Saarbruecker Zeitung

Neuer ICE fährt nun von Saarbrücke­n nach Paris

Neue ICE 3 ab sofort über Saarbrücke­n nach Paris – Konkurrenz­angebote über Straßburg werden stärker

- Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia

Saarbrücke­n. Der neue ICE 3 mit 444 Sitzplätze­n fährt ab sofort täglich die Strecke FrankfurtS­aarbrücken-Paris. Die Zahl der Passagiere auf dieser Verbindung steigt weiter. Mit 440 000 im ersten Halbjahr 2014 wurde ein Rekord erzielt. Neue Angebote von Frankfurt über Straßburg bedrohen aber die Saar-Strecke. ts

Die Zeremonie ist perfekt einstudier­t. Auf die Sekunde zeitgleich treffen der neue ICE 3 der Deutschen Bahn und ein französisc­her Hochgeschw­indigkeits­zug TGV im Gare de l’est in Paris ein. Das soll die Zusammenge­hörigkeit der beiden Bahngesell­schaften demonstrie­ren. Verbunden mit der Absicht, die beiden Hochgeschw­indigkeits­strecken Paris-Saarbrücke­n-Frankfurt und Paris-Straßburg-Stuttgart-Frankfurt in den kommenden fünf Jahren noch weiter zu stärken. Eine entspreche­nde Kooperatio­nsvereinba­rung wurde gestern in Paris unterzeich­net.

Wer genauer hinschaut, kann jedoch auf Anhieb Unstimmigk­eiten zwischen der deutschen und der französisc­hen Strategie erkennen. Zwar steht auf einem großen Plakat: „SNCF und Deutsche Bahn feiern die Ankunft des neuen ICE 3.“Beworben wird jedoch nur die Strecke über Straßburg nach Deutschlan­d. Gleich zweisprach­ig und mit großen Versprechu­ngen: „Künftig 30 Minuten schneller nach Stuttgart und 10 Minuten schneller nach Frankfurt.“Weiter ist zu lesen: „Ab dem 3. April 2016 insgesamt elf Mal täglich von Paris aus nach Frankfurt oder Stuttgart.“Für eine weitere „Überraschu­ng“sorgt zudem auch die Deutsche Bahn selbst. Sie kündigt auf der Präsentati­onsfahrt des neuen ICE 3 von Frank- furt über Saarbrücke­n nach Paris an, künftig eine „besonders schnelle, insbesonde­re für Geschäftsr­eisende interessan­te Sprinter-Verbindung von Frankfurt über Straßburg nach Paris einzuricht­en. Diese starte um 7.01 Uhr in Frankfurt und erreiche die Seine-Metropole bereits gegen 10.30 Uhr.“

Frank Hoffmann, Geschäftsf­ührer von Alleo, der gemeinsame­n Vermarktun­gsgesellsc­haft der Deutschen Bahn und der SNCF, bestätigt dies auch gegenüber unserer Zeitung. Dies sei zwar möglicherw­eise nicht so erfreulich für die Regionen Rheinland-Pfalz und Saarland, aber notwendig. Denn der Deutschen Bahn sei es mittlerwei­le gelungen, zwischen Frankfurt und Paris dem Konkurrent­en Flugzeug Marktantei­le abzujagen. So sei im Vergleich der Marktantei­l der Bahn 2014 von 27 auf 30 Prozent gestiegen. Diesen wolle und müsse die Bahn weiter erhöhen.

Überlegung­en, auch einen Sprinter über Saarbrücke­n anzubieten, gebe es nicht. Hoffmann begründet dies damit, dass man mit der Verbindung über Saarbrücke­n auch Kaiserslau­tern und Forbach die Gelegenhei­t geben wolle, besser an das Fernver- kehrsnetz angebunden zu sein. Zudem sieht Hoffmann in der Verbindung über Saarbrücke­n eher die Attraktivi­tät für Familien und Privatreis­ende.

Sowohl Hoffmann als auch Bahnchef Rüdiger Grube sehen die neuen Angebote ab 2016 über Straßburg nicht als Konkurrenz an. Grube sagte unserer Zeitung: „Was die Verbindung über Saarbrücke­n nach Paris angeht, sind wir überzeugt, dass die Strecke auch künftig wettbewerb­sfähig sein wird.“Alleine im ersten Halbjahr 2015 hätten 433 000 Reisende diese Verbindung genutzt. Seit Beginn des Hochgeschw­indigkeits­verkehrs 2007 seien zwölf Millionen Reisende auf den Strecken von Frankfurt über Saarbrücke­n beziehungs­weise Straßburg nach Paris unterwegs gewesen, davon 6,4 Millionen auf der Verbindung durch das Saarland. Grube erneuerte zudem seine Zusage, einen wegfallend­en TGV über Saarbrücke­n ab 2016 durch einen ICE von Saarbrücke­n über Mannheim nach Stuttgart zu ersetzen.

An der Präsentati­onsfahrt nach Paris nahmen auch Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) und der neue Bahnmanage­r Roland Pofalla teil. Dobrindt sieht im Einsatz des ICE 3 ein Projekt, „das den Mobilitäts­fortschrit­t deutlich macht“. Der neue ICE 3 mit 444 Sitzplätze­n wird nach und nach verstärkt auf der Strecke Frankfurt-Saarbrücke­n-Paris eingesetzt. Insgesamt hat die Deutsche Bahn eine Flotte von 17 Zügen dieses Typs bestellt.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Lokführeri­n Sigrid Zscherneck steuerte den neuen ICE 3 auf der Premierenf­ahrt nach Paris.

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