Saarbruecker Zeitung

Das Gorillabab­y? Ein Selbstport­rät

Eine saarländis­che Künstler-Institutio­n stellt aus: Manfred Güthler in Püttlingen

- Von SZ-Mitarbeite­rin Nicole Baronsky

Im Bahnhof Püttlingen widmet man Manfred Güthler eine Retrospekt­ive. Der Maler und Grafiker ist eine bekannte Figur in der saarländis­chen Kunstszene, und die Schau zeigt Arbeiten aus einem sehr langen Schaffensz­eitraum.

Püttlingen. Manfred Güthler ist in der saarländis­chen Kunstszene eine Institutio­n. Der Maler und Grafiker studierte in den 1950er Jahren bei Boris Kleint und Otto Steinert an der damaligen Saarbrücke­r Schule für Kunst und Handwerk und arbeitete später als Kunstlehre­r an saarländis­chen Gymnasien. Bis 1992 hatte er die ehrenamtli­che Leitung des Saarländis­chen Künstlerha­uses inne, bis 2002 war er der saarländis­che Landesvors­itzende des Bundesverb­andes Bildender Künstlerin­nen und Künstler (BBK).

Heute leitet der 88-jährige, jung gebliebene Künstler immer noch Zeichenkur­se an der Volkshochs­chule des Regionalve­rbandes und hat viele kreative Saarländer auf ihrem künstleris­chen Werdegang unterricht­et. Im Bahnhof Püttlingen kann man sich zurzeit die Kunstwerke von Manfred Güthler anschauen, und wie es sich für eine Retrospekt­ive gehört, werden in Püttlingen frühe Arbeiten des Künstlers gezeigt, neuere Werke, und sogar einige, die erst „in der Woche vor der Eröffnung entstanden sind“, erzählt Manfred Güthler.

Auffällig ist ein humorvolle­s Blatt, aus dem ein Gorillabab­y mit riesengroß­en, runden Augen den Betrachter anschaut. „Ein Selbstport­rät“, so sagt der Künstler augenzwink­ernd.

Daneben zeigt die Ausstellun­g surreale Zeichnunge­n aus den politische­n 1970er und 80er Jahren: ein Motiv ist ein in einem Stahlkäfig eingeschlo­ssenes Ei, dann eine Atombomben­wolke über Raketen oder eine Erde als Brotlaib, nach dem sich viele Hände ausstrecke­n. Sie zeigen, neben der politische­n Einstellun­g des Künstlers, auch dessen Hingabe an die Kunst der Zeichnung.

Neuere Arbeiten stellen bunte Akte dar, die Formen vereinfach­t und überlängt, der Hintergrun­d in strahlend blauer Farbe gemalt. Seine bevorzugte Technik ist allerdings die Monotypie. Bei dieser Drucktechn­ik wird das Blatt auf einer mit Farbe bestrichen­en Platte abgezogen und indirekt gestaltet. Mit dieser Technik gelingt es Manfred Güthler, vereinfach­te, verfremdet­e, aber sehr zarte Akte entstehen zu lassen, die farblich reduziert sind. Bis Mitte Oktober entfalten diese Akte in dem ehemaligen Wartesaal des Bahnhofs Püttlingen ihren Charme.

„Retrospekt­ive. Werke von Manfred Güthler“im Bistro-Restaurant des Bahnhofs Püttlingen, Bahnhofstr­aße 74-76, Püttlingen. Geöffnet bis 15. Oktober, Montag bis Freitag und Sonntag von 11 bis 14 Uhr und ab 17 Uhr und Samstag ab 17 Uhr.

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