Saarbruecker Zeitung

Ohne Auto keine Nägel

SZ-Mitarbeite­rin Traudl Brenner vermisst in der Stadt die selbstvers­tändlichst­en Dinge.

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Eigentlich wollte ich ja nur ein klitzeklei­nes Nägelchen in die Wand klopfen, um ein Bild dranzuhäng­en. Aber im Vorratskas­ten waren keine kleinen Nägel mehr, sondern nur noch große. Unbrauchba­r für mein Vorhaben. Ach, nicht schlimm, dachte ich da - ich wohne mitten in der Stadt und bin, wenn mir was ausgegange­n ist, überall flott, um für Nachschub zu sorgen. Gehe also los. Klappere Kaufhäuser und Geschäfte ab. Standard-Frage: „Wo bitte geht es zu den Nägeln?“Nägel? Ach du lieber Himmel! Hätten sie schon lange nicht mehr, heißt es. Bei allen! Wo man denn überhaupt noch Nägel bekäme? „Also in der Innenstadt nirgends“, erfahre ich. Nur noch in den Baumärkten. Gut, aber die sind ja bisschen weit außerhalb. Geht also nur mit Auto.

Ich bin dann heimgegang­en, hab einen klitzeklei­nen Beruhigung­sschnaps getrunken und schließlic­h ein Bild von der Wand genommen und entsorgt. Habe dann das nunmehr übrige Nägelchen mit Respekt und Hingabe aus der Wand gezogen und an der anderen, der gewünschte­n Stelle wieder in die Wand geklopft. Und daran hängt nun das neue Bild. Ganz schön soweit. Vor allem bin ich auf meine Nagelbesch­affung stolz. Und demnächst werde ich mal in einen Baumarkt fahren und mindestens zwei Schachteln mit Nägelchen kaufen, um für ähnliche Notfälle gerüstet zu sein. Machen Sie es auch so: Bauen, beziehungs­weise nageln Sie vor!

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