„Kohle steckt noch in uns“
Theater-Spektakel in Petite Rosselle zu deutsch-französischer Minen-Vergangenheit
Das Schauspiel „Die Nacht der Männer“zeigt den damaligen Arbeitsalltag der saarländischen und lothringischen Bergleute. Mehr als 80 Freiwillige wirken an der in Petite Rosselle gezeigten Aufführung mit, darunter zehn Saarländer.
Petite Rosselle. „Sich einen Abend lang als Bergmann fühlen“, so fasst Sébastien Juncker die Idee hinter der Aufführung „Die Nacht der Männer“zusammen. Das Spektakel wird ab Ende August auf dem Gelände des authentischen Minen-Museums in Petite Rosselle gezeigt. Juncker ist Sprecher des in Forbach beheimateten Vereins „Die Kinder der Kohle“, die seit Jahren Theater-Inszenierungen zur Bergbauvergangenheit in der Region realisiert.
„Die Nacht der Männer“, erklärt Juncker, sei bereits der dritte Teil in der Reihe „Rußgesichter“(Gueules noires). Wäh- rend 2013 der Schwerpunkt auf der Bergbau- Geschichte gelegen habe und im vorigen Jahr das Privatleben der Bergleute im Vordergrund stand, ginge es dieses Mal um den Arbeitsalltag der Bergleute aus Lothringen und dem Saarland.
Bei dem Freiluft-Spektakel werde es sowohl Szenen unter als auch über Tage geben, außerdem eine Explosion und andere Spezial-Effekte, verspricht Ludwig Speicher vom Organisations-Team. Der Großrosseler engagiert sich schon seit Jahren im Vorstand des Forbacher Vereins und spielt in diesem Jahr auch wieder selbst eine Rolle. Von den rund 80 mitwirkenden Laienschauspielern seien zehn Saarländer, erzählt der ehemalige Elektrosteiger, hinzu käme ein Chor von Schülern des Warndtgymnasiums in VölklingenGeislautern.
„Praktisch das ganze Jahr über“hätten er und seine Vereinskollegen das Stück vorbereitet. Im Vergleich zum Vor- jahr gebe es zu „90 Prozent neue Szenen“, verspricht Speicher. Das Stück ist auch in diesem Jahr multimedial: neben Theaerszenen gibt es teils historische Video- und Tonsequenzen und Feuerwerk. Auch die Kritik einiger deutscher Besucher aus den Vorjahren habe man aufgegriffen, sagt Speicher. Statt einer Audio-Übersetzung über Kopfhörer gebe es laut Speicher nun Untertitel mit vereinfachtem Inhalt. Rund ein Drittel des Stückes würden allerdings ohnehin in saarländischem Platt aufge- führt, wirbt Speichers Vereinskollege Juncker um deutsche Besucher. Für ihn sei das ganz normal, man habe „dort unten“damals nun mal Dialekt oder eben Platt gesprochen. Für Speicher, der auch inhaltlich an dem Stück mitgearbeitet hat, ist die Parallelität von mehreren Sprachen nichts Ungewöhnliches: „Die Geschichte auf beiden Seiten (der Grenze) ist miteinander verbunden.“Juncker kündigt an, dass während des Stücks wie schon in den Jahren zuvor mit dem Publikum diskutiert werden soll.
Forbachs Bürgermeister Laurent Kalinowski sagt der SZ, für ihn sei diese Theateraufführung nicht nur ein „Stück Vergangenheit“, sondern vielmehr die Gelegenheit des Austauschs über eine „gemeinsame Perspektive nach der Kohle-Zeit“. Oder wie es Juncker formuliert: „Ein bisschen Kohle steckt noch immer in uns.“
lesenfantsducharbon. com