Hip-Hop aus Fernost
Neu im Kino: „Tokyo Tribe“von Sono Sion
Tokio ist ein raues Pflaster. Als solches wird die japanische Hauptstadt zumindest von Erfolgsregisseur Sono Sion inszeniert. Was anfänglich noch wie ein fernöstlicher Abklatsch einer Hollywood-Musical-Verfilmung ausssieht, entpuppt sich als innovatives Unterhaltungskino, das sogar mit einem neuen Genrenamen geehrt wird: Rapsical – das erste Hip-Hop-Musical der Geschichte.
Zu Filmbeginn wird der ein oder andere Zuschauer erst einmal schlucken müssen: Auf einem gewaltsam festgehaltenen halbnackten Frauenkörper wird die Stadtgrenze Tokios skizziert. Dabei regieren insgeheim sich rivalisierende Banden die Stadt – etwa die „Gira Gira Girls“oder die „Hands“–, die sich ihrerseits in kurzen Sequenzen selbst vorstellen. Mit Selbstironie wird hier nicht gegeizt, bedienen sich die Protagonisten doch in üblicher Hip-HopManier protziger Gesten und einer anmaßenden Sprache. Dass in einem Rapsical der Sprechgesang der Darsteller grundsätzlich überwiegt, bedarf wohl keiner weiteren Erklärung. Der Rest der Handlung ist schnell erzählt: Um genau 10.09 Uhr setzt der Film ein, am nächsten Morgen ist er zu Ende. In diesem Zeitraum: ausnahmsloser japanischer Gangster-Thrill. Der irrsinnige Boss eines Yakuza-Clans will die Alleinherrschaft über die Stadt an sich reißen. Unterstützung erhält er von seinem Günstling Mera (Foto: Rapid Eye Movies).
Prinzipiell ist die Handlung aber sekundär. Der Film überzeugt im Stile des klassischen Hollywoods zur Glanzzeit der 50er Jahre – auf eine zeitgemäße, brachiale, anstößige Weise. Ebendiese Aufmachung lässt den Film zum kurzweiligen Kinospektakel avancieren. Mera (Ryôhei Suzuki)