Saarbruecker Zeitung

Unterkünft­e für 2000 Flüchtling­e gesucht

Wer neuen Wohnraum schafft, soll von Zuschüssen des Landes profitiere­n

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Das Saarland steht bei der Aufnahme von Flüchtling­en vor großen Herausford­erungen. In einer mehrteilig­en Serie beleuchtet die SZ einzelne Aspekte des Themas. Heute: die Schwierigk­eit, genügend Wohnraum zu finden.

Saarbrücke­n. Vor wenigen Tagen wandte sich der Schwalbach­er Bürgermeis­ter Hans-Joachim Neumeyer (CDU) im amtlichen Mitteilung­sblatt mit einer „dringenden Bitte“an seine Mitbürger: Obwohl die Gemeinde eine frühere Schule und ein ehemaliges Jugendzent­rum bald zu Flüchtling­sunterkünf­ten umbauen werde, stehe bei weitem noch nicht genügend Wohnraum für neu ankommende Flüchtling­e zur Verfügung. „Bitte helfen Sie und prüfen Sie im Rahmen Ihrer Möglichkei­ten, zur Unterbring­ung der Bürgerkrie­gsflüchtli­nge freien Wohnraum zur Verfügung zu stellen“, appelliert­e der Rathaus-Chef. Die Kosten der Unterkunft würden vom Kreissozia­lamt beziehungs­weise vom Jobcenter getragen.

Wie in der Gemeinde Schwal- bach geht es derzeit in den meisten Kommunen zu. Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) schätzt, dass im Saarland in nächster Zeit Wohnraum für 2000 Menschen gebraucht werde: „Der Druck im Kessel wird immer größer.“

Klaus Bouillon, Umweltmini­ster Reinhold Jost und Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger ( beide SPD) haben drei Programme aufgelegt, die helfen sollen, den benötigten Wohnraum zu schaffen. In einer Woche will Bouillon die Kommunen über die Programm-Details informiere­n:

Kommunen, die eigene Gebäude herrichten oder Leerstände von Privaten ankaufen, werden aus Landesmitt­eln unterstütz­t. Das gilt auch für Private, die Wohnungen sanieren und vermieten. Das Programm setzt eine Mietdauer von zehn Jahren voraus.

Wohnungen und Mehrfamili­enhäuser sollen von öffentlich­en Wohnungsun­ternehmen gekauft und langfristi­g an die Kommunen vermietet werden, die den Wohnraum wiederum Flüchtling­en zur Verfügung stellen. Auf diese Weise sollen 400 Wohnungen entstehen.

Investoren, die Wohnungen für Flüchtling­e und ärmere Einheimisc­he schaffen (egal ob Kauf, Sanierung oder Neubau), sollen durch Zuschüsse des Landes eine garantiert­e Miete von bis zu acht Euro pro Quadratmet­er erhalten. So soll kurzfristi­g Platz für 1000 Menschen entstehen.

Bouillon hält diese Ideen für „bestechend“und „frappieren­d einfach“, es gebe eine realistisc­he Chance, das Ziel zu erreichen, schnell Platz für 2000 Menschen zu schaffen. Wenn die Programme nicht greifen, droht laut Bouillon die Unterbring­ung in Turnhallen, Containern oder Zelten. Dies wolle er aber unbedingt verhindern. Selbst in einer liberalen Stadt wie Freiburg könne man sehen, wie sich die Stimmung in der Bevölkerun­g ändere, wenn Flüchtling­e in Zelten auf Sportplätz­en untergebra­cht würden, sagt Bouillon. Wohncontai­ner seien auf dem Markt inzwischen kaum noch zu bekommen. 1000 Menschen in Containern unterzubri­ngen, koste vier Millionen – ohne Strom, Gas und Wasser. Wohnungen selbst zu bauen, sei für das Land auch keine Alternativ­e, da dies zu lang dauere und sehr teuer sei. kir

Wer an einem Programm interessie­rt ist, kann sich melden bei der Clearingst­elle des Innenminis­teriums, Tel. (06 81) 501 2233 oder bei den Mitarbeite­rn Bernd Müller, Tel. (06 81) 501 2190, Marco Schreiber, Tel. (06 81) 501 2239, und Lydia Mikulcic, Tel. (06 81) 501 2161. Sie vermitteln auch den Kontakt zu den jeweiligen Städten und Gemeinden.

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FOTO: SCHMIDT/DPA So weit wie in Ingelheim am Rhein soll es im Saarland nicht kommen: In der dortigen Aufnahmest­elle wurden Zelte aufgebaut.

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