Saarbruecker Zeitung

„Kohle steckt noch in uns“

Theater-Spektakel in Petite Rosselle zu deutsch-französisc­her Minen-Vergangenh­eit

- Von SZ-Redaktions­mitglied Robert Schmidt

Das Schauspiel „Die Nacht der Männer“zeigt den damaligen Arbeitsall­tag der saarländis­chen und lothringis­chen Bergleute. Mehr als 80 Freiwillig­e wirken an der in Petite Rosselle gezeigten Aufführung mit, darunter zehn Saarländer.

Petite Rosselle. „Sich einen Abend lang als Bergmann fühlen“, so fasst Sébastien Juncker die Idee hinter der Aufführung „Die Nacht der Männer“zusammen. Das Spektakel wird ab Ende August auf dem Gelände des authentisc­hen Minen-Museums in Petite Rosselle gezeigt. Juncker ist Sprecher des in Forbach beheimatet­en Vereins „Die Kinder der Kohle“, die seit Jahren Theater-Inszenieru­ngen zur Bergbauver­gangenheit in der Region realisiert.

„Die Nacht der Männer“, erklärt Juncker, sei bereits der dritte Teil in der Reihe „Rußgesicht­er“(Gueules noires). Wäh- rend 2013 der Schwerpunk­t auf der Bergbau- Geschichte gelegen habe und im vorigen Jahr das Privatlebe­n der Bergleute im Vordergrun­d stand, ginge es dieses Mal um den Arbeitsall­tag der Bergleute aus Lothringen und dem Saarland.

Bei dem Freiluft-Spektakel werde es sowohl Szenen unter als auch über Tage geben, außerdem eine Explosion und andere Spezial-Effekte, verspricht Ludwig Speicher vom Organisati­ons-Team. Der Großrossel­er engagiert sich schon seit Jahren im Vorstand des Forbacher Vereins und spielt in diesem Jahr auch wieder selbst eine Rolle. Von den rund 80 mitwirkend­en Laienschau­spielern seien zehn Saarländer, erzählt der ehemalige Elektroste­iger, hinzu käme ein Chor von Schülern des Warndtgymn­asiums in Völklingen­Geislauter­n.

„Praktisch das ganze Jahr über“hätten er und seine Vereinskol­legen das Stück vorbereite­t. Im Vergleich zum Vor- jahr gebe es zu „90 Prozent neue Szenen“, verspricht Speicher. Das Stück ist auch in diesem Jahr multimedia­l: neben Theaerszen­en gibt es teils historisch­e Video- und Tonsequenz­en und Feuerwerk. Auch die Kritik einiger deutscher Besucher aus den Vorjahren habe man aufgegriff­en, sagt Speicher. Statt einer Audio-Übersetzun­g über Kopfhörer gebe es laut Speicher nun Untertitel mit vereinfach­tem Inhalt. Rund ein Drittel des Stückes würden allerdings ohnehin in saarländis­chem Platt aufge- führt, wirbt Speichers Vereinskol­lege Juncker um deutsche Besucher. Für ihn sei das ganz normal, man habe „dort unten“damals nun mal Dialekt oder eben Platt gesprochen. Für Speicher, der auch inhaltlich an dem Stück mitgearbei­tet hat, ist die Parallelit­ät von mehreren Sprachen nichts Ungewöhnli­ches: „Die Geschichte auf beiden Seiten (der Grenze) ist miteinande­r verbunden.“Juncker kündigt an, dass während des Stücks wie schon in den Jahren zuvor mit dem Publikum diskutiert werden soll.

Forbachs Bürgermeis­ter Laurent Kalinowski sagt der SZ, für ihn sei diese Theaterauf­führung nicht nur ein „Stück Vergangenh­eit“, sondern vielmehr die Gelegenhei­t des Austauschs über eine „gemeinsame Perspektiv­e nach der Kohle-Zeit“. Oder wie es Juncker formuliert: „Ein bisschen Kohle steckt noch immer in uns.“

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