Saarbruecker Zeitung

CDU will jetzt auch ein Einwanderu­ngsgesetz

Merkel soll ihre Zustimmung signalisie­rt haben – Debatte um Asylpoliti­k hält an

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Im Januar hatte CDU-Generalsek­retär Tauber mit seinem Vorstoß zu einem Einwanderu­ngsgesetz die Union aufgeschre­ckt und Protest geerntet. Jetzt bemüht sich die Partei um eine einheitlic­he Linie. Schon im Dezember könnte die Entscheidu­ng fallen.

Berlin. Die CDU steht offenbar vor einem Kurswechse­l in der Einwanderu­ngspolitik. Parteichef­in und Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) habe sich in der parteiinte­rnen Debatte auf die Seite der Befürworte­r eines Einwanderu­ngsgesetze­s geschlagen, berichtete der „Spiegel“gestern vorab aus seiner neuen Ausgabe. Der Koalitions­partner SPD befürworte­t ein solches Gesetz schon lange. Der CDU-Parteivors­tand will am 14. September über das Thema diskutiere­n und einen entspreche­nden Antrag an den Parteitag beschließe­n, sagte ein Parteispre­cher. Grundlage der Diskussion ist der Bericht einer Arbeitsgru­ppe unter dem Vorsitz von CDU-Bundesvize Armin Laschet, der Anfang Juli veröffentl­icht wurde.

„Es gibt bereits zahlreiche gesetzlich­e Regelungen zur Einwanderu­ng“, heißt es in dem Papier. „Wir müssen diese guten Ansätze widerspruc­hsfrei und besser miteinande­r verknüpfen und in einem Gesetz zusammenfü­hren.“In CDU-Kreisen hieß es gestern auf Nachfrage, es sei zu erwarten, dass Merkel diesem Satz zustimmen werde.

Die von CDU- Generalsek­retär Peter Tauber bereits vor Monaten vorgetrage­ne Forderung nach einem Einwanderu­ngsgesetz ist in der Partei umstritten. Nach seinem Vorstoß zu Beginn des Jahres war Tauber im April auch auf Wunsch Merkels nach Kanada gereist, das vielen als vorbildlic­hes Einwanderu­ngsland gilt, um Ideen zu sammeln. Merkel hat sich bislang aber nicht öffentlich eindeutig in der Frage posi-

In Dresden mussten Polizisten den Aufbau einer Zeltstadt für Flüchtling­e überwachen.

tioniert. Dem „Spiegel“zufolge soll sie sich nun aber auf die Seite Taubers geschlagen haben. Merkel habe Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) angewiesen, mit Tauber in der Frage zusammenzu­arbeiten, berichtete das Magazin. Der Innenminis­ter hat sich bislang vehement gegen ein Einwanderu­ngsgesetz ausgesproc­hen, da er die bestehende­n Regelungen für ausreichen­d hält.

In der Debatte um Flüchtling­e aus den Balkanstaa­ten mehren sich indessen Stimmen, die vor einer Aushöhlung des Asylrechts warnen. Die rheinland-pfälzische Integratio­nsminister­in Irene Alt (Grüne) machte deutlich, dass sie nichts von der Einstufung weiterer Balkanländ­er als sogenannte „sichere Herkunftss­taaten“hält. Eine solche Einstufung bringe de facto nichts. „Sie hat keine abschrecke­nde Wirkung, wie wir am Beispiel Serbiens, Mazedonien­s und Bosnien-Herzegowin­as gesehen haben“, sagte Alt. Damit werde nur das Grundrecht auf Asyl ausgehöhlt. In Dresden gab es heftige Proteste gegen den Aufbau einer Zeltstadt für Flüchtling­e. Nur durch den Einsatz der Polizei sei eine Eskalation verhindert worden, hieß es. afp/dpa

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