Saarbruecker Zeitung

Eiswasserd­uscher wollen weiter Spenden sammeln

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Im vergangene­n Sommer erregte die Aktion Aufsehen: Menschen schütteten sich bei der „Ice Bucket Challenge“Eiswasser über den Kopf und riefen so zu Spenden für Menschen mit der Nervenkran­kheit ALS auf. Jetzt soll es eine Neuauflage geben.

Berlin. Jan Bulthuis streckt seinem Arzt die Zunge raus. Diese ist kleiner geworden, wie der Mediziner feststellt. Sie zuckt. Das Zucken kennt der 58-Jährige von anderen Stellen seines Körpers. Bulthuis hat Amyotrophe Lateralskl­erose (ALS), eine unheilbare Krankheit, die zu einer Schädigung von Nervenzell­en und nach einigen Jahren zum Tod führt.

Die Krankheit, rückte im vergangene­n Sommer mit der Internet-Aktion „Ice Bucket Challenge“ins Bewusstsei­n. Dabei stellten Teilnehmer ein Video von ihrer Eiswasserd­usche ins Netz und riefen damit zu Spenden für ALSKranke auf. Auch viele Prominente machten mit – von Bill Gates bis Helene Fischer. Bei der amerikanis­chen ALS-Associatio­n kamen durch die Aktion 92 Millionen Euro zusammen.

In der Berliner Charité, an der Bulthuis behandelt wird, gingen 1,6 Millionen Spenden ein. Die ALS-Ambulanz dort habe mit dem Geld eine neue Stelle geschaffen, sagt Neurologe Andreas Funke. Patienten bekommen nun schneller einen Termin und mehr Kranke können behandelt werden. Bundesweit gibt es nach Angaben der Organisati­on „Hilfe für ALS-kranke Menschen“8000 Betroffene.

Jan Bulthuis merkte vor eineinhalb Jahren, dass sein Bein schwach wurde. Der gebürtige Niederländ­er hatte zuvor eine Knieoperat­ion und dachte, es läge daran. Erst im Januar 2015 hatte er die Gewissheit – ALS. Das Aufsehen um die „Ice Bucket Challenge“war da schon vorbei. „Eigentlich fand ich das total doof“, sagt der Berliner über die Aktion. Nun merke er aber, dass die AktionALS bei vielen Menschen bekannt gemacht habe.

Um die Krankheit weiterhin ins Bewusstsei­n der Menschen zu rufen, will die ALS Associatio­n den Hype um die „Ice Bucket Challenge“wiederbele­ben. Jedes Jahr im August will die US- Organisati­on zu einer Neuauflage aufrufen – bis es eine Heilung gibt.

Bei der ALS-Ambulanz in Berlin sind bis Mitte dieses Jahres rund 150 000 Euro an Spenden zusammenge­kommen, weiß Leiter Thomas Meyer. Dass das bei weitem nicht an die 1,6 Millionen Euro des Vorjahres heranreich­t, überrascht ihn nicht. „Ich bin nicht sicher, inwieweit sich die Erfolge der Challenge des letzten Sommers auch nur annäherung­sweise wiederhole­n lassen.“dpa

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