Drei Standorte für den Kindernotdienst
Neue Struktur soll Mediziner entlasten – Proteste wegen Entscheidung gegen Homburg
Der Kindernotdienst wird umstrukturiert: Künftig konzentriert sich die Bereitschaft an Wochenenden und Feiertagen auf drei Standorte.
Der kinderärztliche Bereitschaftsdienst an Wochenenden und Feiertagen wird im Saarland an drei Standorten konzentriert. Dadurch könne der Spezialdienst – anders als in anderen Bundesländern – erhalten bleiben, argumentiert die Kassenärztliche Vereinigung.
Saarbrücken. Hat ein Kind am Wochenende hohes Fieber oder klagt über Bauchweh, können Eltern beim Notdienst für Kinder und Jugendliche Rat suchen. Seit Juli hat dieser kinderärztliche Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) an Wochenenden und Feiertagen im Saarland eine neue Struktur. Es gibt nun drei feste Standorte: das Klinikum Saarbrücken auf dem Winterberg, das Marienhaus-Klinikum in Saarlouis sowie die Marienhaus-Klinik in NeunkirchenKohlhof. Am Mittwoch wurde der neue Standort in Saarlouis offiziell eröffnet.
„Wir haben uns im Rahmen der demographiegerechten Anpassung der Versorgungsstruktur gefragt, wie wir es uns leisten können, die drei Notfallbezirke West, Mitte, Ost, die wir bereits hatten, zukunftssicher zu erhalten“, sagte der stellvertretende KV-Vorsitzende Dr. Joachim Meiser. Den Spezialdienst beizubehalten sei keine Selbstverständlichkeit. So habe etwa Rheinland-Pfalz den Kindernotdienst abgeschafft. Durch die neue Struktur entstünden Synergien, erklärte Meiser: „Wir konnten durch Kooperationsverträge erreichen, dass ab 20 Uhr die Kliniken den Dienst übernehmen, weil erfahrungsgemäß dann weniger Kinder kommen. Das ist für die niedergelassenen Kinderärzte eine deutliche Entlastung.“Derzeit gibt es im Saarland rund 75 Kinder- und Jugendärzte.
Daneben gebe es Synergien – vor allem organisatorischer Art – mit den Bereitschaftsdiensten für Erwachsene, die sich auf dem gleichen Flur befinden. „Wenn mal etwas Schlimmeres ist und eine stationäre Behandlung erforderlich ist, sind wir gleich vor Ort“, nennt Meiser einen weiteren Vorteil. Mussten Eltern früher erst herausfinden, welcher Kinderarzt in welchem Ort in seiner Praxis den Notdienst übernimmt, gebe es jetzt einen festen Ort und eine Telefonnummer (siehe Infobox). Es sei immer ein Arzt vor Ort.
Für die Versorgung unter der Woche haben sich die Kinderärzte für die bisherige Struktur mit deutlich kleineren Bezirken ausgesprochen. So seien pro Bezirk in der Regel mehrere Praxen nachts erreichbar.
Die Entscheidung der Kinderärzte, den Notdienst nicht mehr wie bisher samstags in Kohlhof und sonntags am Uniklinikum in Homburg anzubieten, sondern für das gesamte Wochenende in Kohlhof einzurichten, hatte für heftige Proteste in Homburg gesorgt. „Dieser geteilte Dienst war von der ,Manpower’ kaum noch zu bewältigen“, stellte sich Meiser hinter die Entscheidung der Kindermediziner. Denn sonntags habe zusätzlich noch ein Arzt in St. Wendel Dienst gehabt, um Eltern aus dem Nordsaarland die weite Anfahrt nach Homburg nicht zuzumuten. „Von Bosen nach Homburg ist schon ’ne Ecke. Kohlhof liegt zudem näher an der Autobahn, und die Räumlichkeiten waren an beiden Orten gleichwertig“, sagte Meiser. Bis Ende des Jahres bestehen die Standorte Kohlhof und Homburg parallel weiter. In diesem Zeitraum solle die Nutzung evaluiert und geschaut werden, ob die bisherige Teilung des Dienstes am Wochenende beibehalten wird. „Klar ist aber, einen vierten Standort wird es nicht geben“, betonte Meiser.