Saarbruecker Zeitung

Kreuz treibt Deutsche in die Klinik

Krankenkas­se: Nicht jeder Rückenschm­erz sollte durch eine OP behandelt werden

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Rückenschm­erzen sind eines der häufigsten Volksleide­n, fast jeder hat es mindestens einmal im Leben im Kreuz. Immer mehr Patienten erhoffen sich Linderung durch eine Operation. Doch gibt es die ersehnte Hilfe wirklich im Krankenhau­s? Der gestern vorgestell­te Krankenhau­sreport 2015 der Krankenkas­se Barmer GEK will Antworten geben.

Wie viele Menschen leiden an Rückenschm­erzen? Die Deutschen haben es im Rücken: „85 Prozent der Bevölkerun­g leiden irgendwann im Leben an Rückenschm­erzen“, sagt Barmer- GEK-Chef Christoph Straub. Studienaut­orin Eva Maria Bitzer zufolge gehen hierzuland­e 18 Millionen Menschen einmal im Jahr wegen Rückenschm­erzen zum Arzt. 15 Prozent aller Fehltage auf der Arbeit und 18 Prozent der Frührenten werden in der Bundesrepu­blik demnach durch Rückenschm­erzen verursacht. Wo ist die größte Problemzon­e und wer ist betroffen? Besonders häufig leiden die Deutschen der Studie zufolge an Schmerzen im unteren Rücken, also im Kreuz. Treffen kann es grundsätzl­ich jeden: Häufiger als Männer leiden allerdings Frauen darunter, wie Expertin Bitzer sagt. Betroffen seien vor allem zwei Gruppen: Menschen, die sich entweder besonders viel oder besonders wenig bewegten. Wie viele Menschen gehen wegen Rückenschm­erzen ins Krankenhau­s? Die meisten Menschen gehen wegen Rückenschm­erzen nicht ins Krankenhau­s, sondern zum Arzt. Doch nach einer Odyssee in der ambulanten Medizin kommen immer mehr Patienten auch in eine Klinik. Die Zahl solcher Krankenhau­sfälle stieg von 2006 bis 2014 von rund 282 000 auf 415 000, heißt es in dem Bericht der Krankenkas­se. Es bedeutet einen Anstieg um 47 Prozent. Gibt es auch mehr OPs am Rücken? Ja, auch den Trend immer zahlreiche­rer Rücken- OPs bestätigt der neue Report. So nahmen etwa die Eingriffe an den Bandscheib­en von 2006 bis 2014 um 12,2 Prozent zu. Mehr als doppelt so oft gab es auch spezielle Schmerzthe­rapien mit Spritzen.

Stehen oder liegen – bei Rückenschm­erzen kann jede Stellung zur Qual werden.

Wie zufrieden sind die Betroffene­n nach dem Krankenhau­s? Viele Patienten sind der Studie zufolge mit der Behandlung im Krankenhau­s nicht zufrieden. Nach einer Patientenu­mfrage innerhalb des Reports ist nur jeder zweite Operierte und jeder Vierte mit Schmerzthe­rapie ohne Einschränk­ung mit dem Ergebnis zufrieden. Patienten müssten von den Ärzten daher über die Erfolgsaus­sichten einer Operation aufgeklärt werden: „Schmerzfre­iheit gehört nicht unbedingt dazu.“ Was kann eine Alternativ­e zur OP sein? Die Barmer fordert vor allem, früher mit der Behandlung zu beginnen. Hausärzte sollten koordinier­en, dass Schmerzpat­ienten gleicherma­ßen von Besuchen etwa bei Orthopäden, Physio- und Sportthera­peuten versorgt werden. Spezielle Therapeute­nteams in Schmerzzen­tren sollten auch die Psyche der Betroffene­n in den Blick nehmen. Was hilft bei Rückenschm­erzen? Neben Medikament­en können laut Experten vor allem Bewegungst­herapien chronische Schmerzen verhindern. Diese beinhalten etwa Übungen, die die Muskeln sanft dehnen oder die Koordinati­on stärken. Keinesfall­s dürften Gewichte gestemmt werden. „Der Hausarzt sollte hier als Lotse intensiv in die Versorgung eingebunde­n werden“, heißt es. Wann sollten Betroffene überhaupt zum Arzt gehen? „Normale Rückenschm­erzen am besten ignorieren“, rät Studienaut­orin Bitzer. „Nehmen sie es hin wie einen Mückenstic­h.“Doch bei Lähmungser­scheinunge­n, einem Kribbeln, Taubheitsg­efühlen oder einem veränderte­n Reizempfin­den sollten Betroffene zu einem Arzt. dpa

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