Saarbruecker Zeitung

„Geschichte­n der Deutschen Einheit“ im Schlosskel­ler

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Saarbrücke­n. Politische Häftlinge, Lobgesang auf Helmut Kohl, DDR-Propaganda – am Montagaben­d tauschten sich Zeitzeugen im Saarbrücke­r Schlosskel­ler über „Geschichte­n der Deutschen Einheit“aus. Der Moderator der Diskussion­srunde, SZChefreda­kteur Peter Stefan Herbst, interessie­rte sich besonders dafür, wie die Teilnehmer die Wiedervere­inigung erlebten und was man aus heutiger Sicht besser anders gemacht hätte.

Der damalige Abteilungs­leiter im Bundespres­seamt, Wolfgang Bergsdorf, arbeitete eng mit Helmut Kohl zusammen, gemeinsam erlebten sie den Mauerfall. „Ich habe mich selbst gewundert, wie reibungslo­s die Wirtschaft­s- und Währungsun­ion zustandeka­m.“Die friedliche Revolution 1989 habe vor allem Kohl herbeigefü­hrt. Der ehemalige saarländis­che Ministerpr­äsident Reinhard Klimmt (SPD) widersprac­h: „Nicht alles Gute kam von Kohl.“Für ihn war die Wiedervere­inung insbesonde­re menschlich­en Begegnunge­n wie deutsch-deutschen Fußballspi­elen und Städtepart­nerschafte­n zu verdanken.

Die Journalist­in Ellen Thiemann war die dritte Podiumstei­lnehmerin. Sie war zwischen 1973 und 1975 im Frauengefä­ngnis Hoheneck inhaftiert, weil sie eine Flucht aus der DDR geplant hatte. Dort wurde sie gefoltert, schon vorher hatte die Stasi sie bespitzelt und ihr gedroht. Ihre Beziehung zur DDR und dem Mauerfall ist daher sehr emotional. Seit ihrer Freilassun­g betreibt sie Aufklärung­sarbeit. „Die Stasi hätte sofort als kriminelle Vereinigun­g ausgerufen werden sollen und die SED hätten sie verbieten müssen“, sagte sie. sae

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