Saarbruecker Zeitung

Mitarbeite­r kritisiere­n Bedingunge­n bei Adler

Ärger über neues Provisions­system und Betriebskl­ima

- Von SZ-Redakteur Joachim Wollschläg­er

Mehrere Mitarbeite­r haben sich gegenüber unserer Zeitung über die Arbeitsbed­ingungen beim Werbegesch­enkeVertri­eb Adler beklagt. Der Arbeitgebe­r weist die Vorwürfe allerdings zurück.

Saarbrücke­n. Die Kritik an den Arbeitsbed­ingungen beim Werbegesch­enke-Vertrieb Adler in Saarbrücke­n reißt nicht ab. Mehrere Mitarbeite­r haben sich gegenüber unserer Zeitung über das Betriebskl­ima sowie die neuen Vergütungs­regelungen beklagt.

Im Fokus steht ein neues Vergütungs­system, das Anfang des Jahres eingeführt wurde. Die Mitarbeite­r beklagen, dass seitdem ihre Vergütung deutlich gesunken sei. So gibt ein Adler-Mitarbeite­r an, dass er zwischen Januar und Juli 2014 knapp über 12 000 Euro verdient habe, in diesem Jahr seien es bei vergleichb­arem Umsatz 2000 Euro weniger. Eine andere Mitarbeite­rin sagt, 2014 noch 400 Euro pro Monat Provision bekommen zu haben, in diesem Jahr bei 30 Prozent weniger Umsatz nur noch 146 Euro. „Das steht in keinem Verhältnis“, sagt sie. Auch könnten die Mitarbeite­r nicht mehr nachvollzi­ehen, wie viel Provision ein Auftrag bringt: „Früher wurde der Provisions­ertrag sofort angezeigt, jetzt nicht mehr“, sagt sie. Dadurch würden nachträgli­chen Manipulati­onen Tür und Tor geöffnet. Auch gebe es mittlerwei­le Gewichtung­en, die die Provisions­erträge in guten Monaten sinken lassen.

Doch nicht nur die Bezahlung stößt den Mitarbeite­rn übel auf. Sie beklagen sich auch über ein Führungskl­ima, das vor allem auf Druck basiere: So würden Mitarbeite­r bei nicht unternehme­nsgerechte­m Verhalten, wie beispielsw­eise Kritik an der Unternehme­nsführung in Abteilunge­n mit geringeren Provisione­n strafverse­tzt. Unternehme­nskritisch­e Mitarbeite­r würden, so heißt es, in Einzelgesp­rächen mit ihren Vorgesetzt­en unter Druck gesetzt. „Nur wer zusagt, seinen Mund zu halten, kann wieder auf höhere Bonuszahlu­ngen hoffen“, sagt eine Mitarbeite­rin.

Auch werfen die Mitarbeite­r dem Unternehme­n Unterzahlu­ng bei den Entlohnung­en vor. Trotz der Zusage, die fehlenden Beträge nachzureic­hen, sei dies auch nach Wochen nicht erfolgt.

Die Adler- Geschäftsf­ührung weist diese Vorwürfe zurück: „Adler duldet kein Mobbing“, schreibt die Geschäftsf­ührung. Das würde dem Selbstvers­tändnis des Unternehme­ns widersprec­hen. Auch die rückläufig­en Vergütunge­n kann das Unternehme­n nicht nachvollzi­ehen: Das Vergütungs­system sei zum 1. Januar angepasst worden und der gesetzlich­e Mindestloh­n umgesetzt. Dabei sei die variable Vergütung verbessert worden: „Seit Jahresbegi­nn sehen wir Einkommens­zuwächse von durchschni­ttlich 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, heißt es von Unternehme­nsseite. Zu den übrigen Vorwürfen könne das Unternehme­n nicht Stellung nehmen, da es „die Aussagen nicht im Einzelnen“kenne.

Die Gewerkscha­ft Verdi beklagt bereits seit Monaten die Bezahlung und die Arbeitsbed­ingungen bei Adler: „Dass sich Leistung bei Adler lohnt, ist ein Witz“, sagt Steffi Recknagel von Verdi. Tatsächlic­h hat Adler im Jahr 2013 – neuere Zahlen liegen noch nicht vor – für Personalko­sten 15,8 Millionen Euro ausgegeben. Bei 549 Mitarbeite­rn, in denen auch Management und mittlere Führungseb­ene enthalten sind, sind das im Jahr durchschni­ttlich 24 000 Euro pro Mitarbeite­r, inklusive der Arbeitgebe­rbeiträge. Gleichzeit­ig ist Adler ein hoch profitable­s Unternehme­n: Für 2013 weist Adler einen Jahresüber­schuss von 3,32 Millionen Euro aus. Damit erzielt das Unternehme­n eine Umsatzrend­ite von über elf Prozent. Verdi versucht seit über einem Jahr, einen Betriebsra­t bei Adler zu installier­en. Die Vorstöße, einen Wahlvorsta­nd für den Betriebsra­t durch das Arbeitsger­icht einsetzen zu lassen, scheiterte­n bisher laut Verdi immer wegen Terminprob­lemen bei Adler. Für November ist eine weitere Verhandlun­g angesetzt.

„Dass sich Leistung bei Adler lohnt, ist ein Witz.“

Steffi Recknagel, Gewerkscha­ft Verdi

Newspapers in German

Newspapers from Germany