modellschu­len muslimisch­en Glaubens sind, sei nicht ganz klar, da die Eltern ihre Religionsz­ugehörigke­it nicht angeben müssten, hieß es. Im Saarland gebe es 8600 muslimisch­e Schüler, teilte Commerçons Ministeriu­m später mit.

Commerçon sagte, dass es erst ab 2020 Islam-Lehrer in Deutschlan­d mit Staatsexam­en gebe, nur drei Hochschule­n bieten die Ausbildung an. Im Saarland würden muslimisch­e Lehrer und „Seiteneins­teiger“im Lehrerfort­bildungsin­stitut auf die Aufgaben vorbereite­t. Zu den beiden Lehrern, die im September mit ihrem Unterricht in den Ersten Klassen der vier Grundschul­en beginnen sollen, werde im kommenden Schuljahr ein weiterer Lehrer hinzu- kommen, so Commerçon.

Der Saarbrücke­r Rechtsanwa­lt Rasim Akkaya, Chef von Ditib Saar, sagte, er sei froh, dass der Modellvers­uch nun starten könne. Voraussetz­ung sei gewesen, Einigkeit innerhalb der islamische­n Religionsg­emeinschaf­ten zu erzielen, was durch die Kleinheit des Saarlandes besser gelungen sei als in anderen Bundesländ­ern. „Muslime werden sich nun noch mehr als Teil der saarländis­chen Gesellscha­ft fühlen“, sagte Akkaya. Der Islam-Unterricht unter staatliche­r Aufsicht garantiere zudem, dass der „Islam richtig gelehrt wird“, betonte Akkaya. Damit werde „falschen Islamdarst­ellungen“der Wind aus den Segeln genommen. Worauf Akkaya damit anspielte, war allen Teilnehmer­n der Pressekonf­erenz in der Saarbrücke­r Staatskanz­lei klar. Jeden Abend laufen die Bilder des grausamen Terrors der Kämpfer des Islamische­n Staats (IS) im Fernsehen.

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FOTO: BERG/DPA In Nordrhein-Westfalen wird seit 2012 islamische­r Religionsu­nterricht erteilt.

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