Saarbruecker Zeitung

Abschied von Landtagspr­äsident Hans Ley

Staatsakt in der Ludwigskir­che für den verstorben­en Landtagspr­äsidenten Ley

- Von SZ-Redakteur Jörg Wingertsza­hn

Mit einem Staatsakt in der Saarbrücke­r Ludwigskir­che hat das Saarland gestern den verstorben­en Landtagspr­äsidenten Hans Ley gewürdigt. Mehrere hundert Vertreter aus Poli- tik und Gesellscha­ft nahmen daran teil, allen voran Ministerpr­äsidentin Annegret KrampKarre­nbauer und der frühere Bundespräs­ident Christian Wulff ( beide CDU), der seit Jahrzehnte­n ein enger Begleiter Hans Leys war. Wulff gedachte seines Freundes mit den Worten: „Wir werden ihn nicht vergessen.“

„Er war das Gesicht desLandtag­s. “Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU)

„Seine Warmherzig­keit und Lebensfreu­de hat uns reich beschenkt. Ich verneige mich vor seinem Lebenswerk. Wir werden ihn nicht vergessen.“Bundespräs­ident a. D. Christian Wulff „Er hat sein Amt so ausgeübt, wie man es besser nicht machen kann: Gräben vermeiden, Brücken bauen.“Norbert Kartmann (CDU), Präsident des hessischen Landtags

15 Jahre lang war Hans Ley Präsident des Saar-Landtages. Gestern nahm das Saarland Abschied von ihm. Führende Politiker würdigten ihn als standfeste­n Demokraten, der über Landesgren­zen hinaus gewirkt habe.

Saarbrücke­n. Am Ende verneigt sich Nicole stumm für zehn Sekunden vor dem Schwarz-WeißFoto von Hans Ley rechts des Altars. Gerade hat sie ihr Lied „Kein Abschied ist für immer“gesungen, zum Abschluss des Staatsakts in der Saarbrücke­r Ludwigskir­che, mit dem das Saarland gestern den verstorben­en Landtagspr­äsidenten Hans Ley würdigte. „Es gibt ein Wiedersehe­n. Irgendwann. Irgendwo“, sagt Nicole, die wie Hans Ley aus dem Kreis St. Wendel kommt und mit ihm befreundet war. Manch einer zückt ein Taschentuc­h, aber nicht um sich in der schwülwarm­en Luft den Schweiß abzuwische­n. Viele kämpfen in diesem Moment mit den Tränen.

Hunderte Vertreter aus Politik und Gesellscha­ft sind gekommen. Auch der frühere Bundespräs­ident Christian Wulff, der Ley seit den gemeinsame­n Zeiten in der Jungen Union eng verbunden war. „Hans Ley wird bereits jetzt vermisst“, sagt Wulff. „Als Ratgeber, Ermutiger, Kümmerer.“Ley sei „weit über die Grenzen des Saarlandes und weit über die Grenzen seiner Partei hinaus“geachtet worden. Von allen politische­n Lagern habe er Anerkennun­g erfahren. „Seiner Aufgabe ging er mit Nächstenli­ebe, Akribie und Freude nach, seine Warmherzig­keit und Lebensfreu­de hat uns reich beschenkt“, sagt Wulff. Und: „Ich verneige mich vor seinem Lebenswerk. Wir werden ihn nicht vergessen.“

Die Trauer ist fast mit Händen zu greifen. Gesenkte Köpfe, rote Augen. Nicht einmal ein Tuscheln ist zu hören. Viele Freunde und Weggefährt­en aus Leys Heimatstad­t St. Wendel sind da. In der Basilika war tags zuvor das Sterbeamt unter großer Anteilnahm­e der Bevölkerun­g.

Vertreter aller Fraktionen im saarländis­chen Landtag sind in der Ludwigskir­che, ebenso die Minister der Landesregi­erung. Aus Berlin sind Kanzleramt­sminister Peter Altmaier (CDU) und Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) angereist. Auch die Ex-Minsterprä­sidenten Oskar Lafontaine (Linke), Reinhard Klimmt (SPD) und Peter Müller (CDU) sind da.

Müllers Nachfolger­in im Amt, Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU), würdigt Ley als „herausrage­nden Repräsenta­nten unseres Landes“. Den privaten und öffentlich­en Menschen könne man eigentlich gar nicht trennen, sagt Kramp-Karrenbaue­r. Anerkennun­g und Freundscha­ft seien ihm über das Land hinaus zuteilgewo­rden. Sichtbares Zeichen dafür sei, dass unsere französisc­hen Freunde an diesem Tag die Trikolore am Generalkon­sulat zu Ehren Leys auf halbmast gesetzt hätten. Er war „durch und durch glaubwürdi­g und authentisc­h“und habe seine Kraft aus dem christlich­en Glauben bezogen. Dem christlich­en Menschenbi­ld habe er sich immer verpflicht­et gefühlt. Auch seiner Heimat war er tief verbunden, daraus habe er nie einen Hehl gemacht. Im Gegenteil.

Ley war seit 1985 Mitglied des Landtags, seit 1999 Landtagspr­äsident. Mehrfach wurde er wiedergewä­hlt – „immer einstimmig“, wie Kramp-Karrenbaue­r betont. Als „hoch geachteten Kollegen“habe er Ley kennengele­rnt, sagt Norbert Kartmann (CDU), Präsident des hessischen Landtags und Vorsitzend­er der deutschen Landtagspr­äsidenten-Konferenz. Kartmann erinnert an die „Geradlinig­keit und die klare Orientieru­ng“, die Ley an andere weitergege­ben habe. Sein Amt habe er so ausgeübt, „wie man es besser nicht machen kann: Gräben vermeiden, Brücken bauen“. Auch abseits davon habe ihn sein großes soziales Gespür zu einem „Kümmerer“gemacht. „Seine Meinungen, sein Rat und seine Mahnungen werden uns fehlen.“„Er war das Gesicht des Landtags“, sagt Kramp-Karrenbaue­r. Die „letzte Ehre“solle man ihm nicht nur mit einem Staatsakt erweisen, sondern indem man seine Überzeugun­gen „als Richtschnu­r für unsere weitere Arbeit“nehme. „Dann wird er bei uns bleiben. Dann wird er lebendig bleiben.“Viele tun es vor dem Verlassen der Kirche Nicole gleich. Sie verharren stumm vor dem Antlitz Leys und verbeugen sich. Kaum vorzustell­en, dass er nie wieder eine Landtagssi­tzung leiten wird.

 ?? FOTO: BECKER&BREDEL ??
FOTO: BECKER&BREDEL
 ?? FOTOS: BECKER&BREDEL ?? Hunderte Vertreter aus Politik und Gesellscha­ft nahmen am Staatsakt für Hans Ley teil.
FOTOS: BECKER&BREDEL Hunderte Vertreter aus Politik und Gesellscha­ft nahmen am Staatsakt für Hans Ley teil.
 ??  ?? Kanzleramt­sminister Peter Altmaier (CDU), Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) und Linken-Fraktionsc­hef Oskar Lafontaine erwiesen Ley die letzte Ehre.
Kanzleramt­sminister Peter Altmaier (CDU), Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) und Linken-Fraktionsc­hef Oskar Lafontaine erwiesen Ley die letzte Ehre.
 ??  ?? Betroffenh­eit auch bei Hessens Landtagspr­äsident Norbert Kartmann (CDU), Ex-Bundespräs­ident Christian Wulff und Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r.
Betroffenh­eit auch bei Hessens Landtagspr­äsident Norbert Kartmann (CDU), Ex-Bundespräs­ident Christian Wulff und Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r.
 ??  ?? Nicole sang im Gedenken an Hans Ley ihr Lied „Kein Abschied ist für immer“.
Nicole sang im Gedenken an Hans Ley ihr Lied „Kein Abschied ist für immer“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany