Im Paradies der starken Röhren
Eines vorweg: Ich bin kein großer Fan von Musicals. Ich habe durchaus Spaß daran, mich kunterbunt unterhalten zu lassen. Aber im Großen und Ganzen bevorzuge ich Theater, bei dem ich was zum Nach-Denken bekomme. Trotzdem will ich Ihnen heute empfehlen, noch ganz schnell in eine der letzten beiden Vorstellungen von „Paradise of Pain“zu gehen (heute, 20 Uhr, und Sonntag, 18 Uhr). Ich habe Frank Nimsgerns Musical am Mittwoch gesehen, und ich war tatsächlich ziemlich begeistert. Gut, die Story ist reichlich dünn, nachvollziehbare Handlungsabläufe finden sich eher nicht. Und der Frage eines Zuschauers an seine Nachbarin „Hast du den Schluss verstanden?“kann ich mich nur aus vollem Herzen anschließen. Ich hätte beinahe nicht geklatscht, weil ich gar nicht bemerkt hatte, dass es rum ist. Deshalb als Hinweis für Sie: Die Schluss-Szene soll bedeuten, dass Angelina und Mephista, also Engel und Teufelsweib, eigentlich ein und die selbe Person sind. Ein bisschen wurres, um es mal salopp zu sagen. So hatte ich das mit dem Nach-Denken beim Theater gar nicht gemeint. . .
Aber ein paar gewichtige Gründe, warum Sie sich das Vergnügen dennoch gönnen sollten: die sehenswerte Inszenierung von Sebastian Welker. Die ordentlich in die Füße gehende Musik der Nimsgern-Band. Und vor allem: die Sängerinnen und Sänger. Was für Hammer-Stimmen man da erlebt. Wenn Ex„No Angel“Sandy Mölling ihren prallen Schwanger-Bauch rausstreckt und losröhrt, bleibt einem fast die Luft weg. Was für ein Organ. Und Anke Fiedler, Patrick Stanke, Sasha Di Capri und Eric Minsk brauchen sich da nicht zu verstecken. Es ist der reinste „Wer haut das Publikum am meisten um“- Wettbewerb. Und der findet in einem Bühnenbild statt, das allein schon den Besuch lohnen würde. Die Gruppe fettFilm arbeitet vor allem mit Projektionen – und so stehen die himmlischen und die teuflischen Heerscharen von einer Sekunde zur anderen mal in einer Art Las Vegas, in einem Aktenberg, auf dem Friedhof oder in einer gotischen Kathedrale. Das ist wirklich sehenswert. Und übrigens: Das Theater ist ziemlich gut klimatisiert. Es gelten also auch keine WetterAusreden! (Karten unter Tel. 06 81/ 30 92-486).