Murphys Gesetz und die Folgen
Neuer Conte-Krimi von Carolin Römer führt wieder nach Irland
Der Wohnwagen eines alten Malers fliegt in die Luft, im Wrack werden Goldmünzen gefunden. Was hat es damit auf sich? In „Das Labyrinth des Malers“schickt Carolin Römer ihren Ermittler Fin O’Malley auf eine Schatzsuche.
Gründlicher kann man kaum scheitern. Finbar O’Malley, Ex-Polizist, Ex-Ehemann, ExVollzeitvater, ist in der Tat nicht zu beneiden. Es scheint, als würde er den empirischen Beweis der Existenz von Murphys Gesetz antreten: „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“
Zunächst macht ihm der Wochenendverkehr einen Strich durch die Terminplanung – er erscheint viel zu spät zum Mittagessen bei seiner Mutter, was die gewohnheitsmäßigen Vorwürfe seiner Schwester noch verstärkt. Der Besuch bei seiner Ex-Frau Susan gestaltet sich ähnlich desaströs. Sein Traum vom gemeinsamen Urlaub mit seiner Tochter wird schon im Keim erstickt. Susan erteilt seinen Plänen eine unwiderrufliche Absage, Fin muss mit der Realität leben, dass der verhasste Matthew nun an seiner Stelle die Vaterrolle für Lily einnimmt.
Frust, Trauer und abgründige Enttäuschung treiben Fin ins Pub, wo er an der Theke die trüben Gedanken mit einer or- dentlichen Menge Bier und Whisky hinunterzuspülen versucht. Und es wäre nicht „sein“Tag, wenn er mit diesem Pegel nicht auch noch in eine Verkehrskontrolle rasseln würde, an deren Ende eine Anzeige wegen Trunkenheit am Steuer, Beleidigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt steht.
Neben der Geldstrafe verdonnert ihn der Richter zu einer ganz besonderen Sühneaktion: Fin muss eine Pilgerwanderung auf den Croagh Patrick absolvieren, um über sein Handeln nachzudenken – und landet bei der Gelegenheit rasch wieder in seinem alten Job, denn natürlich geht auch die Pilgertour nicht reibungslos vonstatten, und er ist wider Willen mitten in den Ermittlungen zu einem mehr als mysteriösen Kriminalfall. Mit schlechter Ausrüstung und überfordert von den Strapazen der Wanderung, verirrt er sich und wacht nach einem Filmriss im Wohnwagen eines alten Mannes auf, der sich als der seit geraumer Zeit im Altersheim abgängige Maler Séamus Le Brun entpuppt. Kaum ist Fin bei dem Alten, explodiert der Wohnwagen und sämtliche Kunstwerke Le Bruns, die er dort gelagert hatte, sind zer- stört. Noch bevor sich der Maler von dem Schock erholt hat, wird er beinahe von einem Auto überfahren – Fin vermutet Absicht, kann die Polizei allerdings nicht von seinem Verdacht überzeugen.
Seit Fin weiß, dass ein Unbekannter das komplette Konvolut derjenigen Werke Le Bruns aufgekauft hat, die bei dessen Tochter lagerten, ist er sich sicher, dass das Motiv etwas mit den Bildern zu tun hat. Die alten Goldmünzen, die nach der Explosion des Wohnwagens aufgetaucht sind, bringen Fin schließlich auf die richtige Spur, aber die ehemaligen Kollegen hat er zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht auf seiner Seite.
Carolin Römers O’MalleyKrimis sind immer so etwas wie ein Kurztrip nach Irland, gewürzt mit einer ordentlichen Portion kurzweiliger Unterhaltung. Finbars dritter Fall überzeugt nicht zuletzt aber auch durch das unkonventionelle Motiv, das auch dem ambitioniertesten Krimiliebhaber über weite Kapitel hinweg Rätsel aufgegeben haben dürfte. Und ohne den pädagogisch wertvollen Richterspruch, der Fin die erzwungene Pilgertour bescherte, wäre niemals Licht in die rätselhafte Bedeutung der Medusen-Motive in Le Bruns Gemälden gekommen.
Carolin Römer: Das Labyrinth des Malers. Conte Verlag, 263 Seiten, 13,90 Euro.