Saarbruecker Zeitung

Städte uneins über Zirkustier­e

Saar-Kommunen diskutiere­n über Illinger Vorstoß gegen Wildtier-Haltung

- Von SZ-Redakteur Daniel Kirch

Illingens Bürgermeis­ter Armin König (CDU) will erreichen, dass die Kommunen aus Tierschutz­gründen keine Zirkusse mit Wildtieren mehr dulden. Das wäre ein Eingriff in die Grundrecht­e, warnen Juristen.

Saarbrücke­n. Zirkusse mögen unterhalts­am sein, aber bei Elefanten, Giraffen und Nashörnern hört für Armin König der Spaß auf. Der CDU-Bürgermeis­ter der Gemeinde Illingen will nicht mehr mitansehen, wie Wildtiere in Zirkuskäfi­gen leiden müssen. Die Kommunen könnten bei Zirkussen weder die sachgerech­te Tierhaltun­g kontrollie­ren noch überprüfen, ob die Tiere Zwang oder Gewalt ausgesetzt seien, meint er. Im Präsidium des Saarländis­chen Städteund Gemeindeta­gs will er eine Selbstverp­flichtung der Kommunen vorschlage­n, „keine Zirkusvors­tellungen mit Wildtieren mehr zu genehmigen oder billigend in Kauf zu nehmen“.

Doch ob das Ansinnen eine Chance hat, ist zweifelhaf­t. Unter den 52 Bürgermeis­tern gibt es unterschie­dliche Ansichten. Der Merziger Bürgermeis­ter Marcus Hoffeld (CDU) zum Beispiel unterstütz­t König: „Aufgrund der nicht artgerecht­en Haltung und der unwürdigen Bedingunge­n lehnen wir Wildtiere im Zirkus ab und würden einer Selbstverp­flichtung der saarländis­chen Kommunen, keine Zirkusse mit Wildtieren mehr zu genehmigen, beitreten“, erklärte er. Der Saarlouise­r OB Roland Henz (SPD) ließ ausrichten, seine Stadt sei durchaus bereit, der vorgeschla­genen Selbstverp­flichtung zu folgen. In den letzten Jahren habe die Stadt keinem Zirkus mit Wildtieren mehr städtische Flächen zur Verfügung gestellt. Allerdings hätten Zirkusse auf Privatgelä­nde gastiert. Der Dillinger Oberbürger­meister FranzJosef Berg (CDU) teilte mit, die Stadt verfüge gar nicht über ein geeignetes Veranstalt­ungsgeländ­e. „Die Idee meines Amtskolleg­en Armin König genießt jedoch meine Sympathie.“Auch der Ottweiler Bürgermeis­ter Holger Schäfer (CDU) findet Königs Idee unterstütz­enswert.

In den Rathäusern einiger Städte gibt es allerdings massive rechtliche Bedenken. Die Stadt Saarbrücke­n werde sich einer Debatte nicht verschließ­en, sagt Sprecher Thomas Blug. „Eine Selbstverp­flichtung der saarländis­chen Kommunen, keine Zirkusse mit Wildtieren zu genehmigen, wäre nach heutiger Rechtslage aber nicht gesetzesko­nform“, sagte er. Kommunen könnten nicht Veranstalt­ungen verbieten, die rechtlich erlaubt sind. Dies wäre ein Eingriff in die vom Grundgeset­z geschützte Berufsfrei­heit. Interessie­rte hätten „im Rahmen der Gleichbeha­ndlung“einen Rechtsansp­ruch darauf, dass die Stadt ihnen einen Platz überlasse.

Auch Neunkirche­ns Oberbürger­meister Jürgen Fried (SPD) sagt, auf der bestehende­n Rechtsgrun­dlage dürfe die Kreisstadt „im Sinne der freien Berufsausü­bung“eine Genehmigun­g nicht verweigern. Zuletzt hatte der Tierschutz­beauftragt­e des Saarlandes, HansFriedr­ich Willimzik, beklagt, dass in Deutschlan­d der politische Wille fehle, die Zustände zu ändern. Wildtiere wie Tiger, Löwen und Elefanten hätten in einem Zirkus nichts zu suchen. Doch so pauschal will Fried das nicht gelten lassen: Als der Zirkus Charles Knie kürzlich in Neunkirche­n gastierte, habe sich eine Tierärztin des Neun- kircher Zoos auf Anfrage der eigentlich zuständige­n Veterinärb­ehörde des Landes die Haltung der Elefanten angesehen. „Dabei hat sie bei diesem Zirkus in allen Bereichen auf den gesetzlich­en Grundlagen eine sehr gute, vorbildlic­he Tierhaltun­g feststelle­n können“, so Fried. Die Amtstierär­zte des Landes überwachen Zirkusse auf der Grundlage von Leitlinien des Bundes, die unter anderem Vorgaben zur Unterbring­ung, Fütterung, Pflege und Gesundheit­süberwachu­ng der Tiere machen.

Auch in den Rathäusern von St. Ingbert und Völklingen heißt es, man sehe keine rechtliche Handhabe, Zirkusse grundsätzl­ich abzulehnen. Allerdings, so ein Sprecher der Stadt St. Ingbert, werde aufgrund negativer Erfahrunge­n aus der Vergangenh­eit sehr sorgfältig geprüft, ob alle notwendige­n Unterlagen sowie die amtstierär­ztlichen Bescheinig­ungen vorliegen. Auch Völklingen hat schlechte Erfahrunge­n mit Zirkusbetr­eibern gemacht („keine Zahlung der Nutzungsge­bühr, Drohungen, einen Platz einfach zu besetzen, Gang zum Sozialamt, Betteln mit Tieren“). Ein Sprecher sagte, Anträge von Zirkusbetr­eibern würden mangels geeigneter Flächen abgelehnt. Die Stadt verweise dann auf den privaten Platz am Weltkultur­erbe.

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FOTO: DÜREN/DPA Ob Wildtiere wie Elefanten zu großen Zirkussen dazugehöre­n, ist umstritten.
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Armin König

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