Das Gorillababy? Ein Selbstporträt
Eine saarländische Künstler-Institution stellt aus: Manfred Güthler in Püttlingen
Im Bahnhof Püttlingen widmet man Manfred Güthler eine Retrospektive. Der Maler und Grafiker ist eine bekannte Figur in der saarländischen Kunstszene, und die Schau zeigt Arbeiten aus einem sehr langen Schaffenszeitraum.
Püttlingen. Manfred Güthler ist in der saarländischen Kunstszene eine Institution. Der Maler und Grafiker studierte in den 1950er Jahren bei Boris Kleint und Otto Steinert an der damaligen Saarbrücker Schule für Kunst und Handwerk und arbeitete später als Kunstlehrer an saarländischen Gymnasien. Bis 1992 hatte er die ehrenamtliche Leitung des Saarländischen Künstlerhauses inne, bis 2002 war er der saarländische Landesvorsitzende des Bundesverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK).
Heute leitet der 88-jährige, jung gebliebene Künstler immer noch Zeichenkurse an der Volkshochschule des Regionalverbandes und hat viele kreative Saarländer auf ihrem künstlerischen Werdegang unterrichtet. Im Bahnhof Püttlingen kann man sich zurzeit die Kunstwerke von Manfred Güthler anschauen, und wie es sich für eine Retrospektive gehört, werden in Püttlingen frühe Arbeiten des Künstlers gezeigt, neuere Werke, und sogar einige, die erst „in der Woche vor der Eröffnung entstanden sind“, erzählt Manfred Güthler.
Auffällig ist ein humorvolles Blatt, aus dem ein Gorillababy mit riesengroßen, runden Augen den Betrachter anschaut. „Ein Selbstporträt“, so sagt der Künstler augenzwinkernd.
Daneben zeigt die Ausstellung surreale Zeichnungen aus den politischen 1970er und 80er Jahren: ein Motiv ist ein in einem Stahlkäfig eingeschlossenes Ei, dann eine Atombombenwolke über Raketen oder eine Erde als Brotlaib, nach dem sich viele Hände ausstrecken. Sie zeigen, neben der politischen Einstellung des Künstlers, auch dessen Hingabe an die Kunst der Zeichnung.
Neuere Arbeiten stellen bunte Akte dar, die Formen vereinfacht und überlängt, der Hintergrund in strahlend blauer Farbe gemalt. Seine bevorzugte Technik ist allerdings die Monotypie. Bei dieser Drucktechnik wird das Blatt auf einer mit Farbe bestrichenen Platte abgezogen und indirekt gestaltet. Mit dieser Technik gelingt es Manfred Güthler, vereinfachte, verfremdete, aber sehr zarte Akte entstehen zu lassen, die farblich reduziert sind. Bis Mitte Oktober entfalten diese Akte in dem ehemaligen Wartesaal des Bahnhofs Püttlingen ihren Charme.
„Retrospektive. Werke von Manfred Güthler“im Bistro-Restaurant des Bahnhofs Püttlingen, Bahnhofstraße 74-76, Püttlingen. Geöffnet bis 15. Oktober, Montag bis Freitag und Sonntag von 11 bis 14 Uhr und ab 17 Uhr und Samstag ab 17 Uhr.